„Keinen Quadratmeter für Olympia hergeben“

Einst sympathisierte Reinhold Messner mit Münchens Winterspiel-Plänen, nun übt der Bergsteiger Kritik am Umgang mit den Bauern. „Die sind nicht richtig eingebunden worden“
MÜNCHEN Nächsten Mittwoch zeigt sich Willy Bogner einmal wieder. In einem Hotel im Norden Schwabings. Dort, so verspricht es die Einladung zum Pressetermin, will Münchens zuletzt so schweigsamer Olympia-Chefplaner fünf Unternehmen als neue „Freunde der Bewerbung“ präsentieren. Viele Freunde hat sich Bogner allerdings zuletzt wenig gemacht. Und selbst alte Freunde rücken nun ab.
Extrembergsteiger Reinhold Messner etwa. Er schlägt sich nun auf die Seite der Grundbesitzer in Garmisch-Partenkirchen, die sich weigern, ihre Flächen für die Winterspiele 2018 herzugeben.
Dabei hatte Messner bislang immer seine Sympathie für die Münchner Olympia-Vision beteuert. Von „hervorragenden Voraussetzungen“ sprach Messner im AZ-Interview vor drei Jahren zu diesem Thema. Er verurteilte die Vergabe in Retorten-Orte wie Sotchi 2014, in denen Sportanlagen erst aus dem Boden gestampft werden müssten, lobte das Münchner Konzept wegen der bestehenden Infrastruktur. „Es ist doch alles da, was man braucht.“ Außer den Grundstücken in Garmisch.
Und genau darum zeigte sich Messner nun verärgert. Der Umgang mit den Eigentümern seitens der Politik und der Bewerbungsgesellschaft sei falsch gewesen. „Die Bauern sind nicht richtig eingebunden worden“, sagte der 65-jährige Bio-Landwirt, selbst Eigentümer dreier Bergbauernhöfe, und erklärte, er selbst würde auch „keinen Quadratmeter“ für Olympia abgeben. „Die Bauern müssen freiwillig bereit sein, Grund und Boden herzugeben.“
Nun hat der Südtiroler Messner keine Legitimation, um im Werdenfels etwa als Mitinitiator des anstehenden Bürgerbegehrens aufzutreten. International wird das Wort des weltberühmten Hochalpinisten freilich schon gehört werden. Auch bei den IOC-Funktionären, wo bereits Verwunderung über die Probleme in Garmisch herrscht, wie 2018-Kuratoriums-Chefin Katarina Witt am Donnerstag einräumen musste.
Kritik am Stil von Bogner und seinem Team gibt es derzeit also viel, Geld dagegen nicht. Zumindest nicht aus Berlin, hinsichtlich der 33 Millionen Euro Bewerbungskosten betonte Innenminister Thomas de Maizière am Freitag noch einmal: „Klar ist, dass sich der Bund nicht daran beteiligt.“ Ein Drittel fehlt immerhin noch, Bogner hat erst 22 Millionen beisammen.
Neben dem Geld fehlt derzeit vor allem die Begeisterung im Volk, das Image der 2018-Kampagne ist angekratzt. Vielleicht können die neuen Freunde helfen. Darunter ist auch eine Gastro- und Catering-Firma. Die sollten wissen, wie man wieder Appetit macht. Florian Kinast