„Ich bin froh, wenn’s vorbei ist“

Münchens Triathlon-Ass Faris Al-Sultan, Hawaii-Sieger 2005, spricht vor dem Ironman über seine Selbstzweifel und den Weg nach unten.
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Münchens Triathlet Faris Al-Sultan, der 2005 beim Ironman in Hawaii triumphierte.
dpa Münchens Triathlet Faris Al-Sultan, der 2005 beim Ironman in Hawaii triumphierte.

Münchens Triathlon-Ass Faris Al-Sultan, Hawaii-Sieger 2005, spricht vor dem Ironman über seine Selbstzweifel und den Weg nach unten.

AZ: Herr Al-Sultan, angesichts Ihrer Erfahrungen aus dem Vorjahr, als Sie den Ironman wegen eines akuten Magen-Darm-Infekts nicht bestreiten konnten, drängt sich die Frage ja auf: Wie geht’s?

FARIS AL-SULTAN: Ja, es ist schon ein komisches Gefühl, bei jedem noch so leichten Ziehen denkt man: jetzt geht’s wieder los. Und die Morgentoilette ist jeden Tag auch viel spannender als sonst. Aber bisher ist alles in Ordnung.

Was man von Ihren Wettkämpfen in diesem Jahr nicht unbedingt behaupten kann.

Das stimmt, ich hatte einige gute, aber auch ziemlich miserable dabei. Ich bin fit, aber ob ich in tausendprozentiger Höchstform bin, weiß ich nicht. Das nagt an der Psyche. Dann kommt dazu, dass man jetzt nach den vielen Jahren Leistungssport auch Vergleichsmöglichkeiten hat. Die Fragezeichen werden größer. Wenn man unten ist, dann gibt es nur einen Weg: nach oben. Aber wenn man oben ist, dann geht es bestenfalls auf dieser Ebene weiter, wahrscheinlich aber wieder runter.

Sie wirkten in diesem Jahr zweifelnd, zögerlich, teilweise sogar um Ihre Motivation kämpfend.

Stimmt schon. Natürlich gibt es Momente, wo man nicht mehr mag, wo man sagt, ich will mit Sport nie wieder was zu tun haben. Insgesamt muss man sagen, man verändert sich. Körperlich, aber auch geistig. Und mit diesen Veränderungen muss man erst einmal klar kommen. Diese Veränderungen waren bei mir nicht leicht. Deswegen Freude ich mich jetzt auf den Ironman, bin aber auch froh, wenn’s vorbei ist, das Rennen.

Klingt trotzdem nach einer gewissen Resignation. Wie lange können Sie sich denn noch motivieren?

Ich weiß es nicht, vielleicht zwei Jahre, vielleicht zehn. Ich werde mir nach dem Ironman die Zeit nehmen über vieles nachzudenken, wie es weitergeht, wie es weitergehen soll.

Spielt da auch Ihr spezieller Freund McCormack eine Rolle, der Sie gerne bis aufs Blut reizt und dann auch noch schlägt?

Ich habe Respekt vor seinen Leistungen, aber ich mag ihn nicht. In erster Linie geht es mir bei einem Rennen um mich, das ist eine ganz egoistische Sache, aber wenn es nicht läuft, und ausgerechnet er mich schlägt, dann tut es schon doppelt weh, ja.

Ist ein McCormack in Topform überhaupt zu schlagen?

Ja, wenn ich auch in Topform bin. Wenn er, ich und Normann Stadler alle gut drauf sind, dann sollte es richtig abgehen.

Wie sehr belastet Sie als Triathlet, dessen Sport ja auch so seine Dopingproblematik hat, der Fall des deutschen Rad-Stars Stefan Schumacher, der gerade positiv getestet wurde.

Wir haben intern darüber sehr intensiv diskutiert und irgendwann habe ich meinen Kollegen gesagt: Ich muss jetzt gehen, sonst weiß ich nicht, ob ich Samstag starten kann, denn solche Fälle nehmen mir jeden Spaß am Sport. Und auch wir haben eine Dopingproblematik, nicht so flächendeckend wie beim Radsport aber eben doch. Und klar gibt es auch Athleten, da stelle ich mir fragen, wenn ich neben denen Laufe, wie können gewisse Leistungssteigerungen erklärt werden. Wie kann das sein? Aber solange ich für einige noch die Hand ins Feuer legen würde, sage ich: Wir müssen den Laden noch nicht zusperren.

Und beim Radsport?

Schwere Frage. Wenn man sich Schwimmen oder den 100-Meter-Lauf der Männer anschaut, dann muss man auch sagen, naja, war da alles nicht nur sauber, sondern rein?

Interview: Matthias Kerber

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