"Jetzt müssen wir mit dem Druck leben"

AZ: Herr Paduretu, Sie haben sich mit Ihrem Team in der Volleyball-Bundesliga Platz eins nach der Hauptrunde gesichert – zum ersten Mal überhaupt. Sind Sie stolz?
MIHAI PADURETU: Ich muss meine Spieler loben: Sie haben in der ganzen Saison gut trainiert und konstant gespielt. Aber kaufen können wir uns von Platz eins nichts.
Ist diese Ausgangslage nicht auch eine Bürde? Sie sind mehrmals knapp am Titel gescheitert. In dieser Saison ist die Ausgangslage so gut wie noch nie.
Mit dem Druck müssen wir jetzt leben. Aber sehen Sie: In den vergangenen Jahren war der VfB Friedrichshafen immer der Favorit. Jetzt gibt es drei Mannschaften, die ganz vorne spielen: Friedrichshafen, Berlin und wir. Und das ist nur gut für die Liga.
Vergangene Saison haben mehrere Leistungsträger den Verein verlassen. Wird sich das, Generali ist nun ein etabliertes Top-Team, ändern?
Nein. Nehmen wir einen jungen Spieler wie Denis Kaliberda: Er ist jetzt drei Spielzeiten bei uns und hat sich hervorragend entwickelt. Aber jetzt kommt der Zeitpunkt, an dem er sich die Welt anschauen muss – und Geld verdienen. Das geht in den internationalen Spitzenligen wie in Polen, Italien oder Russland einfach besser als in der Bundesliga. Und ich habe vollstes Verständnis für die Spieler. Sie müssen sich bis zum Ende ihrer Karriere mit Mitte 30 auch finanziell absichern.
Angreifer Kaliberda ist mit ein Grund, warum die Mannschaft derzeit so stark spielt. Was ist das Geheimnis?
Die Spieler haben sich sehr schnell gefunden. Und ich glaube, diejenigen, die nach der vergangenen Saison geblieben sind, wollten auch zeigen, dass sie auch ohne die Abgänge noch genauso gut spielen können. Am Ende haben sie das sogar noch besser gemacht.
Am 4. März spielen Sie in Halle/Westfalen als amtierender Titelträger gegen Friedrichshafen im Finale um den DVV-Pokal. Ein erstes Kräftemessen der möglichen Endspielgegner?
So weit denke ich noch nicht nach vorne. Unser Ziel ist jetzt erst einmal, den Titel zu verteidigen und zum vierten Mal den Pokal zu gewinnen.
Gegen Friedrichshafen waren Sie bisher immer Außenseiter. Hat sich das mit dieser Saison gewandelt?
Der VfB spielt in den Top sechs der Champions League, der Verein ist ein großer Name und im Laufe der Saison immer besser geworden. Aber der Verein bereitet sich mittlerweile auch immer sehr intensiv auf die Spiele gegen uns vor.
Wie hat sich die Resonanz in Unterhaching in dieser Saison entwickelt.
Ich bin zufrieden. Klar, wir können mit unserem Budget nicht einfach mal Radiospots schalten oder 5000 Plakate im Umkreis aufhängen. Aber ist noch viel Potenzial da.
Auch außerhalb der Gemeinde Unterhaching?
Es ist nicht so, dass unsere Fans ausschließlich aus dem Ort kommen, sondern durchaus auch aus München. Wir würden jedenfalls weiterhin gerne einmal ein Topspiel in der Stadt ausrichten. Das wäre eine tolle Werbemaßnahme.
Aber?
Es gibt momentan leider keine passende Halle, die für Volleyball in der Größenordnung, wie wir uns das vorstellen, geeignet ist.
Am Samstag steht in Bühl das letzte Hauptrundenspiel der Saison an. Eine Gelegenheit, den Ersatzspielern noch einmal Danke zu sagen?
Ja, wir werden sicher den ein oder anderen einsetzen!