Krise? Welche Krise?

10 000 Euro für ein Ticket und 19 350 Euro fürs Parken. So feiern die Schönen und Reichen.
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Am Wasser sind die besten Plätze - und auch die teuersten. Von den Booten aus haben die Zuschauer freie Sicht auf die Rennstrecke.
xpb.cc Am Wasser sind die besten Plätze - und auch die teuersten. Von den Booten aus haben die Zuschauer freie Sicht auf die Rennstrecke.

10 000 Euro für ein Ticket und 19 350 Euro fürs Parken. So feiern die Schönen und Reichen.

MONACO Fernando Alonso tippt unzähligen wildfremden Menschen an die Schulter, als er sich, nur von seinem Masseur begleitet, in der prallen Sonne seinen Weg durch die Fanmenge bahnt zur schwimmenden Plattform des Red-Bull-Rennstalls. Alonso bleibt vor einem Absperrband stehen, zückt sein Handy, wählt, schaut hinauf, winkt, ruft: „Komm runter.“

Die Aufforderung gilt Mark Webber, dem australischen Teamkollegen von Sebastian Vettel. Als der endlich kommt, einen albernen Tretroller in der Hand, zeigt Alonso auf eine kleine metallic-braune Motoryacht; die kleine Gruppe steigt hinein, das Boot legt ab - um wenig später am anderen Ende des Yachthafens vor einer beeindruckenden langen Yacht mit dunkelblauer Unterseite anzuhalten - das Lieblingsspielzeug von Alonsos Chef bei Renault Flavio Briatore, die Force Blue.

65 Meter lang ist das Boot des Formel-1-Playboys, an diesem Wochenende übernachten hier neben Briatore und seiner Frau auch Alonso und Formel-1-Oberzampano Bernie Ecclestone. Auch das Krisentreffen der Teamchefs am Freitag findet auf der Force Blue statt.

Hier, nur wenige Meter vom Festland entfernt, haben die Wichtigen der Formel während des anstrengenden Formel-1-Wochenendes im Fürstentums ihre Ruhe vor den Fans, hier können sie sich auf die Vollgashatz durch das enge Leitplankengewirr des Fürstentums vorbereiten. Und nicht nur sie. Der Yacht-Hafen des Fürstentums ist proppevoll. BMW und Williams haben eine Yacht für ihre Sponsoren und Edelfans gemietet, Force-India-Chef Vijay Mallya hat seine Indian Empress von Indien nach Monaco schippern lassen, auch Force-India-Pilot Giancarlo Fisichella ist mit seiner eigenen, deutlich kürzeren Boot, gekommen.

Aber es sind bei weitem nicht nur Fahrer und Teamchefs, die ihre Yachts dabei haben. „Der beste Ort, um das Rennen zu sehen, ist die Boxengasse. Oder ein Boot", sagt Nico Rosberg.

Sich sonnen, während die Boliden vorbeirasen, das geht tatsächlich nur hier.

„Früher standen die Zuschauer direkt in den Kurven, nur von den Zäunen geschützt. Das geht heute aus Sicherheitsgründen natürlich nicht mehr. Heute musst du, um die beste Sicht auf das Rennen zu haben, eine Einladung für eine Yacht haben", erklärt BMW-Pilot Nick Heidfeld. Oder dafür zahlen: Bis zu 10000 Euro für das Wochenende kostet ein Ticket für einen Platz auf dem Wasser. Die Klientel scheint das nicht zu stören. Man wahrt einfach weiter den Schein. Krise? Vielleicht in der restlichen Welt.

Insgesamt 136 Yachten liegen an diesem Wochenende jedenfalls vor Monte Carlo vor Anker. „Wir sind sehr zufrieden mit der Auslastung", sagt Johan Pizzardini vom Yacht Club de Monaco. Richtig enthusiastisch wird er aber nicht, wenn er von seinem Büro aus auf den proppevollen Hafen blickt, auf dem die großen Boote um die Wette in der Sonne glitzern. „In Monaco gehören Yachten zum ganz normalen Stadtbild, für uns ist das nichts Besonderes", sagt er. Für die Besitzer offenbar auch nicht.

Durchschnittlich 37 Meter lang sind die Boote im Yachthafen, für ein 25 Meter langes Schiff zahlen die Besitzer schlappe 19 350 Euro Parkgebühren für das Wochenende.

Die Indian Empress ist 95 Meter lang. Donnerstagabend beschallen die Mallyas indische Partyfreunde ganz Monte Carlo mit Tanzmusik. An Deck tanzen auf drei Etagen die Reichen, Schönen und Adabeis von Monte Carlo. Immer in der Hand: Ein immer neues Glas voll von Champagner. Bis morgens um vier tanzen die Menschen, solange eben, bis auch Mallya ins Bett möchte. Der schläft nämlich natürlich auch nicht im Hotel.

Filippo Cataldo

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