Kritik half: Langläuferinnen im Stimmungshoch
Whistler (dpa) - Auch eine mehr als neunstündige Autofahrt konnte die Stimmung der deutschen Langläuferinnen nicht trüben. Nach langer Fahrt kletterten Evi Sachenbacher-Stehle, Katrin Zeller, Nicole Fessel und Miriam Gössner aus dem von Frauen-Trainer Janko Neuber chauffierten Mietwagen.
Scherzend und lachend bezogen die Athletinnen ihr Quartier im olympischen Dorf in Whistler. Trotz der sich aufbauenden olympischen Anspannung erinnert im Team nichts mehr an die trostlosen Tage vor einem Monat, als die Langläuferinnen mangels Leistung praktisch abgeschrieben waren.
«Es war völlig richtig von den Trainern, dass sie uns aus der Tour de Ski abgezogen haben. Ein Durchlaufen hätte nichts gebracht», sagt Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) und spricht damit für ihre Team-Kolleginnen, die es ähnlich sehen. Statt weiter niederschmetternde Ergebnisse hinnehmen zu müssen und sich damit massiver Kritik ausgesetzt zu sehen, versammelte Neuber die Damen in Toblach. «Die Maßnahme hat richtig was gebracht. Ich bin seitdem wieder gut drauf», erzählt Sachenbacher-Stehle.
Die Kritik war heilsam und förderte weiter den Team-Gedanken. «Klar haben wir uns geärgert, was alles so über uns berichtet wurde. Es waren ganz viele Unwahrheiten dabei, am Ende haben wir darüber nur noch gelacht», meint die Staffel-Olympiasiegerin von 2002. Ihre damalige Gold-Kollegin Claudia Nystad (Oberwiesenthal) ergänzt: «Was wurde für Unsinn berichtet. Von wegen Straftrainingslager und so weiter. Wir haben uns noch mal vorbereitet, so wie es vor einem Saisonhöhepunkt sein muss.»
«Es war ja nicht so, dass die Mädels nichts gemacht hatten vor und im Laufe der Saison. Es hatte nur nicht den Erfolg, weil im individuellen Training eben nicht immer mit der nötigen Konsequenz gearbeitet wurde. Das Wichtigste aber war, dass alle die Notwendigkeit erkannt hatten und voll mitzogen. Und vor allem, dass es gleich Erfolgserlebnisse in Form von starken Resultaten beim Weltcup in Rybinsk gab», sagt Bundestrainer Jochen Behle. Der 49-Jährige hatte wie immer in komplizierten Situationen mit seiner Kritik nicht hinter dem Berg gehalten und damit die Diskussion um den Frauen-Langlauf in Schwung gebracht. Wieder einmal sieht er sich jetzt in seinem Vorgehen bestätigt.
Wunderdinge wie ein Olympiasieg wie 2002 werden in Vancouver von den Langläuferinnen kaum zu erwarten sein. Im Team-Sprint und in der Staffel möchte Behle sie aber um die Medaillen mitfighten sehen. Und damit ist er mit seinen Schützlingen ausnahmsweise auf einer Wellenlänge. Das «Eine für alle, alle für Eine»-Motto hat das Team ergriffen. Schon beim Weltcup am Freitag und Samstag in Canmore fieberten alle mit den Kolleginnen mit, Freude sich über gute Resultate, spendeten sich untereinander Trost, wenn es nicht so lief. Mit dieser Stimmung und Einstellung können auch in Whistler Berge versetzt werden.
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