Maria Riesch: «Moment aufsaugen und abspeichern»
Whistler (dpa) - Wie ein Phoenix aus der Asche: Maria Riesch beeindruckte nach einer verpatzten Abfahrt in der Super-Kombination mit ihrem ersten olympischen Gold. Die Olympiasiegerin über ihre Gefühle nach dem Triumph in Kanada:
Olympiasiegerin Maria Riesch - wie hört sich das an und wie haben Sie die Medaillen-Zeremonie erlebt?
Riesch: «Das war ganz, ganz toll. Im letzten Jahr hab ich etwas Ähnliches erlebt in Val d'Isère. Da war die Goldmedaille im Slalom der Befreiungsschlag ganz am Ende der WM. Meine erste Medaille dort zu feiern mit der Nationalhymne. Aber das heute ist vom Ambiente und von der Stimmung eine Stufe höher. Leider geht alles so schnell vorbei, man möchte den Moment aufsaugen und abspeichern.»
Jetzt haben Sie sich einen Traum erfüllt...
Riesch: «Olympische Goldmedaille. Olympiasiegerin - wie sich das anhört ist einfach Wahnsinn. Das ist der Traum von jedem Sportler. Das Zeug dazu hätten viele, aber das an dem Tag X abzurufen macht mich stolz. Eigentlich war es nur ein Skirennen, eine Abfahrt und ein Slalom, wie man es so oft im Weltcup hat. Aber das Drumherum macht es dann aus.»
Wann begann denn der Traum vom Olympiasieg?
Maria: «Das ist eigentlich ein Kindheitstraum. Ich kann mich an 1998 erinnern, als das Podium mit drei deutschen Sportlern in Zebra-Streifen-Anzügen voll war. Ich hab gedacht, die sind so gut, die deutschen Skifahrer. Das ist Motivation, da muss man nacheifern. Aber nach der Abfahrt war ich mir nicht sicher, ob ich es überhaupt irgendwann mal schaffe.»
Hat die harsche Trainerkritik geholfen?
Riesch: «Es gab schon klare Ansagen beim Teammeeting. Auf der einen Seite verletzt einen das ein bisschen, wenn der Trainer mit den Holzhammer hinterher draufhaut, wenn man schon ein bisschen am Boden ist. Auf der anderen Seite ist es Ansporn und Motivation. Heute konnten wir uns Freude...»
Wo kommt die Medaille zu Hause hin?
Riesch: «Das muss ich mir noch überlegen. Ich habe eine Glasvitrine, in der meine schönsten Trophäen sind. Die Krone vom Slalom in Zagreb, darüber hängt meine Goldmedaille von der WM. Die olympische Goldmedaille ist doch ein bisschen größer und schwerer, die bekommt einen besonderen Platz. Da muss ich schauen, wo der sein wird.»
Wie viele Treppenstufen muss man eigentlich hochgehen, um die Belastung zu spüren, die Sie bei einer Abfahrt haben?
Riesch: «Ich weiß nicht, wie man das vergleichen kann. Gestern nach der Abfahrt war ich so fertig wie noch nie. Ich bin noch fünf Minuten danach atemlos im Zelt gesessen. Das war mit nichts vergleichbar. Natürlich brennt es immer ein bisschen, aber die Abfahrt war schon heftig. Da muss man schon ganz lang stark bergauf laufen, um das zu haben.»
Jetzt haben Sie Ihr großes Ziel erreicht. Was dürfen wir noch erwarten?
Riesch: «Es war das große Ziel, eine olympische Medaille zu holen. Dass es jetzt die goldene ist, ist die Krönung. Alles, was noch kommt, ist Zugabe. Besser geht es nicht mehr. Ich bin Olympiasiegerin, und das kann mir keiner mehr nehmen. Im Super-G erwarte ich keine Medaille, auch im Riesenslalom zähle ich mich auch nicht zum Favoritenkreis, im Slalom kann man das auch nicht ganz so behaupten.»
Aufgezeichnet von Michael Becker und Christian Kunz, dpa
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