Langer und die große Gaudi
Das Golf-Idol verspielt beim Sieg von Nick Dougherty den Triumph in Eichenried, lässt sich aber trotzdem feiern.
EICHENRIED Am letzten Loch, kurz nach halb 7, gab es dann große Ovationen. Freilich keine ausgelassene Party, Deutschland-Fahnen wie beim Triumph von Martin Kaymer im Vorjahr schwenkte das Publikum diesmal nicht. Längst dahin war die Hoffnung auf den ersten Sieg von Bernhard Langer in Eichenried, doch die Zuschauer feierten ihren Liebling trotzdem. Der 51-Jährige genoss es mit einem Lächeln.
Das Golf-Idol lachte oft in dieser Woche. In diesen vier Tagen vermutlich mehr als in den letzten 19 Jahren in Eichenried zusammen. Selbst an einem durchwachsenen Tag wie gestern, an dem er als Zweiter vor der Schlussrunde ging noch vom Sieg träumte, bevor er mit einer 72er-Runde auf den neunten Platz abrutschte, sechs Schläge hinter Nick Dougherty, dem 27-Jährigen aus Liverpool, der dank einer grandiosen Schlussrunde noch den Südafrikaner Retief Goosen, den Führenden nach dem dritten Tag, abfing und den ersten Sieg seit Oktober 2007 feierte (siehe rechts).
Doch gefragt bei den Fans waren weder Doughertys noch Goosens Autogramme, sondern nur die von Langer. „War heute nicht mein Tag“, sagte er, „tut mir leid für die vielen Fans, die mich haben siegen sehen wollen. Ich habe es dennoch genossen und viel Spaß gehabt in dieser Woche.“
Vom Spaß sprach er immer wieder, von der Gaudi am Golfen. „Seit zwei Jahren“, sagte er, „genieße ich das Golfspielen einfach mehr.“. Vor allem auf der Champions Tour, der familiären Altherrenliga der Profigolfer, erzählte er.
Weil sie, die alten Haudegen, dann immer miteinander frühstücken und abends einen heben und viel plaudern, wie Langer schilderte. Geschichten von früher, Anekdoten von einst. Altes Golfer-Latein halt.
In Eichenried ist es nur die Verbundenheit, dass Langer jedes Jahr vom Wahl-Domizil Florida über den Atlantik jettet, dann als ältester Spieler am Platz steht. Inzwischen redet er auch wie ein Rentner, der aus dem Ruhestand an den alten Arbeitsplatz zurückkommt und sich wundert, was sich in Beruf so getan hat. „Wenn ich sehe, wie weit die jungen Leute den Ball heute schlagen", sagte er dieser Tage, „das ist ja Wahnsinn." Kraftmäßig kommt Langer da nicht mehr mit, seine Abschläge sind meist 30 Meter kürzer. Seine Leistung nun war umso höher einzuschätzen, das wusste er auch selbst. „Mit 51 noch vorne mitzuspielen, das ist doch nicht schlecht.“ Wahrlich nicht.
Noch eine Woche wird Langer in der alten Heimat in Anhausen bleiben, dann geht es wieder zurück zu Frau Vikki und den vier Kindern in die USA. Doch schon am Sonntag kündigte Langer für 2010 die Rückkehr nach Eichenried an. Was lustig klang, weil er, der schmalbrüstige Asket mit den hängenden Schultern, plötzlich wie einst Schwarzenegger im Terminator auf Englisch ankündigte: „I’ll be back.“ In beiden Fällen jedoch auch eine Drohung für den Gegner, ob bei Arnie oder Bernie.
Und wie lange er noch hier spielen werde? „So lang mich die Leute hier sehen wollen“, sagte er. Also ein Leben lang.
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