Malte Mohr: "Ich will Lobinger beerben"
AZ: Herr Mohr, am Samstag beginnt die Leichtathletik-WM. Sie gelten als Medaillen-Favorit. Lastet das auf Ihnen?
MALTE MOHR: Ich mache mir wie immer selbst viel Druck. Ich bin noch nicht so hoch gesprungen, wie ich es mir für diese Saison vorgestellt hätte. Deshalb hoffe ich darauf, endlich in Bereiche meiner Bestleistung zu springen und gebenenfalls höher.
Am Sonntag startet ihr Wettbewerb. Was ist drin?
Mein Ziel ist es eine Medaille zu holen. Nach der vergangenen Saison, in der ich als einziger Springer Renaud Lavillenie (Europameister aus Frankreich, d. Red.) die Stirn in den Meetings bieten konnte, kann ich ohne Medaille nicht zufrieden sein.
Wen muss man sonst noch auf der Rechnung haben?
Lavillenie ist momentan mein härtester Gegener und könnte dies auch in den nächsten Jahren sein. Kein Athlet konnte bisher Leistungen zeigen, die einen von uns beeindruckt hätten, deshalb wünsche ich mir auch für diese Weltmeisterschaft einen Zweikampf mit ihm. Kein weiterer Athlet neben uns hätte den Sieg verdient.
Woher beziehen Sie die Kraft für diese Leistungen? Welche Menschen sind für Sie am wichtigsten?
Selbstverständlich sind meine Trainer maßgeblich an meinem Erfolg beteiligt. Chauncey Johnson und Tim Lobinger haben mich die letzten zwei Jahre in die absolute Weltspitze gebracht. Aber zum Sport gehört nicht nur der Sport. Natürlich benötigt man einen Ausgleich...
...Ihre Freundin?
Ja, das ist definitiv meine Freundin Romy, mit der ich fast die gesamte Zeit neben dem Sport verbringe. Leistungsfähig kann man nur sein, wenn man Spaß hat und glücklich ist – und dafür ist sie zuständig. Außerdem bringt sie mich in den richtigen Momenten immer wieder auf den Boden zurück!
Sie sind gebürtiger Bochumer, starten aber für die LG Stadtwerke. Wie würden Sie Ihre Beziehung zur Stadt München beschreiben?
Ich liebe München. Ich bin ja nun auch schon sehr viel in der Welt unterwegs gewesen und es gibt viele Städte, die sehr schön sind und Flair haben. Aber München ist von allen Städten der Welt für mich die vollkommenste. Ich werde mich niemals satt sehen an dieser Stadt.
Haben Sie Heimweh, wenn Sie für große Wettkämpfe – wie jetzt in Südkorea – unterwegs sind?
Ich bin immer froh, wenn es nach einer Reise wieder zurück nach München geht. Die Stadt hat Stil. Nirgendwo in Deutschland findest du diesen Lebensstandard.
Was war Ihr bisher schönster Erfolg?
Das war die Silbermedaille bei der Hallen-WM 2010 in Doha.
Ihr Rekord liegt bei 5,90 Metern. Wie hoch geht es noch?
Ich habe noch einiges an Potenzial, aber je höher es geht, desto schwieriger wird es, die Zentimeter draufzupacken. Mein Ziel ist es, die sechs Meter zu knacken. Ich will meinen Assistenz-Trainer, Trainingspartner und Mentor Tim Lobinger beerben.
Sie haben in der vergangenen Woche, neben anderen Athleten, massiv die Bedingungen im deutschen Trainingslager auf der Urlaubsinsel Jelu kritisiert. Warum?
Ich bin ein gelassener Typ, den nicht viel aus der Ruhe bringt. Ich kann jedoch sehr aufbrausend werden, wenn es darum geht, meine Position zu verteidigen. Ich möchte mich nicht erleben, wenn ich ungerecht oder nicht standesgemäß behandelt werde. Da kann schon mal eine Sicherung durchbrennen.
Wie halten Sie es mit der Psyche im Wettkampf?
Ich bin sehr fokussiert und ehrgeizig. Jedoch schieße ich damit auch nicht übers Ziel hinaus. Ich versuche aus meiner Lockerheit und Unbeschwertheit Kraft zu beziehen. Wenn das nicht gegeben ist, kann ich keine Leistung bringen.
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