Lance Armstrong: "Diese Tour de France ist sein Begräbnis"

Falls der US-Radler das Zeug zu einer Legende hat, ist Lance Armstrong gerade dabei, sie selbst zu zerstören. Viele finden: Geschieht ihm recht. Rudi Altig sagt: „Ich habe überhaupt kein Mitleid mit ihm.“
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Ein Bild des Jammers: Der ehemalige Tourminator Lance Armstrong (38), der die Frankreich-Rundfahrt sieben Mal gewinnen konnte, ist nur noch ein Schatten seiner selbst.
dpa Ein Bild des Jammers: Der ehemalige Tourminator Lance Armstrong (38), der die Frankreich-Rundfahrt sieben Mal gewinnen konnte, ist nur noch ein Schatten seiner selbst.

MORZINE - Falls der US-Radler das Zeug zu einer Legende hat, ist Lance Armstrong gerade dabei, sie selbst zu zerstören. Viele finden: Geschieht ihm recht. Rudi Altig sagt: „Ich habe überhaupt kein Mitleid mit ihm.“

Er japste. Den Blick stier zu Boden gesenkt, das Gesicht zu einer Fratze der Qualen verzerrt, so stampfte er in seine Pedale. Der Mann, der jahrelang seine Konkurrenten über die Schmerzgrenze zwang, der durch seine brutalen Antritte deren Willen und Körper förmlich gebrochen hatte, war nur noch eine Jammergestalt auf dem Rad.

Es sind Bilder, die Lance Armstrong (38) sich und seinen Fans hätte ersparen können. Aber der siebenmalige Gewinner der Tour de France, der vier Jahre nach seinem Rücktritt 2005 sein Comeback gab, wollte ja unbedingt seinen achten Gesamtsieg in Frankreich einfahren. Das kann er jetzt vergessen.

Auf der 8.Etappe brach Armstrong vollkommen ein, er verlor fast zwölf Minuten auf die Spitze. „Das war ein sehr schwarzer Tag für mich. Meine Tour ist aus sportlicher Sicht beendet“, sagte er. Die restlichen Etappen wolle er „jetzt genießen“. Zwölf Minuten sind im Radsport eine halbe Ewigkeit. Es ist der Beleg, dass Armstrongs Zeit abgelaufen ist, auch wenn er das nicht wahrhaben wollte.

„Ich denke, dass viele nur darauf gewartet haben, Lance so zu sehen“, sagt der ehemalige deutsche Rad-Star Marcel Wüst, der mit Armstrong befreundet ist. „Er hat sich in seiner Karriere nicht nur Freunde gemacht.“ Armstrong bekam ob seiner Unerbittlichkeit den Beinamen der „Kannibale“. Doch mit seinem Comeback hat sich der Multi-Millionär nur selber zerfleischt.

„Ich habe überhaupt kein Mitleid mit Armstrong“, sagt Deutschlands Rad-Legende Rudi Altig der AZ, „was für ein Verlangen nach Selbstbestätigung muss man haben, um immer wieder auf die Bühne zurück zu müssen? Armstrong hat es so gewollt, jetzt zahlt er den Preis dafür, da muss er durch. Er hätte sich das besser alles erspart.“ Andy Schleck, der Zweitplatzierte der Tour: „Wenn ich ehrlich bin, tut Lance mir sogar etwas leid.“

Mitleid ist für den Tourminator die vielleicht schlimmste Demütigung. Zudem geraten dessen Errungenschaften immer mehr ins Zwielicht: Die Zweifel, ob er seine früheren Glanzleistungen sauber erbracht hat, werden immer größer. US-Dopingermittler haben Armstrong ins Visier genommen. Sein Ex-Teamkollege Floyd Landis, selber des Dopings überführt, belastet Armstrong schwer, auch andere ehemalige Weggefährten wie George Hincapie wollen mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten. Armstrongs Ex-Frau soll vernommen werden.

„Diese Tour ist sein Begräbnis“, titelte die spanische Zeitung „Marca“. Armstrong trägt seine eigene Legende zu Grabe.

Matthias Kerber

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