Klettersteige – so geht’s sicher!
Der 5. August 2012 hat in der Klettersteig-Szene bleibende Spuren hinterlassen: Ein 17-Jähriger ohne Bergerfahrung stürzte damals an der Ottenalm-Direttissima nahe Walchsee in Tirol aufgrund eines Materialfehlers in den Tod.
Im Nachhinein stellte sich heraus: Die Y-Fangarme seines ausgeliehenen Klettersteigsets waren verschlissen – eine der umfangreichsten Rückrufaktionen in der Geschichte des Bergsteigens war die Folge, große Hersteller wie Edelrid mussten zum Teil den Großteil ihres Programms überarbeiten.
Betroffen waren dabei Sets mit modernen Bandfalldämpfern – eine weitere, kleinere Rückrufaktion fand Ende Januar statt: Diesmal traf es ältere Modelle mit Reibungsbremse.
Eine komplette Übersicht der betroffenen Modelle finden Sie hier: www.alpenverein.de.
Falls Sie bisher noch nicht geprüft haben, ob Ihr Set dabei ist, sollten Sie dies unverzüglich tun – die Hersteller bieten allesamt einen schnellen Umtausch/Reperaturservice an.
Der Unfall an der Ottenalm hat auch gezeigt, dass Klettersteiggehen zwar trendig und zugänglich ist – aber eben auch gefährlich. Vor allem, wenn man die eigenen Fähigkeiten nicht richtig einschätzen kann. Hier lesen Sie die wichtigsten Sicherheits-Tipps für Vorbereitung und Ausrüstung (Klettergurt und Kletter- steigset sind obligatorisch!).
1. Schwierigkeit und eigene Fähigkeiten richtig einschätzen!
Werden Sie nicht übermütig. Auf Internetportalen wie www.bergsteigen.com lassen sich Routen und Ihre Schwierigkeit im Detail analysieren. Tasten Sie sich bei den Schwierigkeitsgraden (A=leicht bis E=extrem schwer) langsam voran.
Einsteiger sollten maximal mit Schwierigkeit B beginnen – ab dann wird es schwer und ausgesetzt. Und psychisch anspruchsvoll!
2. Helm tragen!
Selbst auf der vermeintlich leichtesten Route kann es zum Steinschlag kommen. Deshalb den Helm schon einige Meter vor der Wand aufsetzen. Es kann 100 Mal gut gehen – und nur ein einziger Stein dann für schlimmste Kopfverletzungen sorgen. Unnötiges Risiko!
3. Feste, stabile Schuhe tragen!
Turn- oder Joggingschuhe sind am Klettersteig tabu – die Sohle ist nicht steif genug und sorgt nicht für genug Reibung mit dem Fels. Der Bergschuh braucht eine steife Sohle, um Sicherheit auch auf kleinen Tritten zu garantieren. Bei hoher Schwierigkeit machen auch Kletterschuhe Sinn.
4. Kurzfixierung verwenden!
Die Arme werden schwach, das Herz schlägt schneller – was tun? Eine fixe Bandschlinge (60 cm) mit Karabiner wirkt Wunder. Im Seil einhängen, in den Klettergurt setzen, tief durchatmen. Die Kraft kommt zurück!
5. Mut zum Umkehren!
Es gibt Tage, da sagt das Unterbewusstsein: Stopp – irgendetwas stimmt nicht! Darauf zu hören ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Cleverness. Klettersteige sind kein Wettkampf – sondern Genießer-Erlebnis in den Bergen!
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