Heidfeld auf der Suche
ISTANBUL - Der Erfolglos-Pilot steht bei BMW vor dem Aus. Er hofft aber auf ein Cockpit beim Topteam Brawn.
Eigentlich herrschen wunderbare Zeiten für Formel-1-Fahrer. Die Gehälter der Vollgasprofis sind trotz Wirtschaftskrise unverändert hoch. Und sie werden 2010 auch nicht vom drohenden Budgetlimit betroffen sein. Darüber hinaus sind drei neue Teams im Anmarsch. In einer Woche wird der Weltverband FIA darüber befinden, welche drei der acht neuen Bewerber den Zuschlag bekommen für die neue Saison.
Es wird somit sechs neue Arbeitsplätze für die Fahrer geben. Auf den Markt drängen derzeit aus den unteren Klassen aber eher wenige Piloten. Kein Wunder, dass sich das Fahrerkarusell so früh wie nie zuvor dreht - und dennoch keiner der etablierten Fahrer Angst haben muss um seine Zukunft in der Formel 1.
Nick Heidfeld wird dies mit Erleichterung registriert haben. Beim letzten Rennen in Monaco waren Gerüchte aufgekommen, dass BMW den Vertrag mit dem Sieglos-Fahrer nicht verlängern wird. Motorsportchef Mario Theissen dementierte nur schwach. Auch, weil die kriselnden Münchner derzeit ganz andere Baustellen haben.
"Nick macht einen guten Job, seit er in der Formel 1 ist"
Heidfeld, der in 156 Rennen keinen Sieg einfahren konnte, und sein Manager Andre Theuerzeit haben jedenfalls schon vor dem Rennen am Sonntag in Istanbul (14 Uhr, RTL und Premiere live) die Fühler ausgestreckt. Heidfeld sagt zwar offiziell: „BMW hält es so, dass man über Vertragsinhalte keine Auskunft gibt.“ Und: „Wie immer werde ich mir zu gegebener Zeit überlegen, welche relevanten Optionen für mich in Zukunft am erfolgversprechendsten sind.“ Die AZ jedoch erfuhr, dass der 32-Jährige am liebsten für Williams oder Brawn fahren will.
Beim aktuellen Spitzenreiter könnte der Mönchengladbacher vielleicht als Nummer 2 hinter dem Fast-schon-Weltmeister Jenson Button anheuern. Rubens Barrichello, der diesen Platz momentan inne hat, wird im Winter wohl in Rente gehen. Der andere kandidat, Bruno Senna, könnte demnächst bei Renault den Crash-Piloten Nelsinho Piquet ersetzen. „Nick macht einen guten Job, seit er in der Formel 1 ist", sagt Teamchef Ross Brawn.
Größere Chancen hat Heidfeld freilich bei Williams. Teamchef Frank Williams gilt als Fan von Heidfeld, der schon 2006 bei den Briten angestellt war - und zwei zweite Plätze schaffte. Noch zu Jahresbeginn schwärmte Williams: „Wir haben beste Erfahrungen mit Heidfeld gemacht.“ Und Williams-Mitbesitzer Patrick Head bedauert, dass „wir die Zusammenarbeit mit Heidfeld nicht fortsetzen konnten“.
Es bahnt sich somit ein Tausch an: Heidfeld wird bei Williams Nachfolger seines einstigen Nachfolgers Nico Rosberg. Der Monegasse mit deutschem Pass könnte dann zu BMW wechseln. Der Haken an der Sache: An Rosberg, dem talentierten Weltmeistersohn, ist nicht nur Theissen interessiert. Auch Norbert Haug, sein Gegenpart bei Mercedes, lobt den 24-Jährigen auffallend oft.
Peter Hesseler