Klammer an Mayer: "Gratuliere, Kollege!"

Österreichs Skilegende Franz Klammer, der 1976 in Innsbruck selber Gold bei Olympia holte, über Abfahrtssieger Matthias Mayer: „Ein Volksheld, er ist unsterblich!“  
von  Matthias Kerber

Österreichs Skilegende Franz Klammer, der 1976 in Innsbruck selber Gold bei Olympia holte, über Abfahrtssieger Matthias Mayer: „Ein Volksheld, er ist unsterblich!“

AZ: Herr Klammer, zwölf Jahre musste die Skination Österreich warten, um wieder einen Abfahrtsolympiasieger zu stellen. Matthias Mayer raste in Sotschi sensationell zu Gold, das ruft nach dem Ritterschlag durch Sie, die Abfahrts-Ikone der Tu-felix-Austria-Nation, der 1976 in Innsbruck Gold holte!

FRANZ KLAMMER: Den Ritterschlag kann er haben! Ich habe ihm schon eine SMS geschickt, da habe ich ihn gleich mit „Kollege“ angeredet. Für uns Österreicher ist die Abfahrt die wichtigste Disziplin der gesamten Spiele. Selbst wenn Olympia heute zu Ende wäre, wären wir zufrieden. Nach all den Jahren, in denen wir so brutal gelitten habe, in denen wir ein ums andere Mal bei Olympia in der Abfahrt bitter enttäuscht wurden, schweben wir jetzt kollektiv im siebten Himmel. Mayer sei Dank!

Matthias Mayer – der Klammer der Neuzeit!

Das ist er ganz sicher – dazu ist er auch noch Kärntner. Mayer ist jetzt ein Volksheld! Wer für Österreich Abfahrts-Gold holt, hat sich unsterblich gemacht. Diese Medaille hat mein Leben verändert, ich war ein Bergbauernbua, der nur Ski fahren wollte – und plötzlich war ich so viel mehr als ich mir je erträumt hatte. Da wird auch sehr viel auf einen projiziert. Auf Mayer kommt viel zu, aber darauf kann er sich Freude. Und ich Freude mich mit ihm.

Sie waren 1976 der Topfavorit, von dem Österreich Gold erwartet hat, Mayers Goldritt war überraschend. Nachdem der Kitz-Sieger Hannes Reichelt kurz vor Olympia an der Bandscheibe operiert wurde, trug Österreich schon Trauer.

So sind wir halt. (lacht) Wir haben das Leiden, das wir die letzten Jahrzehnte immer erst nach den Rennen durchlebten, dieses mal vorher gehabt. Nachdem der Reichelt ausfiel, bekam ich viele panische Anrufe von Leuten, die alle ganz aufgelöst waren und meinten, dass wir jetzt wieder nix gewinnen. Ich habe die dann immer beruhigt: So schlecht sind wir nicht aufgestellt – ich habe immer an den Matthias Mayer geglaubt. Und er hat mich nicht enttäuscht.

Wie erlebt denn die AbfahrtsIkone Klammer so einen Gold-Lauf des Landsmannes?

 Ich hab mir gedacht: Das war nicht so schlecht. Gold hatte ich aber noch nicht erwartet. Dann begann das lange, bange Warten. Als der Bode Miller loslegte, dachte ich mir, auweia, Mayer war doch nicht so gut, aber dem Bode ging halt wie so oft unten die Kraft aus, als der Innerhofer fuhr, habe ich mich schon im Sessel festgekrallt und saß vor Anspannung kerzengerade. Als dann unten grün beim Mayer aufleuchtete, habe ich gejubelt wie er. Er ist ein verdienter Olympiasieger. Respekt. Das war Gold wert.

Und dann hieß es: Olympiasieger Mayer...

„Herr Kollege!“, so viel Zeit muss sein (lacht).

 

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