Harting: Schweigen ist Gold

Diskus-Weltmeister Robert Harting, vor seinem Triumph im Clinch mit Funktionären und Dopingopfern, entschuldigt sich – und verbietet sich den Mund. Verbands-Chef Prokop will ihn dennoch zum Rapport bestellen.
von  Abendzeitung

Diskus-Weltmeister Robert Harting, vor seinem Triumph im Clinch mit Funktionären und Dopingopfern, entschuldigt sich – und verbietet sich den Mund. Verbands-Chef Prokop will ihn dennoch zum Rapport bestellen.

BERLIN Das mit dem Durchfeiern klappte nicht ganz. Robert Harting hatte nach seinem famosen Diskuswurf auf 69,43 Meter und der gewonnen Goldmedaille noch im Berliner Olympiastadion angekündigt, bis Donnerstagabend durchfeiern zu wollen. „Schlafen kann ich auch später“, hatte er gesagt.

Nun, geschlafen hatte Harting, der Diskus-Weltmeister mit dem Hang, bisweilen zweifelhafte bis beleidigende Aussagen zu tätigen, auch nicht, als er am Morgen in Berlin zum Presseklub seines Ausrüsters erschien. Harting war gut gelaunt, wie er so da saß neben der weiblichen Diskus-Legende Franka Dietzsch, die nach ihrem Ausscheiden in der Vorrunde ihre Karriere beenden wird.

Harting lächelte, doch viel sagen wollte er nicht. Weder zu den Doping-Opfern, mit denen er sich in den letzten Tagen eine Privatfehde geliefert hatte, noch zu den deutschen Sportfunktionären, denen er Arbeitsverweigerung vorgeworfen hatte. Harting entschuldigte sich nochmal für seine Äußerungen, die ihm „von Herzen leid“ täten und die auch „der WM-Sieg nicht gerade rücken“ könne. Dann startete er noch kurz den Versuch einer Rechtfertigung: „Wenn man trainiert und von äußeren Einwirkungen immer wieder gestört wird, dann handelt man auch mal unüberdacht, aber das ist dennoch menschlich“, meinte er.

Ansonsten schwieg er zur ganzen Angelegenheit. Harting schwieg, so wie er es sich schon nach seinem Sieg auf der blauen Plastikbahn im Olympiastadion auferlegt hatte, als er mit seiner Hand einen Reißverschluss andeutete, den er vor seinem Mund zuzog.

Schweigen ist Gold, wird sich Harting gedacht haben. Und das ist zur Abwechslung mal ein richtig kluger Schachzug des 24-jährigen Berliners. Denn seine Attacken gegen Dopingopfer und Funktionäre werden nach der Leichtathletik-WM so oder so ein Nachspiel haben. Dies erklärte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). „Wir sind noch nicht zufriedengestellt. Im Vorfeld hat es von Robert Aussagen gegeben, die nicht nur problematisch sind, sondern auch im Widerspruch zur Position des Verbandes stehen. Ich finde es gut, dass Robert den ersten Schritt gemacht und sich entschuldigt hat. Aber wir werden nach der WM noch einiges aufklären müssen“, sagte Prokop.

Zugleich lobte Prokop seinen störrischen Skandalwerfer aber auch. „Roberts sportliche Leistung war wirklich klasse. Im letzten Versuch das Ding noch umzubiegen, ist eine tolle Sache.“

Darin waren sich alle einig. Andere versuchten, Harting zu verteidigen, suchte nach gründen. „Das ist ein junger Mann, der sich von weit unten nach oben gekämpft hat. Jetzt muss er da oben in einer Welt sprechen, die ihm eigentlich fremd ist. Und das mit einer Persönlichkeit, die er erst entwickeln muss“, sagte der Leichtathletik-Weltverbandsfunktionär Helmut Digel. Und der war vor Prokop immerhin selbst Boss des DLV. fil

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