Hausbesuch bei Paduretu: Liebe auf Rumänisch
Am Samstag treten Hachings Volleyballer und Mihai Paduretu in Spiel drei um die Meisterschaft gegen Berlin an. Die AZ hat den Trainer zu Hause besucht – und ihn ganz privat kennengelernt.
Uunterhaching - Mihai Paduretu lacht. Dann holt der Trainer von Hachings Volleyballern seinen besten Wein hervor, natürlich rumänischen. Während die 16-jährige Tochter Jessica wie aufgedreht durch die Wohnung tanzt, sitzt der zwölfjährige Sohn Eric gebannt vor dem Fernseher und schaut einen Film. Auch Papa Paduretu ist entspannt. Trotz des Playoff-Stresses. Da steht für Paduretu und seine Hachinger am Samstag (19.30 Uhr) zu Hause in der Sportarena am Utzweg das dritte Finalspiel gegen die Volleys Berlin an.
So verheißungsvoll die Finalserie für Generali Haching gegen die Berliner mit dem 3:0-Heimsieg am vergangenen Samstag angefangen hat, so deutlich war die Niederlage im zweiten Spiel: Haching verlor in Berlin mit 0:3. „Das war deutlich”, sagte der 45-jährige Paduretu, „da brauchen wir gar nicht analysieren, sondern müssen das Spiel gleich vergessen.” Und das gelingt ihm am besten bei seiner Familie.
Hier kann er abschalten. Im Kreise seiner Liebe geht er ganz auf. Paduretu wirkt trotz der sportlich heißen Phase gar nicht angespannt. Im Gegenteil: In Hausschlappen und bestens gelaunt empfängt er die AZ zum Hausbesuch. Die Wohnung ist liebevoll eingerichtet, ein bunter Teppich, helle Möbel. Im Flur hängen Zeitungsartikel über die Volleyballer, Medaillen der drei gewonnenen Pokalfinals von 2009 bis 2011 zieren die Wände, und in der Küche fällt der Blick auf ein Bild, auf dem Paduretu nach dem Pokalsieg 2009 in Halle in Westfalen mit geballter Faust zu sehen ist. „Das bekam damals jeder von uns vom Sponsor geschenkt”, erinnert er sich.
Seine 45-jährige Frau Ofelia ist noch in der Stadt, shoppen mit einer Freundin. „Das kann dauern”, sagt Paduretu. Und lacht. Jessica, die sich gerade auf dem Weg zum Abitur befindet, will noch weg. Party mit der Freundin ist angesagt. Ihr Zimmer ist Tabuzone. „Sie hat es nicht so mit dem Aufräumen”, verrät Paduretu, der alles andere als ein strenger Vater ist. „Bis Mitternacht darf sie schon weg, sie übertreibt es nie”, sagt er. In dem Moment klingelt es, Frau Paduretu kommt nach Hause. „Nur eine Tüte”, sagt der Rumäne. Er lacht und umarmt sie.
Sie steht ein paar Minuten später in der Küche, um das Essen zuzubereiten: es gibt Cevapcici. „Bei uns in Rumänien heißen die Mici, das bedeutet ,Kleine’”, erklärt Paduretu. Er verschwindet kurz in der Abstellkammer neben der Küche und legt noch einen Wein ins Kühlfach.
Die Paduretus gehen sehr liebevoll miteinander um. Und Hachings Chefcoach ist auch zu Hause der Chef. Mit Ofelia und den Kindern Eric und Jessica wohnt er in einer 100-Quadratmeter-Erdgeschosswohnung in Unterhaching. Nur ein paar hundert Meter Luftlinie entfernt von der Generali Sportarena. „Das ist praktisch. Seit fünf Jahren wohnen wir jetzt hier”, sagt Paduretu.
Mit Ofelia ist er schon lange verheiratet. Im August wird gefeiert, der 19. Hochzeitstag. 1986 lernten sich die beiden an der Uni in Bukarest kennen. Paduretu drückt seine Ofelia ganz fest an sich. Ein liebevoller Blick und man merkt, dass die beiden ein gutes Team sind. Paduretu liebt die Familie, aber er lebt für den Job. „Es ist nicht immer leicht”, sagt die Trainer-Gattin, „man muss schon oft Kompromisse machen.”
Jedes Jahr nach der Saison fliegen die Paduretus in den Süden. Heuer geht es nach Teneriffa. Selbst im Urlaub bastelt Paduretu oft am Kader für die neue Saison. Sein Alltag ist fast ausschließlich mit Volleyball ausgefüllt, „aber er steckt schon zurück”, sagt Ofelia. „Es gab auch schlimmere Zeiten. Es ist nicht so, dass das Familienleben so sehr beeinträchtigt ist.”
Die Paduretus fühlen sich wohl im Münchner Vorort. Auch ein Grund, warum Paduretu keinen Gedanken an einen Vereinswechsel verschwendet. „Ich glaube nicht, dass Mihai hier so schnell weggehen würde, da müsste schon ein sehr gutes Angebot kommen”, sagt Ofelia. Sie arbeitet beim Bayerischen Landes-Sportverband in der Buchhaltung. Und das seit 16 Jahren. „Sie ist genauso treu wie ich Haching”, sagt Paduretu.
Eric hat derweil seine Medaillen hervorgeholt. Der Junior möchte mal wie der Papa Zuspieler und Trainer werden. „Er wurde 2011 Bayerischer Vizemeister und 2012 holte er Bronze”, erzählt Paduretu stolz. Eric hätte gewiss nichts dagegen, wenn in der Vitrine im Wohnzimmer schon bald die Meisterschale stehen würde. Genügend Platz wurde schon mal freigeräumt.
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