John Bryant: "Ich werde noch fitter"
Center-Koloss John Bryant wechselte als bester Spieler der Basketball-Bundesliga zum FC Bayern – vollends angekommen ist er noch nicht. Aber selbstkritisch: „Ich muss aggressiver verteidigen“
MÜNCHEN Es gibt Basketballer, deren Fähigkeiten auch für diejenigen auf den ersten Blick ersichtlich sind, die vorher noch keine Berührung mit der Sportart hatten: Beim FC Bayern sind das etwa Bryce Taylor mit seiner unbändigen Sprungkraft und Dynamik oder Malcolm Delaney, der dribbelt wie ein Blitz.
Und es gibt Basketballer, deren erster Eindruck gehörig in die Irre führt. So einer ist John Bryant. 2,11 Meter groß, Kampfgewicht um die 125 Kilo. Ungelenk wirkt er manchmal, kein bisschen athletisch, den Mitspielern läuft er beim Fastbreak meistens pustend hinterher. Und dennoch wurde er in Ulm zweimal in Serie zum besten Spieler der Bundesliga gewählt, ehe ihn der FC Bayern und Trainer Svetislav Pesic verpflichteten.
In München irritierte Bryant zuerst mehr, als dass er überzeugte: Aus der Sommerpause kam er mit deutlichem Übergewicht, unter Svetislav Pesic ist er nicht mehr der herausragende Star der Mannschaft, sondern einer von vielen Klassespielern. „Das war am Anfang meiner Zeit hier ungewohnt: Jeder kam von einem Team, wo er Führungsspieler war und immer den Ball hatte“, sagt Bryant. „Jetzt haben wir acht, neun solcher Spieler und müssen uns aufeinander einstellen als Team. Das braucht Zeit, aber wir kriegen das jetzt langsam raus.“
Im zweitklassigen Eurocup wurde er in der vergangenen Saison unter die besten fünf Spieler gewählt. Auch in der Liga dominiert er mittlerweile Spiele, wie zuletzt in Würzburg. Aber in der Euroleague, der Champions League des Basketballs, wirkt er gegen agilere Gegenspieler oft hilflos. „Ich denke, ich spiele in der Liga im Moment noch besser. In der Defensive war ich in einigen Euroleague-Spielen nicht so stark“, gibt Bryant zu. „Für den Trainer ist die Defensive sehr wichtig. Wenn ich dort nicht gut spiele, muss er mich auswechseln. Ich muss noch aggressiver verteidigen.“
Vollends angekommen ist Bryant („Es ist ein Privileg, für den FC Bayern zu spielen“) auch bei den Zuschauern im Audi Dome noch nicht. Ein Chevon Troutman mit der lustigen Zopffrisur, der zum gegnerischen Korb sprintet und einen Dunk hineinhämmert, der begeistert. Ein offensichtlich nicht ganz austrainierter Centerriese, der mit eigenwilligen Technik von der Dreierlinie wirft, der muss erst um Verständnis kämpfen.
Bryants Qualitäten sind manchmal subtil, eigentlich paradox für einen Koloss wie ihn. Nur wenige Spieler antizipieren den Rebound so gut wie der 26-jährige Kalifornier. Oft muss Bryant nicht mal springen, um sich den Abpraller zu schnappen. Er hat ein überaus weiches Händchen für einen 2,11–Riesen und ist deswegen im Angriff außerordentlich gefährlich, weil er praktisch aus jeder Distanz punkten kann.
Diese Qualitäten fallen nicht immer auf. Offensichtlich ist dagegen, dass sein Trikot an Brust und Bauch immer noch ein wenig spannt. „Ich bin wieder da, wo ich in am Ende der letzten Saison war. Meine Kondition wird von Tag zu Tag besser. Körperlich fühle ich mich sehr gut, und daran werde ich anknüpfen“, sagt Bryant. Und verspricht: „Ich werde hart arbeiten und noch fitter werden.“
Schließlich geht es nach zwei Saisons Schonzeit für den FC Bayern nun darum, den ersten Titel seit Neustart des Basketball-Projekts nach München zu holen. „Die Meisterschaft ist das Ziel von uns allen“, sagt Bryant.
Er kündigt an: „Ich bleibe in München, so lange ich einen Vertrag bekomme. Es ist toll hier, ich fühle mich hier Zuhause!“ Was dem Wohlfühlfaktor ganz bestimmt beigetragen hat: Seit Mittwoch besitzt Bryant ein neues Bett. Auf Twitter zeigte er sogleich ein Foto: „Endlich eines, das groß genug für mich ist.“