Martin Tomczyk holt Titel
Valencia - Am liebsten wäre Martin Tomczyk Kindergärtner geworden. Doch dann merkte der Rosenheimer, dass er auch mit Autos ganz gut zurechtkommt. So gut, dass er schließlich Rennfahrer wurde – und seine Karriere am Sonntag mit seinem ersten Titelgewinn in der DTM krönte.
Beim vorletzten Saisonlauf in Valencia genügte Tomczyk ein souveräner dritter Rang, um den Triumph klar zu machen. „Jetzt hammas!”, schrie er über den Boxenfunk, nachdem er mit seinem Audi die Ziellinie überfahren hatte. Elf Jahre nach seinem ersten Rennen in der populärsten Tourenwagenserie Europas ist der 29-Jährige am Ziel: In seinem insgesamt 111. DTM-Rennen sicherte er sich die Meisterschaft.
Wie groß seine Anspannung gewesen war, verriet Tomczyk erst viel später. „Ich habe sogar gebetet: Bitte lass es mich hier vollenden und nicht noch drei Wochen bis zum Finale in Hockenheim warten! Das halte ich nicht mehr aus!”, erzählte er während der Titelfeier in der Audi-Hospitality an der Strecke. Die Party hatte Tomczyk gegen 21 Uhr selbst eröffnet, um drei Uhr morgens machte er sich gemeinsam mit seiner Verlobten, der früheren Rennfahrerin und TV-Kommentatorin Christina Surer, auf den Weg ins Hotel. „Stocknüchtern”, wie er verdeutlichte. „Ich wollte so viel wie möglich von der Feier mitkriegen”, meinte Tomczyk noch.
Das passt zu ihm. In einer Branche, die voll ist von eher kleingewachsenen Testosteronschleudern, ragt er allein schon durch seine Körperlänge heraus. 1,88 Meter misst der Sohn des ADAC-Motorsportdirektors Hermann Tomczyk. Als beim Papa am Sonntag das Handy klingelte, flossen die Tränen. Auch der Junior beschrieb das Telefonat mit seinen Eltern als den „vielleicht schönsten Moment” jenes unvergesslichen 2. Oktobers. Und weiter: „Das war nicht wirklich eine Konversation, eher ein Geheule!”
Tatsächlich hat es in der DTM-Geschichte kaum einen verdienteren Champion gegeben als Tomczyk. Die Karriere des Hobbykochs, der gerne Rezepte aus Frauenzeitschriften nachkocht, war ein ewiges Auf und Ab. Vor dieser Saison warf Audi ihn aus dem Werksteam, Tomczyk bestritt die Saison mit einem Jahreswagen. „Ich habe es nicht als Degradierung, sondern vielmehr als neue Herausforderung verstanden”, sagte er am Sonntag, gab aber auch zu: „Die zehn Jahre davor waren sehr hart. Das ist jetzt eine große Genugtuung.”
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