Kraftakt im Krimi: „Das ging gehörig an die Nerven“
Deutschland zieht durch ein 30:29 über Schweden in die Hauptrunde der EM ein. Keeper Heinevetter als Matchwinner. „Das wäre ein Riesen-Debakel gewesen. Jetzt sind wir einfach nur glücklich.“
INNSBRUCK Es war keine Jubelpose und auch nicht seine berüchtigte Meuchel-Faust, Bundestrainer Heiner Brand atmete nach dem Schlusspfiff nur kräftig durch. Gewonnen, EM-Aus abgewendet, so das Fazit. „Das ging gehörig an die Nerven, aber aufgrund der Leistungssteigerung haben wir den Sieg verdient“, sagte der Bundestrainer nach dem Erreichen der Hauptrunde.
Doch rechte Euphorie wollte bei Brand nach den 30:29-Krimi über Schweden nicht aufkommen. Brand: „Wenn wir bei dieser WM noch was reißen wollen, dann müssen wir uns steigern. Kräftig steigern. Es war ein echter Kraftakt.“
Mit dem Erfolg im abschließenden Gruppenspiel gegen den Rekord-Europameister feierte die DHB-Auswahl den ersten Sieg im Turnier und erreichte so das erklärte Minimalziel. In Innsbruck trifft das Team nun auf Olympiasieger und Weltmeister Frankreich, den Olympia-Dritten Spanien sowie Ungarn oder Tschechien. „Das sind alles Top-Mannschaften, gegen die es richtig hart wird“, sagte Rückraumspieler Lars Kaufmann (Frisch Auf Göppingen). Doch Brand hatte da seinen Optimismus schon wieder gefunden: „Mit dem gewonnenen Selbstvertrauen wollen wir nun den einen oder anderen namhaften Gegner ärgern.“
Beste deutsche Werfer waren Holger Glandorf (8) und Torsten Jansen (7/3). Im Tor bot der Berliner Silvio Heinevetter eine starke Leistung. „Von uns fällt eine große Anspannung ab, wir sind einfach nur glücklich“, sagte der 25-jährige Heinevetter, der durch seine Liaison mit der 19 Jahre älteren Schauspielerin Simone Thomalla, die sich gerade für den „Playboy“ entblättert hat, für Aufsehen gesorgt hatte. Heinevetter: „Das wäre ein Riesen-Debakel gewesen, aber die Mannschaft hat ein Riesen-Kämpferherz bewiesen und verdient gewonnen.“
Abwehrchef Oliver Roggisch sah in der 52. Minute nach drei Zeitstrafen die Rote Karte, war am Ende aber dennoch happy. „Wir haben heute endlich zwei gute Hälften gespielt“. Wir haben zwar nur einen Punkt, aber wir werden jetzt wieder versuchen, jedes Spiel zu gewinnen.“
Nach der Auftaktpleite gegen Polen (25:27) und dem glücklichen Unentschieden gegen Slowenien (34:34) geht das deutsche Team allerdings mit der Hypothek von 1:3 Punkten in die nächsten Spiele und dürfte bei nur einer weiteren Niederlage wohl keine Chance mehr auf das Halbfinale haben.
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