Irre Bilder: Die Sotschi Horror Picture Show
Athleten und Journalisten berichten aus Sotschi: "Gefährliche Sachen" im Wasser. Doppeltoiletten und blank liegende Leitungen. Die Spiele beginnen, und das Chaos ist schon im vollen Gange.
Sotschi - Rot-weiße Absperrbänder flattern vor verrammelten Hotel-Eingängen. Farb-Eimer, Holzlatten und Gerümpel stehen im Weg. Der Zement auf den Treppen ist noch feucht. Aber sonst sind die Hotels in Krasnaja Poljana in der Nähe von Sotschi fast fertig. In ein paar Monaten können die Olympischen Winterspiele kommen! Blöd nur: Die Eröffnung ist heute.
Kein Witz: Die Welt ist in Sotschi – und Sotschi ist noch nicht fertig. Es sind die teuersten Spiele aller Zeiten, mit Gesamtkosten von 38 Milliarden Euro, doch es herrscht Chaos. Auf Twitter posten Athleten und Journalisten aus aller Welt amüsiert bis fassungslos Bilder von ihren Hotelzimmern – oder was man in Sotschi darunter versteht. „In meinem Hotel gibt es kein Wasser“, berichtet Stacy St. Clair von der „Chicago Tribune“. Aber die Rezeptionisten hätte ihr ohnehin geraten: „Wenn es wieder da ist, waschen sie sich damit nicht das Gesicht. Da sind gefährliche Sachen drin.“ Zum Beweis fotografiert St. Clair wenig später zwei Becher mit einer naturtrüben gelben Flüssigkeit.
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Der Kanadier Marc McKinnan berichtet, die Rezeption in seinem Hotel sei nicht fertig geworden. „Wir haben im Schlafzimmer des Besitzers eingecheckt.“ Das Zimmer des polnischen Reporters Kamil Wolnicki verdient diesen Namen gar nicht – er bekam eine Baustelle, ohne Bodenbelag, mit Plastikplanen über den Möbeln.
„Gute Nachricht“, schreibt Simon Stanleigh von Channel 4. „Wir haben Internet! Die schlechte Nachricht: Es hängt lose von der Decke.“
Diverse Hotelgäste schreckten nachts auf, weil Lampen oder Gardinenstangen von der Decke krachten. Andere mussten erst mal Glühbirnen besorgen, wollten sie nicht im Dunkeln sitzen. Dan Wetzel hatte eine Glühbirne zu viel – er bot sie auf Twitter an, im Tausch gegen einen Türgriff.
Wer in Sotschi seine Tür abschließen kann, hat praktisch schon ein Luxus-Zimmer: Eine ORF-Reporterin verfügt über eines der vielen nicht abschließbaren Zimmer – und fand bei ihrer Rückkehr ins Hotel einen schnarchenden Bauarbeiter in ihrem Bett.
Sean Fitz Gerald von der Toronto National Post berichtete vom Verlust seiner Schlüsselkarte. Und weil das Hotel keinen Generalschlüssel hatte, montierten Handwerker kurzerhand die komplette Tür ab. Mary Pilon von der New York Times dagegen kam morgens aus ihrem Zimmer nicht mehr raus: Das Schloss war kaputt. „Wenigstens habe ich noch genug Müsli-Riegel“, twitterte sie.
Begegnungen der besonderen Art versprechen auch die Gemeinschaftstoiletten im Medienzentrum – bei denen offenbar die Trennwände zwischen den Klos vergessen wurden. Worüber ratscht man wohl mit Fremden, wenn man einträchtig nebeneinander auf dem Häusl sitzt? Klar: über die Abenteuer von Sotschi! Einem ARD-Hörfunkreporter sprang zum Beispiel ein rund 30 Zentimeter langer Lurch aus der Toilettenschüssel entgegen. Lurch und Mann blieben unverletzt.
Wenn’s schon an Grundsätzlichem wie Toilette und Wasser hapert – wer will da über die Deko meckern? Cathal Kelly vom „Toronto Star“ tut es trotzdem – und lädt per Twitter sarkastisch in sein kuscheliges Zimmer ein: „Hey! Wer will vorbeikommen und einsam auf meinen Stühlen der Trostlosigkeit sitzen?“
Die deutschen Rodler, die als erste in Sotschi ankamen, freuen sich derweil wie die Schnitzel, dass sie inzwischen wenigstens Vorhänge haben. Das Olympische Dorf in Krasnaja Poljana hat übrigens einen passenden Namen: Es heißt „Endurance“ – zu Deutsch: Ausdauer. Die brauchen die Gäste wirklich.
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