Maria Höfl-Riesch: Goldrichtige Antwort
SCHLADMING Zuerst die Faust, dann der Kopf im Nacken und schließlich die Welle: Nach Abfahrt auf vereistem Geläuf und Slalom mitten rein in die Fan-Massen zeigte der Sieger-Jubel von Maria Höfl-Riesch ganz anschaulich, was der 28-Jährigen zuletzt alles so widerfahren ist. Mit einem „irrsinnig gescheiten Lauf" (ORF-Kommentator Thomas Sikora) hat die Garmischerin die Super-Kombination von Schladming gewonnen - ihr zweiter Weltmeistertitel nach Slalom-Gold 2009 in Val d'Isere.
„Dass ich die Tina Maze hier schlagen kann mit so einer Fahrt, die okay war, aber nicht volles Risiko, hätte ich nie gedacht. Gold – das ist Wahnsinn!", sagte Höfl-Riesch, „das hätte ich nicht gedacht. Ich bin einfach froh darüber, wie das heute geklappt hat. Ein richtiger Befreiungsschlag. Ich bin unendlich glücklich."
Das war sie zuletzt nämlich eher selten gewesen, wie sie nach ihrem Triumph erzählte: „Die letzten Wochen waren nicht einfach für mich. Ich hatte leider nicht so viel Zeit, Slalom zu trainieren, auch aufgrund gesundheitlicher Probleme in den letzten Wochen. Und ich war in dieser Saison erst zwei Mal auf dem Podest - das muss man sich mal vorstellen! Mein Ziel hier in Schladming war eine Medaille, egal welche Farbe. Und jetzt im zweiten Rennen schon Gold: Wahnsinn! Das hat den höchsten Stellenwert, den man sich vorstellen kann. Ich wusste, dass ich in der Kombination die meisten Chancen auf eine Medaille haben würde. Es gibt Tage, da geht es einfacher, und Tage, da geht es schwerer. Ich war vom Kopf her locker genug drauf und habe die Nerven behalten.”
Vierte war Höfl-Riesch nach der anspruchsvollen Kombi-Abfahrt gewesen, zwei Zehntelsekunden hinter Maze, der Titelverteidigerin Anna Fenninger, Lara Gut und der zeitgleichen Elisabeth Görgl. Höfl-Riesch sagte über ihren Slalom-Lauf: „Ich hatte nicht das beste Gefühl, fand den Lauf ein bissl zu konservativ." Doch als sie ins Ziel kam, leuchtete die 1 auf. Wenig später fädelten die Schweizerin Gut und die Österreicherin Fenninger ein, und die Speed-Spezialistin Görgl kam mit gewaltigem Rückstand ins Ziel - blieb nur noch die heuer alles überragende Tina Maze. „Ich hab' gedacht: Silber ist super”, erzählte Höfl-Riesch, „und dann ging alles so schnell und ich war Weltmeisterin." Bei Maze ging nämlich nicht alles so schnell: Am Ende war sie fast eine halbe Sekunde langsamer als die Deutsche. Die rannte in den Zielraum, reckte die Faust, wie zum Trotz gegen Markus Wasmeier, den Kritiker vom Schliersee („Bei Maria passt’s im Kopf nicht”, siehe Text unten). Marias goldrichtige Antwort. Derweil fielen sich auf der Tribüne die Freunde vom Fan-Club in die Arme, Mama und Papa inklusive. Es war wohl eine ihrer schönsten La-Ola-Wellen, die Deutschlands beste Skifahrerin dann initieren durfte.
TV-Expertin Martina Ertl-Renz, bis dato die letzte deutsche Kombi-Weltmeisterin, lobte: „Ein perfekter Tag, eine tolle Leistung. Die Maria hat verdient gewonnen. Sie war konzentriert, gespannt, hat alles richtig gemacht. Irgendwie haben wir es heute gespürt. Sie hat in St. Anton zu mir gesagt, dass es vielleicht ganz gut ist, dass sie zuletzt Pech hatte. Weil sie sich so ganz auf die WM konzentrieren konnte." Gold wird nun das Selbstvertrauen wieder stärken. Gut gelaunt sagte Maria: „Ich kann jetzt locker drauflos fahren, hab' mit der Goldmedaille meine Ziele erreicht. Vielleicht geht jetzt auch in der Abfahrt was." Beweistermin: Sonntagfrüh ab elf Uhr.
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