Kampf ums Überleben

Wie sich der US-Sport in München behauptet: Ein paar Hundert Fans beim Football, 1500 beim Eishockey, nur eine Hand voll beim Baseball
MÜNCHEN Die Weltmacht USA, sie hat auch eine Außenstelle Sport. US-Sport. American Football, Baseball, Eishockey. Sie alle haben ihre Filialen in München eröffnet.
Etwa die Footballer der Munich Cowboys, die wurden 1979 gegründet. So lange die Amis in München stationiert waren, lief's. Es war hip, zu den Cowboys zu gehen, US-Bier und Burger vom Grill zu genießen. 1993, als die Cowboys Meister wurden, kamen über 10000 Zuschauer.
Lange her. Heute, der Verein ist nach einer Fast-Pleite wieder in der Bundesliga, hat man im Schnitt keine 1000 Zuschauer. „Wir sind im Moment bei Sponsoren in der Rolle des Bittstellers. Amerika war einige Jahre auch nicht gerade in", sagt Präsident Werner Maier. Einige Jahre, das sind die Bush-Jahre, als das Image der Weltmacht schwer gelitten hat. Außerdem sind die US-Truppen, die früher einen Großteil der Zuschauer (und teilweise Spieler) ausmachten, nicht mehr in München. Das führte zum Rückgang. Sportlich und finanziell. Deswegen will man Allianzen gründen - oder vertiefen. Mit dem einstigen Erzrivalen, den Munich Rangers, der jetzt in der Bayernliga spielt. Oder mit dem EHC München (Zuschauerschnitt 1500), den Eishockey-Stars, bei denen ja auch Nord-Amerikaner im Team stehen (in dieser Saison aber ausschließlich Kanadier). „So eine Union für den US-Sport wäre sinnvoll", sagt der Cowboys-Präsident, „unser Etat beträgt etwa 100000 Euro. Das ist alles ein harter Kampf."
Aber zumindest kein Kampf ums Überleben mehr. Den führen die Baseballer Münchens. Seit über 15 Jahren. In der Regionalliga spielen die Munich Caribes, und die Ambassadores sind gerade in die Landesliga abgestiegen. Früher, da spielten die Vereine an der Säbener Straße, gleich beim FC Bayern. Doch der sicherte sich eine Option an dem Gelände, die Baseballer mussten dem FC Bayern weichen. „Jetzt spielen wir in Moosach", sagt Ambassador-Vorstand Karsten Kuhnert, „das Feld ist gut, aber das Drumherum schwierig. Wir haben keinen Strom, keine Duschen. Wir kämpfen ums Überleben."
Denn die Kosten sind hoch. Ein Baseball kostet neun Euro. Pro Spiel sind leicht ein Dutzend Bälle futsch. Macht 100 Euro nur an Basebällen pro Spiel. „Der persönliche Einsatz, auch finanzieller Art, ist enorm", sagt Kunert, „aber wir sind vom Baseball-Virus infiziert." Der aber nicht sehr ansteckend ist, etwa 40 Fans kommen pro Ambassador-Spiel. „Und 80 Prozent davon sind Familie", gesteht Kunert.
Der US-Sport hat in München nur bedingt Einzug gehalten. „Unser Sport ist sehr undeutsch. Der Deutsche ist gewohnt, dass 22 Spieler rauf und runter rennen, und wenn der Ball im Netz ist, wird gejubelt. Aber die Finessen unseres Sports sieht man halt nur, wenn man genau hinschaut", sagt Kunert.Matthias Kerber