Haye sagt ab! Rettet der Riese Klitschkos Mega-Kampf?

Mitten im im Gespräch mit den Medien erfährt der Weltmeister, dass sein Fight geplatzt ist. Eine Lösung scheint aber schon in Sicht: Nikolai Walujew.
GOING Wladimir Klitschko befand sich mitten in der Pressekonferenz, beantwortete geduldig und locker scherzend die Fragen der britischen Journalisten, als sein Manager Bernd Bönte den Raum betrat: „Der Kampf ist geplatzt, Haye hat verletzt abgesagt.“
Klitschkos Gesichtszüge, der im Stanglwirt in Going sein Trainingslager aufgeschlagen hat, versteinerten urplötzlich. Er starrte teilnahmslos auf das riesige Kampfplakat, das seinen WM-Fight gegen David Haye, den britischen Champion der Provokation, für den 20. Juni in der Fußball-Arena auf Schalke ankündigte. „Nein, nein, nein! Das ist ein Schock. Das kann nicht sein, das darf nicht sein“, stammelte Klitschko und meinte, nachdem er wenig später seine Fassung wiedergefunden hatte: „Ich werde jetzt nicht auf einen Gegner eintreten, der im übertragenen Sinne am Boden liegt. So wie Haye es sicher gemacht hätte, wenn ich hätte absagen müssen. Ich will aber unbedingt am 20. Juni boxen, ich will die Schalker Fans auf keinen Fall enttäuschen.“
Klitschko will unbedingt am 20. Juni kämpfen
Hayes Anwalt hatte Klitschkos Anwalt zuvor über die – angebliche – Knöchelverletzung informiert, Haye-Manager Adam Booth hatte dann Bönte noch eine Email geschrieben, die dieser während der Pressekonferenz erhielt. Wie auch Klitschko, wollte sich auch Bönte irgendwie gar nicht aus der Fassung bringen lassen. „Wir sind fieberhaft dabei, einen entsprechenden Top-Gegner für den 20. Juni zu verpflichten“, sagte der Klitschko-Manager wenige Minuten nach der Absage. „Es sind ja genügend Boxer auf dem Markt, die vergangenes Wochenende fit waren und nicht boxen konnten: Nikolai Walujew und Ruslan Chagaev.“
Deren WM-Kampf in Helsinki war vergangenen Samstag geplatzt, da der finnische Verband aufgrund der Hepatitis–B-Befunde von Chagaev diesen nicht antreten ließ.
Muss jetzt also Walujew, der russische Riese, Klitschkos Mega-Kampf in der Arena auf Schalke, für den bereits über 57000 Tickets verkauft sind, retten? „Wir tun alles, damit das Event stattfinden kann“, sagte Bönte, der schon Kontakt zu den Boxställen Universum (Chagaev) und Sauerland (Walujew) aufgenommen haben will.
Klitschko selber wollte sich auch gar nicht länger mit Haye, der im Vorfeld mit großen Sprüchen und noch größeren Geschmacklosigkeiten – so war er war zu einer früheren Pressekonferenz mit einem T-Shirt erschienen, auf dem er die abgeschlagen Köpfe von Wladimir und Vitali Klitschko in die Höhe hielt, erschienen – aufhalten. „Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter. Ich habe schon viel Zeit verloren, weil wir eben den Haye-Kampf machen wollten, denn sonst hätte ich im März oder April geboxt. Mir sind beide recht. Ich hätte auch mit Chagaevs Hepatitis-Befund kein Problem, da kann man jedes Ansteckungsrisiko mit einer Impfung ausschließen.“
Chagaev-Coach Timm: "Wir würden das machen"
Auch Klitschko-Trainer Emanuel Steward würde kein Veto gegen einen Ersatzgegner einlegen. „Natürlich wäre es eine Umstellung in der Vorbereitung“, sagte der Amerikaner, „gerade, wenn man gegen Walujew antreten müsste. Aber es ist machbar. Bei Chagaev wäre die Umstellung nicht so eklatant.“
Zumindest Chagaev, der den Titel der WBA hält, steht schon bereit für einen Fight gegen Klitschko. Sein Trainer Michael Timm: „Wir würden das machen.“ Und Jean-Marcel Nartz, der technische Direktor von Chagaevs Boxstall Universum, meinte: „Wir stehen dem positiv gegenüber.“
Klitschko schien zuletzt ein Kampf gegen Walujew mehr zu reizen. Möglicherweise kommt dieser nun früher zustande als geplant.
Matthias Kerber