Jurist mit Pfiff

Felix Brych fährt als Schiedsrichter nach London – ins Dorf der Athleten darf er aber nicht.
Joscha Thieringer |
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Felix Brych fährt als Schiedsrichter nach London – ins Dorf der Athleten darf er aber nicht

MÜNCHEN Der SV Am Hart München fährt zu Olympia, zumindest in Person seines bekanntesten Mitglieds Felix Brych. Ob er das auch ohne sein Dasein als Fußball-Schiedsrichter gepackt hätte, weiß er aber nicht: „Als Athlet hätte ich es wohl nicht zu den Olympischen Spielen geschafft”. Er überlegt kurz und muss dann lachen: „Am ehesten noch als Langstreckenläufer. Immerhin laufe ich pro Spiel rund 13 Kilometer. Bei der heutigen Spielgeschwindigkeit muss ich topfit sein, um nah genug am Geschehen dran zu sein. Insofern fühle ich mich bei Olympia schon auch ein wenig als Athlet und nicht nur als Kampfrichter.”

Brych ist einer von insgesamt 16 Unparteiischen aus aller Welt, die für das olympische Fußballturnier der Männer vom 26. Juli bis 11. August nominiert sind. „Das ist eine riesige Ehre für mich”, sagt Brych, „von Olympia geht nun mal ein besonderer Reiz aus.”

Seit 2004 pfeift der promovierte Jurist in der Bundesliga und hat sich in den vergangenen Jahren eine Spitzenposition erarbeitet. Auch international vertrauen ihm die Fifa-Bosse seit drei Jahren Spiele der höchsten Kategorie an, so pfiff Brych im April das Champions-League-Halbfinale zwischen Chelsea und Barcelona (1:0) – für seine Spielleitung erhielt er viel Lob.

Wie viele und welche Spiele Brych bei seinem ersten Großturnier leiten darf, das wird eine Fifa-Kommission vor Ort entscheiden. Gabun, Honduras, Weißrussland, Senegal – unter den 16 Teilnehmerländern tummeln sich neben Brasilien, Spanien und Großbritannien auch einige Exoten. „Auch das macht unsere Aufgabe als Schiedsrichter bei diesem Turnier so spannend”, sagt Brych, „jedes Land hat seine fußballtechnischen Eigenarten, es laufen ja überwiegend sehr junge Spieler auf, da können wir nicht immer von Anfang an genau wissen, was uns erwartet. Aber dazu passt unser Leitspruch: Erwarte das Unerwartete.”

Und auch die Einsatzorte stehen noch nicht fest, denn das 90 000 Zuschauer fassende neue Londoner Wembley-Stadion ist Austragungsort von nur sechs Männer-Spielen. Die restlichen Partien finden in Manchester, Newcastle, Cardiff, Glasgow und Coventry statt.

Gerne würde Brych in London den berühmten olympischen Flair erleben, aber als offizieller Kampfrichter bleibt ihm der Zutritt zum Olympischen Dorf der Athleten versperrt. Doch auch von den Referees wird Höchstleistung gefordert, ihre Fitness wird professionell überprüft: Zu den üblichen Lauftests kommen nun auch Laktat-, Körperfett-, Seh- und Atmungsanalyse sowie eine umfangreiche kardiologische Untersuchung. Deshalb findet Brych: „Wir Fußball-Schiedsrichter sind mittlerweile auch Leistungssportler.”

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