Herms’ Witwe: So hat mein Mann gelitten

Der Läufer, der im Alter von 26 Jahren starb vorletzten Sonntag, steckte in Geldnot. Seine Frau beklagt mangelnde Hilfe vom DLV.
von  Abendzeitung

DRESDEN - Der Läufer, der im Alter von 26 Jahren starb vorletzten Sonntag, steckte in Geldnot. Seine Frau beklagt mangelnde Hilfe vom DLV.

Mit aufwühlenden und bitteren Worten hat die Witwe des unter ungeklärten Umständen gestorbenen Mittelstrecken-Läufers René Herms († 26) erstmals über die schwierigen Lebensumstände der Familie gesprochen. In der „Sächsischen Zeitung“ beklagte Stefanie Herms (24) vor allem die mangelnde Unterstützung durch den DLV in schwierigen Zeiten. „So lange René gut gerannt ist, da war er der tolle Sportler. Als er aber in Schwierigkeiten steckte, mit Problemen zu kämpfen hatte und Hilfe gebraucht hätte, da wurde ihm der Rücken gekehrt“, sagte die Physiotherapeutin. DLV-Präsident Clemens Prokop habe zwar ein Kondolenzschreiben geschickt, „ansonsten habe ich vom Verband noch nichts gehört“, meinte Stefanie Herms, die in einem Fitness-Studio in Hannover arbeitet. Dabei hätte ihr Mann „nur etwas Unterstützung gebraucht: Für Trainingslager, für richtige Rennen. Wenn er reden wollte, war keiner da. Zuletzt flog René sogar aus dem B-Kader.“

„Mir kommen immer wieder die Tränen“, gibt Stefanie Herms zu. „Warum muss einer erst sterben, damit sein Wert gesehen wird?“, hätte ihr Mann angesichts der vielen herzlichen und tröstenden Worte gefragt. Leider gebe es aber auch „einige heuchlerische Kommentare von Leuten, die sich profilieren wollen“.

Als die großen sportlichen Erfolge ausblieben, sei auch die finanzielle Situation immer kritischer geworden, sagt die Witwe: „Wir sind wegen der Miete sogar von Pirna nach Lohmen gezogen, da kamen wir 200 Euro günstiger. René standen im Grunde zuletzt rund 500 Euro im Monat vom Verband zur Verfügung.“

Ihr Mann habe sich deshalb Geld geliehen, einen Kredit aufgenommen, um die Rechnungen zu bezahlen: „Ich weiß jetzt noch nicht, wie hoch die Schulden sind. Zuletzt blieben ja auch die Prämien vom Ausrüster aus, die leistungsbezogen waren oder für die René hätte Deutscher Meister werden müssen.“ Ihr Mann hatte schon angefangen, „Sachen von sich im Internet zu verkaufen“.

Mit dem Obduktionsergebnis ist gegen Ende dieser Woche zu rechnen. René Herms’ Leichnam, der am 10. Januar in in Lohmen gefunden wurde, war am vergangenen Freitag obduziert worden. „Er bekommt eine würdige Bestattung am 26. Januar in Pirna. Das ist er uns wert, selbst wenn wir Kredite aufnehmen müssen“, kündigte Stefanie Herms an.

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