Hasenhüttl: "Wir können jeden schlagen"

Hachings Trainer über Aufstiegs-Chancen, Finanz-Misere und seinen Wunsch an die Fans.
AZ: Herr Hasenhüttl, am Sonntag (14 Uhr) ist Trainingsauftakt in Haching. Letztes Jahr war die SpVgg zur Halbzeit Fünfter, heuer wird auf Platz zehn überwintert. Eher unbefriedigend, oder?
RALPH HASENHÜTTL: Bei einem Sieg im Nachholspiel zuhause gegen Bayern II (24. Januar, d. Red.) wären wir auf Platz fünf, zwei Punkte hinter einem Relegationsplatz und vier Punkte hinter Platz eins.
Allerdings war Ihr Team im Oktober noch Dritter! Zuletzt gab es drei Auswärtspleiten in Folge.
Der Saisonbeginn war schwierig. Vor allem die unglücklichen Unentschieden zu Hause tun uns weh. Die Punkte, die wir da im Sportpark haben liegen lassen fehlen uns. Auswärts sind wir im Soll. Zwischen grauen Mittelmaß und Platz drei sind es in dieser Liga nur wenige Punkte. Fakt ist, dass wir noch eine Rückrunde vor uns haben – und wie letztes Jahr spielen wir zehn Mal zu hause und nur acht Mal auswärts. Wir werden sehen, was wir aus dieser Ausgangsposition machen, abgerechnet wird zum Schluss.
Einzelne Spieler loben Sie selten. Aber hätte es sich Tobias Schweinsteiger nach dieser Vorrunde nicht verdient?
Tobi hat mit seinen elf Toren mehr erreicht, als ihm viele zugetraut hatten. Das war positiv für ihn und für uns. Auch Darius Kampa hat ein sehr gutes Jahr gespielt.
Und Robert Zillner? Er musste den Tod seines Vaters verkraften.
Ja, es war für ihn heuer keine einfache Situation – mit dem gescheiterten Wechsel im Sommer und dem privaten Unglück. Trotzdem hat er eine gute Vorrunde gespielt. Seine neue Position verschafft ihm mehr Freiheiten nach vorne. Er hat wieder die meisten Torvorlagen gegeben und hätte noch mehr als 3Tore erzielen können.
Der Verein hat aktuell 310 000 Euro Schulden. Dennoch reden die Bosse immer vom Aufstieg. Nervt das?
Die finanzielle Situation in Unterhaching kann ich nicht ändern. Fakt ist, jeder bekommt pünktlich sein Gehalt, was in der Liga auch nicht immer selbstverständlich ist! Aber ich muss nicht tagtäglich über die finanzielle Lage des Vereins informiert werden. Das würde mich von meinem Job ablenken. Ich kann nur schauen, dass die Truppe Topleistungen abruft, das ist mein Auftrag!
Keeper Kampa sagte zuletzt, dass das Gerede vom Aufstieg nicht optimal sei.
Wir haben letztes Jahr 67 Punkte geholt, indem wir uns auf die Dinge konzentriert haben, die wir beeinflussen können. So halten wir es auch heuer. Wenn du am Ende nur Vierter wirst, ist es brutal bitter. Ich glaube heuer würden so viele Punkte zum Aufstieg reichen.
Das heißt, dass der Aufstieg kein realistisches Ziel ist?
Realistisch ist, dass wir mit Topleistungen jeden in der Liga schlagen können. Auch mit vielen Millionen lässt sich ein Aufstieg nicht planen. Auch wenn sich am Ende oft die Vereine mit mehr Geld durchsetzen.
Aber würden Sie sich nicht dennoch in der Winterpause einen Neuzugang wünschen?
Ich wünsche mir die Mannschaft, die ich jetzt habe – in einem Topzustand. Es gebe sicherlich den ein oder anderen Spieler, der uns weiterhelfen könnte, aber der muss auch finanziert werden können. Wenn das nicht geht, werden wir geduldig unseren eingeschlagenen Weg weitergehen.
Glauben Sie, dass auch die Fans diese Geduld haben?
Ich spreche für die Leute, die regelmäßig ins Stadion kommen, denn die haben uns auch heuer mit viel Geduld positiv unterstützt. Wer weiß, was mit dieser positiven Stimmung noch möglich ist.
Dennoch sind die Zuschauerzahlen weiter das Problem in Haching – in der Vorrunde kamen im Schnitt nur 2900 Fans in den Sportpark.
2900, die mit uns durch dick und dünn gehen. Super wäre ein Schnitt von 5000 im Sportpark, und zwar von der Sorte, die wir haben. Wir müssen uns einfach unseres Stellenwerts bewusst sein. Wir sind nicht Bayern und auch nicht 1860. Wir haben in Unterhaching 3Liga Fussball auf hohem Niveau, wo zuschauen Spass macht.
Interview: Reinhard Franke