Langweiliger, bitte! DEB-Team spielt bei der WM zu spektakulär
Philipp Grubauer, dem NHL-gestählten Torhüter aus Rosenheim, kann keiner schnell was vormachen. Aber einen Feueralarm in der Halle, samt Evakuierung und einer 100-minütigen Spielverschiebung wie vor dem Dänemark-Spiel? "Das hatte ich dann auch noch nie erlebt." Er behielt in all der Warterei und Neufokussierung seine Bierruhe und wehrte alle Schüsse auf sein Tor ab – 1:0-Sieg.
Doch der Feueralarm war nur eine unter vielen spektakulären Entwicklungen bei dieser Weltmeisterschaft in Finnland für die deutsche Nationalmannschaft. Da war ja auch noch der Schock um Tim Stützle – der Star verletzte sich im Spiel gegen Frankreich. Und da gab es auch die sexistische Äußerung einer TV-Reporterin gegenüber der deutschen Co-Trainerin Jessica Campbell. Die Slowakin fragte, wie es denn für Campbell sei, unter den bildhübschen Männern, ob sie sich da nicht vielleicht von dem ein oder anderen angezogen fühlte. Ein Affront, bei dem die professionelle Campbell zuerst dachte, sie hätte sich verhört.
Und nicht zuletzt ist da ja auch noch das aufregende Sportliche. Nach der Auftaktniederlage gegen Kanada folgten drei Siege – alle mit einem Tor Unterschied. Baldrian–Bedarf bis in die Schlusssekunden. Gerade auch, weil es zweimal ja auch gegen direkte Konkurrenz um die Viertelfinalplätze ging. Das fünfte WM-Spiel gegen den Abstiegskandidaten Italien war eine Pflichtaufgabe – 9:4. Am Sonntag, 15.20 Uhr, geht es gegen Kasachstan weiter.
DEB-Defensive steht grundsätzlich sicher
Grundsätzlich stellt sich die deutsche Defensive gut an. Sie ließ in den drei Spielen vor der einseitigen Nummer gegen Italien nur drei Gegentore zu. Was aber auch an souveränen Auftritten der Torhüter Grubauer und Mathias Niederberger und der Hilfe der Stürmer um Maximilian Kastner lag. Bundestrainer Toni Söderholm sieht für den weiteren Turnierverlauf aber Löschbedarf.
"Wir müssen die Momente im Spiel finden, wo man langweiliger spielen muss", meint Söderholm. "Es gibt Gefahrzonen auf diesem Level, überall auf dem Eis, aber vor allem in der Mitte.“ Denn verliert seine Truppe in der neutralen Zone die Scheibe, flitzen die Gegner überfallartig auf das deutsche Tor zu. Der Bundestrainer fordert seine Mannschaft auf, in diesen Situationen dann weniger forsch, sondern "passiver" zu spielen.
Leon Gawanke und Stürmer Lukas Reichel nachgerückt
An der Mission "Langweiliger, bitte!" sind seit Freitag zwei Jung-Stars beteiligt: Verteidiger Leon Gawanke und Stürmer Lukas Reichel, die aus Nordamerika zur Nationalmannschaft nachrückten. Reichel (ein Tor, zwei Vorlagen gegen Italien) sagt: "Ich bin einer der Jüngsten. Ich will einfach Energie reinbringen auf dem Eis und spielen, wie ich sonst auch spiele. Dass die anderen sehen: Der Kleine, der läuft und der will."
Reichel hat in dieser Saison schon einige Male in der NHL gespielt, mit Superstar Patrick Kane in einer Reihe. Der 20-Jährige hat trotz seines jungen Alters schon die Bierruhe. Der Spross der berühmten Eishockeyfamilie Reichel stammt wie Grubauer aus Rosenheim.
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