Höhere Gewalt: Gottschalks Hoffnungen versanden
Für Mini-Beifahrer Timo Gottschalk ist die Hoffnung auf eine vordere Platzierung bei der Rallye Dakar geplatzt. Nach dem zweimaligen Gewinner Nasser Al-Attiyah schied auch Altmeister Carlos Sainz aus.
Tupiza - An seinen Mini angelehnt stand Timo Gottschalk in der sengenden Sonne und sah hilflos im staubigen Schotter seine Hoffnungen auf eine erfolgreiche Rallye Dakar versanden. Vor dem Sieger von 2011 lag sein saudi-arabischer Fahrer Yazeed Al Rajhi minutenlang nahezu regungslos an ein Sauerstoffgerät angeschlossen mit dem Kopf im schmalen Schatten des Boliden.
Auf rund 3600 Metern Höhe platzte ein paar Kilometer vor der argentinisch-bolivianischen Grenze der Traum von einer Spitzenplatzierung. Während Al Rajhi von Fieber, Übelkeit und Kopfschmerzen schwer gezeichnet in ein Begleitfahrzeug des Teams stieg, manövrierte Co-Pilot Gottschalk das Rennauto ins nächste Biwak.
"Natürlich sind wir enttäuscht, weil viel für uns möglich gewesen wäre", sagte Gottschalk: "Aber das ist halt der Preis, wenn man an einer Rallye in großer Höhe teilnimmt. Manche vertragen es, manche vertragen es nicht. Yazeed scheint es extrem schlecht zu vertragen."
Die Ansetzung von sechs Etappen in großer Höhe und die damit einhergehenden Sicherheitsrisiken hatten bei den Teams bereits im Vorfeld zu Unverständnis geführt. X-raid-Teamchef Sven Quandt hatte die Streckenplanung der diesjährigen Rallye Dakar als "gewagt" bezeichnet.
Für das Team aus dem hessischen Trebur ist der Ausfall des arabisch-deutschen Duos ein weiterer Rückschlag. Der 35-Jährige galt nach dem namhaften Abgängen von Nasser Al-Attiyah (Katar) und Nani Roma (Spanien) zu Toyota als großer Trumpf auf eine Platzierung unter den besten Zehn - wenn nicht noch besser.
Nach guten Ansätzen auf den ersten beiden Etappen hatte Al Rajhi aber schon auf dem dritten Teilstück mit den Tücken der Höhe zu kämpfen und musste sich übergeben, zudem klagte er am Abend über erhöhte Temperatur. Andere Fahrer steckten die dünne Luft auf dem Weg nach Tupiza dagegen problemlos weg.
Die Hoffnungen der erfolgsverwöhnten Minis ruhen nur vor allem auf den Schultern des Finnen Mikko Hirvonen, der sich mit Platz zwei auf dem Weg nach Tupiza in der Gesamtwertung auf Rang drei vorschob. Ob das Duo Al Rajhi/Gottschalk die fünfte Etappe am Freitag antreten kann oder überhaupt darf, stand bis zum späten Abend noch nicht fest.
"Wir hoffen, dass er wieder fit wird und wir normal starten können", sagte der Neuruppiner Gottschalk. "Klar, in der Gesamtwertung ist nichts mehr möglich. Aber wir können vielleicht dem Team noch helfen, vorne mit dabei zu sein." Die Chancen auf einen Start nach Oruro mit erheblicher Zeitgutschrift sind aber verschwindend gering, der Veranstalter ASO hat das Wort. In der Regel tritt dieser Fall nur ein, wenn nur 30 Prozent der Fahrzeuge das Ziel der Wertungsprüfung erreichen.
Auch Mitfavorit Sainz ist raus
Nach dem Ausscheiden von Al Rajhi platzte auch der Traum von früheren Siegern und großen Favoriten. Der in der Gesamtwertung bis dahin gut im Rennen gelegene Spanier Carlos Sainz überschlug sich in seinem Peugeot gleich mehrfach spektakulär und zog sich eine Rückenblessur zu. Der 54-jährige Spanier fuhr seinen Wagen gegen Ende der Etappe unfreiwillig in einen Graben. "Es geht nicht mehr", sagte Sainz.
Der zweimalige Gewinner Nasser Al-Attiyah aus Katar trat nach einem Schaden an seinem Fahrzeug gar nicht erst zur vierten Etappe an, der Franzose Sébastien Loeb büßte an Zeit ein. Bei den Motorrädern erwischte es Vorjahressieger Toby Price schwer. Bei einem Sturz brach sich der Australier das linke Bein.
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