Krieg der Rennbahnen
MÜNCHEN Mal ist nebenan die Hecke zu hoch, mal sind die Kinder zu frech – es gibt viele Gründe für einen zünftigen Nachbarschaftsstreit. Im Münchner Osten haben die benachbarten Galopper in Riem und die Traber in Daglfing zwar keine Probleme mit unliebsamem Schattenwurf oder dem Nachwuchs – sie kämpfen um die Vorherrschaft im Pferderennsport – seit jeher. „Das Zusammenwirken war sicherlich noch nie ideal”, sagt Riems Präsident Norbert Poth, „das hat sich in Doppelrenntagen geäußert, bei denen man sich gegenseitig Zuschauer weggenommen hat.” Wie am Sonntag, wenn Riemer Aufgalopp und Daglfinger Renntag auf einen Tag fallen.
Die beiden Rennsportvereine pflegen seit Jahren ein herzliches Nicht-Verhältnis – unterbrochen von seltenen Telefonaten, wenn es um die Koordinierung der Termine geht, was bei rund 40 Renntagen in Daglfing und 14 in Riem eben nicht immer klappen kann.
Doch nun, wenige Tage vor dem Saisonstart in Riem, fliegen im Münchner Osten die Fetzen, es herrscht ein Krieg der Rennbahnen. Denn erstmals veranstaltet Riem am selben Tag wie Daglfing auch Trabrennen. „Das machen wir, um den Zuschauern Abwechslung und den Trabern zusätzliche Gewinne zu bieten”, erklärt Riems Präsident Poth.
Sein Daglfinger Amtskollege Max Stadler nimmt ihm den guten Willen nicht ab. „Die machen das doch nur, weil sie zu diesem Zeitpunkt der Saison noch nicht genug fitte Galopper beisammen haben. Riem kann gerne an anderen Tagen fünf Trabrennen veranstalten”, wettert Stadler auf AZ-Nachfrage, „aber das auf unseren Renntag zu legen, ist keine Art unter Gentlemen.”
Bis vor wenigen Wochen gaben beide Vereine wenigstens vor, um eine Lösung des Problems bemüht zu sein. Die zwei Trabrennen in Riem sollten um 13.30 Uhr starten – und Daglfing danach übernehmen. Doch plötzlich gab es nicht genug Starter für Riem, obwohl dort wesentlich höhere Siegprämien ausgeschüttet werden – laut Poth im Schnitt 3000 Euro gegenüber 1500 in Daglfing. Ein Rennen musste sogar abgesagt werden. Riems Generalsekretär Rudolf Oster wittert eine Intrige: „Mehrere Trainer wollten sich beim Trabdachverband HVT für unsere Rennen anmelden, doch dort hat man ihnen gesagt: ,Das macht keinen Sinn, die Rennen fallen eh aus.’ Das ging definitiv nicht mit rechten Dingen zu. Ich könnte mir denken, dass das etwas mit Stadler zu tun hat.”
Auch Riems Präsident Norbert Poth ist mächtig sauer auf Stadler. „Als ich vor einem Jahr gewählt wurde, haben mich einige Leute vor ihm gewarnt”, so Poth, „aber ich wollte es dennoch mit ihm versuchen. Jetzt weiß ich: Diesem Mann kann ich nicht vertrauen, er hat uns belogen. Unter meiner Präsidentschaft wird es keine Kooperation mehr geben.”
Stadler ist empört: „Das ist eine böswillige Unterstellung. Ich habe damit nichts zu tun”, entgegnet der ehemalige HVT-Boss, sagt aber auch: „Wir empfinden die Trabrennen in Riem unseren Veranstaltung als Affront.” Daglfings Traber-Legende Gerhard Biendl pflichtet Stadler bei: „Jeder vernünftige Traber hält zu Daglfing, das ist doch logisch. Ich würde nie in Riem starten. Trabrennen gehören auf Sand und nicht auf Gras.”
Die Riemer Verantwortlichen wollen den Kontakt zu den Nachbarn abbrechen: „Wir haben ihnen nichts mehr zu sagen, wir brauchen die zu gar nichts.”
- Themen: