Kufenkönigin Geisenberger holt zweites Rodel-Gold – Silber für Hüfner

Natalie Geisenberger wird ihrer Favoritenrolle gerecht und rast überlegen zum Olympiasieg. Tatjana Hüfner darf sich über Silber freuen.
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Natalie Geisenberger wird ihrer Favoritenrolle gerecht und rast überlegen zum Olympiasieg. Tatjana Hüfner darf sich über Silber Freude.

Krasnaja Poljana  – Innig umarmte Kufenkönigin Natalie Geisenberger Bundestrainer Norbert Loch und stürmte mit der Deutschland-Fahne zu ihrem Vater Helmut. Standesgemäß mit der vierten Bestzeit beendete die 26 Jahre alte Weltmeisterin ihre einsame Fahrt zum Olympia-Triumph und setzte das Gold-Abo der deutschen Rodel-Frauen bei Winterspielen fort. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, meinte Geisenberger mit Tränen in den Augen.

Zwei Tage nach dem Coup von Felix Loch wurde auch Geisenberger ihrer Favoritenrolle auf der Eisrinne von Krasnaja Poljana gerecht. Mit mehr als 1,1 Sekunden Vorsprung auf Teamkollegin Tatjana Hüfner fuhr sie am Dienstag überlegen zu ihrem ersten Olympiasieg. Im rasanten Rodel-Sport eine Ewigkeit – und der größte Vorsprung in einem olympischen Frauen-Rennen seit 50 Jahren. „Wunderbar!“, sagte Olympiasieger Loch und fügte in der ARD hinzu: „Sie war sehr, sehr gut drauf. Trotzdem war ich noch a bisserl nervös. Deshalb freut's mich sehr, dass sie heute gewonnen hat. Sie hat mit dem Sieg heute die letzten zwei Jahre gekrönt.“

Vancouver-Olympiasiegerin Hüfner machte als Zweite den deutschen Doppelerfolg perfekt und hat nach Bronze 2006 und Gold 2010 nun den kompletten Medaillensatz beisammen. Dritte wurde die frühere Weltmeisterin Erin Hamlin (USA). Dagegen gingen die hoch gewetteten russischen Frauen um die frühere WM-Zweite Tatiana Iwanowa leer aus. Völlig entspannt präparierte Geisenberger ihren Schlitten vor dem letzten Durchgang – der bayerische Teamkollege Loch direkt an ihrer Seite. „Ich kann mit dem Druck umgehen. Ich habe ihn mir ja selber gemacht“, hatte die Top-Favoritin vor ihrem Gold-Rennen betont.

Und tatsächlich ließ die blonde Miesbacherin, die im Weltcup in diesem Winter sieben von acht Rennen gewinnen konnte, vor den Augen ihrer Eltern im selektiven Eiskanal des „Sanki“ Sliding Centers nie einen Zweifel an ihrem Sieg aufkommen. „Sportlerinnen mit dieser Ausstrahlung kann man nie genug haben“, sagte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes.„Man kann Natalie zu so einer Saison nur gratulieren. Wir haben selten so einen souveränen Olympiasieg gefeiert“, lobte Thomas Schwab, Sportdirektor des Bob- und Schlittenverbands für Deutschland und hob auch die Leistung von Hüfner hervor. „Tatjana hat sich aus dem Trainingstief herausgearbeitet. Da ziehe ich den Hut vor.“

Im Auftaktdurchgang zauberte die 26-Jährige einen fantastischen Bahnrekord in die Eisrinne und lag gleich mal fast eine halbe Sekunde vorne. Eng ist anders! Die Konkurrenz war geschockt, da störte die Miesbacherin selbst ihr Missgeschick kurz vor dem Start nicht. „Mein Rennschuh ist einfach aufgeplatzt, zum Glück hatte ich einen anderen dabei“, erzählte sie nachher – und zeigte fast schon ein Siegerlächeln. Auch in Lauf zwei fuhr Geisenberger Bestzeit und hatte vor den entscheidenden Durchgängen bereits beinahe acht Zehntelsekunden Vorsprung. „Da geht nichts mehr. Da müsste schon einiges passieren“, prophezeite Nagano-Olympiasiegerin Silke Kraushaar-Pielach vor dem zweiten Teil des einseitigen Gold-Rennens.

Und die Oberhoferin, die zusammen mit ihrer früheren Konkurrentin Sylke Otto den Gold-Triumph Geisenbergers verfolgte, sollte recht behalten: Geisenberger legte auch in Lauf drei Bahnrekord vor. Ihre siegesgewissen Fans stimmten schon einmal „Natalie“-Sprechchöre an. Der vierte Durchgang wurde dann zur Triumphfahrt für die Weltmeisterin. Es war der fünfte Olympia-Sieg in Serie für die deutschen Rodel-Frauen.

Lange, viel zu lange angesichts ihrer eigenen Ansprüche hatte Geisenberger im Schatten von Hüfner gestanden. Meist blieb ihr nur Rang zwei, die ganz große Aufmerksamkeit erhielt ihre Konkurrentin. Dies änderte sich erst in der vergangenen Saison: Erstmals holte Geisenberger den Gesamt-Weltcup und den WM-Sieg. Seitdem ging es für die ehrgeizige Athletin nur nach oben. „Sie zweifelt nicht mehr an sich, rodelt locker und befreit auf, macht weniger Fehler als früher“, sagte Trainer Georg Hackl.

Nun ist Geisenberger endlich am Ziel ihrer Träume. Für Hüfner, deren Olympia-Start wegen anhaltender Rückenprobleme lange infrage gestanden hatte, reichte es diesmal nicht für ganz oben auf dem Podest. Am Ende einer Saison voller Hindernisse war die 30-Jährige aber sichtlich glücklich mit Silber. Im Training war die viermalige Weltmeisterin überhaupt nicht mit der Eisrinne zurecht gekommen. „Die Bahn ist einfach sehr speziell. Als Rodler versucht man immer, Wellen zu vermeiden. Aber hier muss man in Kurve fünf Wellen hereinfahren“, erklärte Hüfner das Problem.

Im Rennen riss sich die Vancouver-Olympiasiegerin zusammen: Nach Rang drei im ersten Lauf eroberte sie im zweiten Durchgang den Silber-Platz – und gab diesen nicht mehr her. Die dritte deutsche Starterin Anke Wischnewski verbesserte sich im letzten Lauf noch um einen Platz auf Rang sechs.

 

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