Hammerwurf-Olympiasiegerin Skolimowska stirbt mit 26
WARSCHAU - Polens Sport trauert um die Goldmedaillen-Gewinnerin von Sydney. Plötzlicher Tod im Traininglager. Parallelen zu Rene Herms, der vor sechs Wochen mit 26 Jahren starb.
Erneut hat ein rätselhafter Todesfall die Leichtathletik aufgeschreckt. Sechs Wochen nach dem plötzlichen Herztod von Mittelstreckenläufer Rene Herms steht nunmehr der Sport in Polen unter Schock: Im Alter von nur 26 Jahren ist die erste Hammerwurf-Olympiasiegerin, Kamila Skolimowska, während eines Trainingslagers in Portugal überraschend gestorben. Mit 17 Jahren und 331 Tagen hatte sie 2000 in Sydney bei der olympischen Premiere des Frauen-Hammerwurfs sensationell Gold erkämpft. Die Todesnachricht teilte der polnische Leichtathletik-Verband am Donnerstag auf seiner Internetseite mit.
„Das ist eine schockierende Nachricht. Kamila war ein großartiges, lebenslustiges Mädchen. Ich werde sie so in Erinnerung behalten“, meinte der polnische Sportminister Miroslaw Drzewiecki. Auch NOK-Chef Piotr Nurowski war traurig und bestürzt: „Sie war niemals krank gewesen. Die Gesundheit der Leistungssportler wird systematisch überprüft. Die Nachricht von ihrem Tod ist ein Schock.“
Skolimowska habe den Berichten zufolge wegen einer Verletzung und Unwohlsein am Mittwoch nicht am Krafttraining teilgenommen, sei aber in die Sporthalle gekommen. Dort habe sie plötzlich das Bewusstsein verloren. Trotz Wiederbelebungsversuchen sei sie eine Stunde später im Krankenhaus in Vila Real de Santo Antonio gestorben. Die Ärzte vermuteten einen Herzinfarkt; wie bei René Herms soll nun eine Obduktion Aufschluss über die Todesursache geben. Der 800-Meter- Läufer aus Pirna war am 9. Januar plötzlich an den Folgen einer durch Viren ausgelösten Herzmuskelentzündung gestorben – auch er wurde nur 26 Jahre alt.
Die Sport-Karriere der bei Freunden und Sportkollegen beliebten Kamila Skolimowska war sehr erfolgreich – und außergewöhnlich. Bereits mit 13 Jahren wurde die Hammerwerferin die bis dato jüngste polnische Leichtathletik-Meisterin und -Rekordhalterin. Ein Jahr später wurde sie Junioren-Europameisterin. In Sydney schrieb die 1,80 Meter große und 105 Kilo schwere Athletin aus Warschau Sportgeschichte: Mit 17 Jahren versetzte das „Goldmädchen“ ganz Polen in Begeisterung – als jüngste Leichtathletik-Olympiasiegerin seit Hochspringerin Ulrike Meyfarth (1972 in München). Sie schockte die Favoritinnen aus Russland, Deutschland, Kuba und den USA.
Zwischen 1996 und 2007 stellte Skolimowska insgesamt 17 polnische Hammerwurf-Rekorde auf. Als erste erste Juniorin der Welt übertraf sie die 70-Meter-Marke; ihre persönliche Bestleistung (76,83 Meter) hatte sie 2007 in Doha aufgestellt. Bei Olympia 2004 in Athen wurde sie Fünfte; vier Jahre später stand sie in Peking erneut im Finale, war aber verletzt und hatte keinen gültigen Versuch.
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