Hamilton siegt - und wird nur Dritter
Der großen Freude folgte der große Frust: Lewis Hamilton darf den Siegerpokal vom Großen Preis von Belgien nicht behalten. In der hektischen Schlussphase haben die Renninspektoren eine grobe Unsportlichkeit des Briten entdeckt.
McLaren-Mercedes-Pilot Lewis Hamilton ist sein Sieg beim Großen Preis von Belgien nachträglich aberkannt worden. Der Brite wurde am Sonntag in Spa-Francorchamps für ein Manöver gegen Weltmeister Kimi Räikkönen in der 42. Rennrunde mit einer 25-Sekunden-Zeitstrafe belegt. Er habe in einer Schikane abgekürzt und sich so einen Vorteil verschafft, urteilten die Rennkommissare. Neuer Sieger ist der brasilianische Ferrari-Pilot Felipe Massa, BMW-Sauber-Fahrer Nick Heidfeld aus Mönchengladbach rückt auf Platz zwei vor. Hamilton wird als Dritter gewertet. In der WM liegt Hamilton mit 76 Punkten vor Massa mit 74.
Zuvor war Hamilton nach einem spektakulären Überholmanöver im Regen-Chaos von Spa-Francorchamps noch überraschend als Erster über den Zielstrich gegangen. Der McLaren-Mercedes-Pilot konnte nach wilden Attacken in der drittletzten Runde den führenden Kimi Räikkönen noch von der Spitze verdrängen. «Das war eines meiner besten Rennen», jubelte Hamilton nach seinem beeindruckenden Husarenritt auf der Ardennen-Achterbahn, ehe später am Abend die Ernüchterung über die Entscheidung der Rennkommissare kam. Nick Heidfeld überzeugte derweil im BMW-Sauber nach einer beeindruckenden Aufholjagd. «Das war ein Super-Ergebnis», sagte der um sein Cockpit kämpfende Mönchengladbacher. BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen begründete die späte Umrüstung auf Regenreifen, die letztendlich der Schlüssel zu Rang drei war: «Wir konnten sehen, dass beide Fahrer an der Spitze Probleme bekamen.»
«So ist das eben»
Spa-Spezialist Räikkönen, der hier zuletzt dreimal in Serie gesiegt hatte, rutschte auf der nassen Piste am Schluss sogar in einen Reifenstapel und blieb damit ohne Punkte. «Ich bin Lewis ausgewichen», schilderte der finnische Ferrari-Fahrer den knallharten Zweikampf relativ gelassen. «Ich habe gedacht, ich würde mehr Punkte als meine Konkurrenten holen, hab' aber verloren. So ist das eben.» Der 23 Jahre alte Hamilton schien nach einem Dreher in der ersten von 44 Runden bereits geschlagen. «Das war ein ziemlich großer Patzer von mir», räumte er ein. Ferrari-Widersacher Räikkönen nutzte den Fehler des Führenden und schien seinem vierten Sieg hintereinander auf dem 7.004 Kilometer langen Berg-und-Tal-Kurs entgegen zu steuern. Hamiltons unglaublicher Kampfgeist und der Regen stoppten jedoch den finnischen Titelverteidiger. Für ein Highlight sorgte auch Heidfeld: Nach einem schlechten Start - er fiel von der fünften auf die elfte Position zurück - schien der 31-Jährige alle Chancen auf einen Podestplatz eingebüßt zu haben. Ein Wechsel auf Regenreifen nach dem späten Guss aus dem grauen Ardennen-Himmel brachte Heidfeld nach zuvor zwei Nullrunden noch auf Rang drei. Sebastian Vettel (Heppenheim) belegte beim 13. Saisonlauf im Toro Rosso den fünften Platz.
Auch Glock bestraft
Timo Glock (Wersau) verlor seinen achten Platz und damit einen WM- Zähler am Grünen Tisch. Die Rennkommissare verhängten nachträglich eine Zeitstrafe von 25 Sekunden gegen den Toyota-Piloten wegen «Überholens unter geschwenkter Gelber Flagge». Dadurch rutschte Glock auf Rang neun zurück. Williams-Toyota-Pilot Nico Rosberg (Wiesbaden) wurde Zwölfter vor Adrian Sutil (Gräfelfing) im Force India. Gleich nach dem Start wurde das Feld wegen der schwierigen Streckenbedingungen gehörig durcheinandergewirbelt. Hamilton konnte seine Pole-Position auf der nassen Piste souverän verteidigen, während der als Zweiter losgefahrene Massa den Team-Zweikampf gegen Räikkönen verlor. Ein Dreher nach einem Verbremser kostete den Briten allerdings schon zu Beginn der zweiten Runde die Spitze: Sein finnischer Rivale zog nach einem packenden Rad-an-Rad-Duell vorbei. Da trockene mit feuchten Passagen abwechselten, mussten die Piloten ständig auf der Hut sein. Es gab zahlreiche Ausrutscher und Kollisionen. Hamilton versuchte vergeblich, Räikkönen wieder von Rang eins zu verdrängen. Schließlich bog der McLaren-Mercedes-Fahrer in der zwölften Runde als Erster der Top-Platzierten in die Box ein. Der einen Umlauf später folgende Finne verteidigte nach seinem ersten Tankstopp die Spitze. Räikkönen konnte dabei seinen Vorsprung gegenüber dem silbernen Rivalen sogar etwas ausbauen, da Hamilton nach seiner Rückkehr auf die Strecke im Verkehr steckte. Auch der zweite Service in der 25. Runde änderte an dieser Reihenfolge nichts. Allerdings ließ der «Silberne» nie locker, wurde aber später am Abend für diesen Einsatz nachträglich bestraft. (dpa/nz)