„Ich bin der einzig Wahre“
Holyfield (46) liefert sich einen bizarren Kampf mit Walujew (2,13 m) – weil er sich für den Größten hält. Er glaubt sogar, die Klitschkos hätten Angst vor ihm.
AZ: Herr Holyfield, am Samstag treffen Sie auf die größte Herausforderung Ihres Boxer-Lebens, Sie treten an gegen Weltmeister Nikolai Walujew, den 2,13-Meter-Hünen.
EVANDER HOLYFIELD: Seine Körpergröße interessiert mich nicht! Das Einzige, was entscheidet, ob man ein Champion ist, ist die Größe des Herzens, nicht die Größe des Körpers. Und kein Mensch hat ein größeres Kämpferherz als ich. Das wird Walujew erleben. Außerdem habe ich schon oft gegen Männer geboxt, die physisch größer waren, aber die nach dem Fight meine Größe, die Größe eines Champions anerkennen mussten.
Mit Verlaub, das ist aber alles schon eine ziemlich lange Zeit her. Sie haben von Ihren letzten zwölf Kämpfen sechs verloren. Nicht gerade eine Erfolgsbilanz. Nach Ihrer Niederlage vor 14 Monaten gegen Sultan Ibragimow wurde sogar gelästert, Sie würden „wie eine Mumie“ boxen. Walujew sagte, es sei „lächerlich“, dass er gegen Sie boxen müsse.
Was soll das? Was sollen solche Aussagen über mich? Ich bin Evander Holyfield! Der einzige Mann der Welt, der es geschafft hat, vier Mal Weltmeister im Schwergewicht zu werden. Niemand anders hat das vorzuweisen. Mein Name, der Name Evander Holyfield, ist immer noch größer als der Name dieser ganzen Weltmeister. Ich ziehe mehr Fans als die alle. Fragen Sie doch mal die Leute auf der Straße, wen sie kennen: Einen Walujew, einen Chagaev, einen Klitschko – oder eben Holyfield. Die Antwort wird eindeutig sein. Ich bin der „Real Deal“: der einzig Wahre. Ich werde wieder Champion, zum fünften Mal und dann als ältester Champion aller Zeiten. Ich werde wieder Geschichte schreiben. Das habe ich schon oft getan, und ich werde es wieder tun.
Sie sind 46 Jahre alt und es gibt nicht wenige, die sich Sorgen um Ihre Gesundheit machen. Etwa Ihr ehemaliger Trainer Emanuel Steward.
Ich bin topfit, um mich muss sich niemand Sorgen machen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Naja, Ihnen wurde sogar mal in den USA die Boxlizenz entzogen, weil man Sie „vor sich selbst schützen“ wollte, weil man fürchtete, Sie könnten einen Hirnschaden erleiden.
Das war doch alles nur Sportpolitik. Man will nicht, dass ich Geschichte schreibe. Die Leute haben Angst davor, dass ich Dinge schaffe, die kein Mensch jemals schaffen konnte. Ich bin unangenehm, weil ich keine Marionette bin, weil ich immer Risiko gegangen bin und nur die besten boxte. Ich habe mich nicht hinter den Rockzipfeln der Promoter versteckt, um zu verhindern, dass ich wirklich alles aufs Spiel setze. Die tun alles, um Titel zu behalten, denn nur damit macht man Geld. Ich aber will das Geld und Champion sein. Deswegen bin ich unangenehm, weil ich das Risiko eingehe, das sie vermeiden. Aber eigentlich ist es kein Risiko, denn ich weiß, dass ich gewinne.
Nette Verschwörungstheorie.
Es ist die Wahrheit, man geht mir aus dem Weg. Nehmen Sie die Klitschkos, Sie wollten nicht gegen mich antreten, dabei war ich bereit, hatte Gespräche mit beiden. Warum wohl?
Weil Sie in keiner Weltrangliste geführt sind? Weil Sie Ihren letzten Fight verloren haben? Weil Sie sechs Ihrer letzten zwölf Kämpfe verloren haben?
Nein, weil sie vor mir Angst haben.
Interview: Matthias Kerber
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