Dahlmeier-Suche nach Bergunfall vorerst eingestellt: "Auf einmal steht die Zeit still"

Biathlon-Legende Laura Dahlmeier ist bei einem Bergunfall in Pakistan verunglückt, die 31-Jährige wurde durch einen Steinschlag auf rund 5700 Metern Höhe "mindestens schwer verletzt".
Thomas Becker |
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Laura Dahlmeier ist beim Bergsteigen schwer verunglückt.
Laura Dahlmeier ist beim Bergsteigen schwer verunglückt. © dpa
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Große Sorge um Laura Dahlmeier: Die ehemalige deutsche Biathletin ist beim Bergsteigen im Karakorum-Gebirge in Pakistan schwer verunglückt. Die 31-Jährige sei durch einen Steinschlag am Laila Peak mindestens schwerst verletzt worden, teilte ihr Management mit. Es konnten noch keine Rettungskräfte zur Bergsportlerin vordringen, weil die große Steinschlaggefahr in dem Gebiet anhält. Einzig ein Hubschrauber habe die schwer zugänglich Unglücksstelle überflogen - dabei waren bei der einst besten Biathletin der Welt keine Lebenszeichen zu erkennen.

Am Abend wurde die Suche nach Dahlmeier nach Angaben eines pakistanischen Behördensprechers vorerst eingestellt. Grund sei die hereingebrochene Dunkelheit, wie ein Sprecher der Tourismusbehörde vor Ort am Abend (Ortszeit) mitteilte. Die Suche werde am kommenden Morgen weitergehen.

Dahlmeier wurde von Steinschlag erfasst

Dahlmeier war den Angaben zufolge mit ihrer Seilpartnerin an dem 6.069 Meter hohen Laila Peak unterwegs, als sie am Montag gegen Mittag (Ortszeit) auf rund 5.700 Metern von einem Steinschlag erfasst wurde. Die beiden waren demnach alleine im alpinen Stil unterwegs, das bedeutet mit möglichst leichter Ausrüstung und ohne Expeditionslogistik.

Die Seilpartnerin setzte sofort einen Notruf ab, der Rettungseinsatz wurde umgehend eingeleitet. Aufgrund der Abgeschiedenheit des Gebiets konnte ein Rettungshubschrauber die Unfallstelle erst am Dienstagmorgen erreichen. Beim Flug über die schwer zugängliche Unglücksstelle habe man festgestellt, dass die erfahrene Bergsteigerin mindestens schwerst verletzt sei.

Bisherigen Informationen zufolge geschah das Unglück auf dem Berg Laila Peak, der auf diesem Bild zu sehen ist (Archivbild).
Bisherigen Informationen zufolge geschah das Unglück auf dem Berg Laila Peak, der auf diesem Bild zu sehen ist (Archivbild). © Jeremy Bernard

Ein internationales Bergrettungsteam koordiniere die Bergung, hieß es weiter. Dabei würden die Bergretter von erfahrenen internationalen Bergsteigern und Bergsteigerinnen unterstützt, die sich in der Region aufhielten. Nach Informationen der Bild-Zeitung ist auch Kletter-Star Thomas Huber (58) vor Ort, war an der Rettungsaktion beteiligt und half mit, Dahlmeiers Seilpartnerin Marina Krauss in Sicherheit zu bringen. Huber hatte das Vorwort zu Dahlmeiers Buch "Wenn ich was mach, mach ich‘s gescheid" geschrieben und sie erst im April beim Klettern an der Eiger-Nordwand getroffen.

Der pyramidenförmige Laila Peak liegt unweit des K2, des zweithöchsten Bergs der Welt, nahe der Grenze zu China. Die Region zieht jedes Jahr Bergsteiger an, die Risiken durch Lawinen und Unwetter sind aber hoch. Die Ex-Biathletin war den Angaben zufolge seit Ende Juni mit Freunden in der Region unterwegs. Sie hatte am 8. Juli bereits erfolgreich den Great Trango Tower (6.287 m) bestiegen. Der Laila Peak war das zweite geplante Gipfelziel.

Emotionale Worte von Felix Loch: "Auf einmal steht die Zeit still"

Derweil meldeten sich die ersten Sportler via social media: "Auf einmal steht die Zeit still. Wir alle denken an dich, Laura!!", schrieb der dreimalige Rodel-Olympiasieger Felix Loch auf Instagram. Die zweimalige Langlauf-Olympiasiegerin Evi Sachenbacher-Stehle, später zu den Biathletinnen gewechselt, schrieb: "Wir sind in Gedanken bei dir Laura!"

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Im Januar 2022 war Dahlmeiers Ex-Freund Robert Grasegger im Alter von nur 29 Jahren bei einem Lawinenunglück in Patagonien ums Leben gekommen. Obwohl sie zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ein Paar waren, traf Dahlmeier sein Tod tief.

