Hansi Hinterseer: "Einmal hätten wir fast ein Rennen auf Hawaii gehabt"
AZ: Herr Hinterseer, Sie hatten es im Weltcup mit den ganz Großen zu tun: Gustav Thöni, Ingemar Stenmark, die Mahre-Brüder, Piero Gros, Fausto Radici, Heini Hemmi. Wie war das Miteinander damals?
HANSI HINTERSEER: Fantastisch! Wir waren wirklich tolle Kollegen, eine super Kameradschaft. Als der Neureuther der Rosi nachgestiegen ist - da können Sie sich vorstellen, wie der Schmäh gegangen ist! Wir haben uns nicht nur auf der Piste respektiert, sondern hatten auch danach Zusammenhalt und Gaudi. Eine richtige Ski-Familie. Wir konnten den Weltcup auch anders repräsentieren. Der Skisport war sehr präsent und man war nah dran an den Fans. Heute hat jeder einen Manager und einen Pressesprecher und man ist abgeschirmter.
Hinterseer traf zufällig Muhammad Ali in Alaska
Ihren ersten Weltcupsieg haben Sie am anderen Ende der Welt gefeiert: in Anchorage.
Als wir in den Flieger stiegen, haben wir gesagt: ‚Wo fliegen wir hin? Alaska? Da sind doch nur Eisbären!' Wir dachten, wir erfrieren dort, dabei war es wie bei uns. Ich war 17 und habe mit 2,4 Sekunden Vorsprung gewonnen. Aber in Anchorage hatten wir noch ein anderes Erlebnis.

Raus damit!
1972 auf dem Weg nach Japan hatte unser Ski-Tross einen Zwischenstopp in Anchorage - so wie gerade auch Muhammad Ali, der von Japan nach Amerika unterwegs war. Da war vielleicht was los! Und natürlich wollten wir alle ein Foto mit ihm. Und er hat das gemacht. Eine super Sache!
Hansi Hinterseer: In USA ist Skifahren mehr Show
Von 1983 an sind Sie in der US-Profi-Tour Rennen gefahren. Wie war das?
In den USA ist das Skiverständnis anders, mehr Show. Der direkte Vergleich spricht die Leute dort mehr an, wie die beliebten Parallelrennen der Profi-Tour, als wenn einer nach dem anderen mit 120 Sachen vorbei zischt. Amerika! Als junger Mann hat mich das in Zusammenhang mit der Profi-Tour gereizt! Es war super. Einmal hätten wir sogar fast ein Rennen auf Hawaii gehabt, auf diesem Schneefeld auf Big Island. Das kam dann leider doch nicht zustande. Ich hatte mich schon gefreut: Hula-Hula-Mädchen am Start und im Ziel ...

Wie lief das mit dem Marketing damals?
Es gab zum Beispiel ein ProAm, das ist ein Skitag, an dem man mit Prominenten und Sponsoren gemeinsam ein Gaudi-Rennen fährt, sicherlich nicht einfach als Athlet dann als Individualist wieder umzuschalten und sich auf die Vorbereitung für die Rennen der darauffolgenden Tage zu konzentrieren. Das gibt's nicht mehr. Es muss ja trainiert und analysiert werden. In Amerika war das zu meiner Zeit als aktiver Skisportler noch anders: Da hatten wir dienstags Charity-Party, mittwochs ProAm, und donnerstags war Quali fürs Rennen am Wochenende. Country-Star John Denver, der ein fantastischer Skifahrer war, hat in Heavenly am Lake Tahoe immer so ein Promi-Rennen organisiert. Da war ich von Anfang an dabei. Wir haben uns gegenseitig sehr geschätzt und super verstanden. Sugar Ray Leonard stand zum Beispiel das erste Mal mit mir auf den Skiern.
In der ersten Reihe der Oscar-Verleihung
Was für Geschichten. . .
Sugar Ray Leonard ist Box-Weltmeister. Aber er konnte nicht skifahren und hatte auch nicht wirklich Ski-Talent, und John meinte, ich soll ihm das mal zeigen. Und dennoch hat sich daraus eine bärige Freundschaft entwickelt. Oder Morgan Fairchild…
… die Schauspielerin aus den Kult-Serien "Dallas" und "Friends"…
Sie konnte auch nicht skifahren, aber John meinte: "Die muss unbedingt da runter!" Da hab' ich sie spontan Huckepack mit runter genommen und das hat ihr so getaugt, dass sich eine nette Freundschaft entwickelt hat. 1981 war das, im Frühjahr, und dann hat sie mich gefragt, ob ich sie zur Oscar-Verleihung begleiten könnte. Sie hat eine Laudatio halten und mich als Begleiter mitgenommen. So, da saß ich nun - der Hansi Hinterseer aus Tirol da in Hollywood in der ersten Reihe! Neben all den Superstars: Charlton Heston, Dudley Moore, alle "Dallas"-Stars, Gregory Peck, den Hollywood-Stars und tollen Sportgrößen - der Wahnsinn!
Hinterseer: "Ich war auch immer froh, wenn ich wieder dahoam war"
Und dann kommt man wieder nach Hause in dieses enge Alpental…
Moment, man kommt nach Hause in eine wunderschöne Gegend, Kitzbühel ist umrahmt von markanten Bergen. Ich habe mich immer gefreut, nach Hause zu kommen. Ich hab' Amerika genossen, war in L.A., San Francisco, New York, Miami, Aspen, Vail, auf Hawaii, aber ich wollte nie in Amerika bleiben. Es war bärig, lustig und interessant. Ich hab durch den Skisport viel von der Welt gesehen, war aber auch immer froh, wenn ich wieder dahoam war. Seit meinem vierten Lebensjahr war ich nur viermal nicht beim Hahnenkammrennen dabei.
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