Haye gegen Chisora: Axel Schulz über den Skandal-Fight

Der Skandal-Fight im Schwergewicht: Am Samstag steigt David Haye gegen Dereck Chisora in den Ring. Hier spricht Axel Schulz über die Chancen der beiden.
von  Matthias Kerber
Früher Berufs-Boxer, jetzt Hobby-Golfer und Moderator: Axel Schulz führt durch die Show von Peter Althof.
Früher Berufs-Boxer, jetzt Hobby-Golfer und Moderator: Axel Schulz führt durch die Show von Peter Althof. © dpa

Der Skandal-Fight im Schwergewicht: Am Samstag steigt David Haye gegen Dereck Chisora in den Ring. Hier spricht Axel Schulz über die Chancen der beiden – und warum er plötzlich einen WM-Gürtel hat.

AZ: Herr Schulz, am Samstag steigt der Kampf zwischen David Haye und Dereck Chisora. Sie sind als Experte für Sky dabei, aber nicht wenige Boxfreunde finden, dass man diesen Skandalboxern keine Plattform geben sollte, schließlich sollten eigentlich beide nach ihrer üblen Schlägerei bei der Pressekonferenz in München nicht mehr so schnell in den Ring steigen.

AXEL SCHULZ: Ich verstehe, dass es Leute gibt, die sich darüber ärgern, dass Haye und Chisora für ihr schlechtes Benehmen sozusagen mit einem Zahltag belohnt werden. Aber ich finde, dass man da die berühmte Kirche im Dort lassen muss. Sie haben ja niemanden umgebracht. Zwei Boxer, die aufeinander einschlagen, mein Gott, das ist keine Staatsaffäre. Da gibt es viel Schlimmere. Mike Tyson zum Beispiel war als Vergewaltiger verurteilt, hat Evander Holyfield im Ring ein Stück Ohr abgebissen – und auch er durfte wieder boxen.

Bernd Bönte, der Manager der Klitschko-Brüder, meinte, dass so der Jugend ein vollkommen falsches Signal gesendet wird: Benimm’ dich schlecht, dann wirst du mit lukrativen Verträgen belohnt.

Man kann so argumentieren, klar. Aber warum hat man Haye dann einen Vertrag für einen Kampf im September gegen Vitali zugeschickt? Auch das wäre ein mehr als lukrativer Kampf gewesen. Es ist ja auch kein Geheimnis, dass der Sieger des Kampfes Haye – Chisora einer der nächsten Gegner für einen der Klitschkos sein wird. Gewinnt Haye, wird Vitali sich den krallen, siegt Chisora, wird Wladimir wohl gegen ihn boxen.

Wer gewinnt am Samstag?

Haye. Chisora ist ein mehr als durchschnittlicher Boxer, der doch nur dadurch berühmt geworden ist, dass er sich so aufgeführt hat. Die Ohrfeige gegen Vitali, das Anspucken gegen Wladimir. Das fand ich übrigens viel asozialer als die Watschn. Mt seinen boxerischen Fähigkeiten sorgt er nicht für Aufruhr. Chisora boxt sehr eindimensional.

Und Haye?

Der war im Cruisergewicht ein ausgezeichneter Boxer. Der hat was. Als meine Frau den das erste Mal sah, meinte sie: Was ist denn das für ein hübscher Bursche, der sieht toll und austrainiert aus. Ich habe ihr gesagt, dass Haye und ich in der gleichen Gewichtsklasse sind, da habe ich ungläubige Blicke geerntet.

Das wird so ähnlich gewesen sein, als Ihnen kürzlich Frans Botha den WM-Gürtel überreichte. Sie boxten 1995 gegen ihn um die WM, verloren – doch Botha war gedopt. Jetzt übergab er Ihnen den Gürtel.

Als der vor meiner Tür stand, habe ich schon Augen gemacht. Jahrelang habe ich mir Vorhaltungen gemacht, dass ich diesen Kampf nicht gewonnen habe, dann war ich sauer, weil er sich durch Doping einen verbotenen Vorteil verschafft hat. Wir haben jetzt lange geredet und ich fand die Geste toll. Das Teil ist aber nur für mich, es steht jetzt in meinem Schlafzimmer.

Ein Weltmeister im Schlafzimmer sozusagen.

(lacht) Ich hoffe, da würde es nicht wieder ungläubige Blicke geben.

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