Kölner Haie drohen abzusaufen
KÖLN - Erstmals seit 1981 verpasst der DEL-Klub die Playoffs. "Sportliche und finanzielle Krise. Uns steht das Wasser bis zum Hals."
Die Kölner Haie haben den Tiefpunkt ihrer sportlichen Talfahrt erreicht. Nach dem 1:3 gegen die Krefeld Pinguine steht vier Spieltage vor Ende der Hauptrunde fest, dass der Vize-Meister der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) erstmals seit 28 Jahren nicht an den Playoffs teilnehmen wird. Der Traditionsclub, der seit 1973 ununterbrochen in der obersten deutschen Klasse spielt, steckt aber nicht nur in einer sportlichen, sondern auch in einer finanziellen Krise. „Uns steht das Wasser bis zum Hals“, sagte Haie- Geschäftsführer Thomas Eichin
Bei den Kölnern ging in dieser Saison so ziemlich alles schief, was schiefgehen konnte. Für Eichin spielt dabei auch der Erfolg des Vorjahres eine Rolle: „Wir haben uns nach der Vize-Meisterschaft wohl zu sicher gefühlt. Mit dem Wissen von heute hätten wir früher mit dem Hammer dazwischenhauen müssen.“ Auf die sportliche Misere zum Auftakt der Hauptrunde reagierte der Verein aber erst nach sieben Niederlagen in Serie – mit der Entlassung von Coach Doug Mason. Dessen Nachfolger Clayton Beddoes blieb nur zweieinhalb Monate im Amt, Rupert Meister ist bereits der dritte Cheftrainer in der laufenden Spielzeit.
Eichins Kritik richtet sich nach 31 Niederlagen in 48 Begegnungen aber vor allem an die Spieler: „Viele haben ihr Leistungsvermögen nicht abgerufen und die Führungsspieler zu wenig Verantwortung übernommen.“ Personelle Konsequenzen zog der Club mit der Freigabe von Stéphane Julien, Kamil Piros und Harlan Pratt Ende Januar. Auch wirtschaftlich wäre es laut Eichin „unvernünftig“ gewesen, die Spieler nicht abzugeben. Schließlich hatte Hauptsponsor Heinz Hermann Göttsch kurz zuvor angekündigt, sein Engagement beim achtmaligen deutschen Meister erheblich einzuschränken.
Auch viele Fans wenden sich von den Haien ab. 10 158 Zuschauer im Schnitt besuchen die Heimspiele in der multifunktionalen LANXESS arena, die bei Eishockeyspielen 18 500 Menschen Platz bietet. In der vergangenen Saison, als der an einem Gehirntumor erkrankte Torwart Robert Müller die Haie bis ins Playoff-Finale geführt hatte, kamen noch durchschnittlich 13 098 Fans. Hochgerechnet auf 26 Heimspiele in der Hauptrunde macht das ein Defizit von rund 76 500 Zuschauern. Die Einnahmen gegenüber der Vorsaison werden schätzungsweise um eine Million Euro zurückgehen.
Um in der kommenden DEL-Spielzeit wieder mehr Fans in die Arena zu locken, was in erster Linie über sportlichen Erfolg funktioniert, arbeiten die Verantwortlichen um Geschäftsführer Eichin zurzeit an einem „schlagkräftigen, hungrigen Haie-Team“. Ersetzen müssen sie Kapitän Dave McLlwain, der seit 2000 für Köln spielt und seine Karriere nach 22 Profi-Jahren am Saisonende beendet. „Dave ist als Typ sicher schwer zu ersetzen. Er ist eins der Gesichter der Haie. Ich bin aber sicher, dass langfristig andere Spieler diese Rolle übernehmen werden“, sagte Eichin. Gespräche mit potenziellen Neuzugängen werden bereits geführt. „Wir wollen einen Neubeginn und Aufbruchstimmung erzeugen.“
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