Die Garmisch-Partenkirchnerin ist staatlich geprüfte Berg- und Skiführerin, aktives Mitglied bei der Bergwacht und gilt als erfahrene und risikobewusste Bergsteigerin. Im Mai 2019 hatte die Oberbayerin im Alter von nur 25 Jahren ihre Karriere als Leistungssportlerin beendet und ein Studium der Sportwissenschaften an der TU München begonnen. Seit 2023 arbeitet sie auch als Berg- und Skiführerin. Neben ihren Berg- und Klettertouren war Dahlmeier zuletzt auch als TV-Expertin für das ZDF aktiv, freute sich im März diesen Jahres im Interview mit der AZ noch über Franziska Preuß` Gewinn des Gesamtweltcups. 

Zuletzt als ZDF-Expertin unterwegs: Laura Dahlmeier, hier mit Maren Hammerschmidt.
Zuletzt als ZDF-Expertin unterwegs: Laura Dahlmeier, hier mit Maren Hammerschmidt. © IMAGO

Dahlmeier war schon als Kind mit ihrem Vater beim Klettern

Schon als Kind wurde Dahlmeier von Vater Andreas zum Klettern und auf Bergtouren mitgenommen. Von ihm lernte sie die alpinistischen Grundkenntnisse. Auch während ihrer Biathlon-Karriere kletterte sie teilweise im maximal ansspruchsvollen Schwierigkeitsgrad IX, in senkrechten 1000-Meter-Wänden im Yosemite-Nationalpark, in 80 Grad steilen Eispassagen in Peru, bestieg den höchsten Berg Irans oder eine 1100 Meter hohe Granitwand des Petit Dru nahe des Montblanc. Ihre Besteigung von Europas höchstem Berg mit den Huberbuam wurde per Video aufgenommen. 

Laura Dahlmeier ist 33-malige Weltcupsiegerin, zweifache Olympiasiegerin und siebenfache Weltmeisterin im Biathlon.
Laura Dahlmeier ist 33-malige Weltcupsiegerin, zweifache Olympiasiegerin und siebenfache Weltmeisterin im Biathlon. © IMAGO

Im Herbst 2023 bestieg sie mit ihrem jüngeren Bruder Pirmin einen Siebentausender im Pamir-Gebirge. Der AZ erzählte sie im Interview dazu: "Wir hatten für sieben Tage Essen und Gas dabei, der Rucksack war gescheit schwer: 23 Kilo." Das schwerwiegendere Problem bei dieser Expedition in ihr bis dahin völlig unbekanntem Gebiet war ein ganz anderes:

"Hätte wärmeren Schuh mitnehmen müssen"

"Ich hatte während der gesamten Expedition Probleme mit kalten Füßen. Im Nachhinein hätte ich einfach einen wärmeren Schuh mitnehmen müssen – oder einen größeren. Ich habe alles Mögliche versucht: Alufolien, Extra-Sohle, zwei Paar Socken, Daunen-Boots, die Schuhe mehrmals während der Tour ausgezogen und die Füße aufmassiert, der Bruder hat meine Füße unter die Achseln genommen, damit das Blut wieder zirkuliert – alles umsonst. Es war halt ein Sechstausender-Schuh, mit dem ich schon in Peru unterwegs war – aber es war halt kein Achttausender-Schuh. Die Locals haben das sofort erkannt, meine Schuhe gesehen und gesagt: ‚No good.‘ Ich war halt noch nie auf so einer Höhe und dachte, das passt schon. Hat nicht gepasst. Dieses am Ende entscheidende Detail habe ich übersehen."

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Bei der nächsten großen Expedition im November vergangenen Jahres, zum 6814 Meter hohen Ama Dablam in Nepal, passierte ihr das natürlich nicht noch einmal. Ihr gelang vielmehr die schnellste bekannte Besteigung des Ama Dablam durch eine Frau. 

Dass sie nun den Laila Peak in den Masherbrum-Bergen in Angriff nehmen wollte, hatte sie vorab nicht öffentlichkommuniziert. "Ankündigungsalpinismus mache ich nicht so gern", hatte Laura Dahlmeier der AZ erzählt, "man weiß ja nie, wie es ausgeht."

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  • loeweauch77 vor 4 Stunden / Bewertung:

    Ich hoffe, dass man sie morgen vom Berg holen kann um ihr zu helfen. Ich bete für sie. Es ist zutiefst beunruhigend dass das alles so weit weg ist, dass sie so hoch oben ist, dass es die zweite Nacht ist. Innerlich schnürt es mir alles ab. Ich schätze sie so wahnsinnig und muss jetzt ständig an unsere Begegnungen in Garmisch, Murnau und Oberammergau denken. Kaum eine Sportveranstaltung wo sie nicht dabei war. All meine Gedanken und Gebete für Laura.

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  • BingoMuc vor 5 Stunden / Bewertung:

    Was für eine Frage! es geht nicht um Erb=dbeeren im Dezember. Es gibt Orte, die für Menschen wichtig sind, wie zb für Bergsteiger, für Segler, für Taucher, Läufer …

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  • Münchnerin01 vor 11 Stunden / Bewertung:

    Gute Besserung

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