Hall und seine Zukunftsängste

München - Ganze 16 Minuten stand Darius Hall am Samtagabend beim 75:57 der Basketballer des FC Bayern gegen die Saar-Pfalz Braves auf dem Parkett. Die restliche Zeit verbrachte er fast durchgehend mit Teamarzt Jochen Hahne in der Umkleide, eine Magen-Darm-Grippe hatte ihn schwer erwischt.
In diesen 16 Minuten erzielte Hall trotzdem 16 Punkte. „Das ist wirklich etwas Besonderes”, sagte Trainer Dirk Bauermann. Man muss allerdings nicht Bundestrainer sein, um zu verstehen, welch besonderer Sportler Hall ist: wenn der Center der Bayern seine Mitspieler motiviert, wenn er Bälle in den Ring hämmert, seine Körbe feiert und mit den Fans spielt.
Innerhalb einer Spielzeit ist Hall zum Gesicht des Münchner Basketballs geworden. Die Frage ist nur, ob er das auch bleiben darf. Am Samstag ließ er leise Angst anklingen. „Mein Vertrag läuft nach dieser Saison aus”, sagte Hall, „vielleicht habe ich in meiner Karriere nur noch vier Spiele vor mir. Deswegen genieße ich jede Partie und gebe immer alles.”
Tatsächlich ist es in sportlicher Hinsicht nicht leicht zu rechtfertigen, Darius Hall als Spieler weiterzubeschäftigen. Der Familienvater würde in der kommenden Saison 39 Jahre alt werden. Schon in dieser Saison konnte er oft wochenlang nicht richtig trainieren, der medizinische Betreuerstab der Bayern war mit Hall im Dauereinsatz.
Hall weiß das, deswegen würde er sich in der BBL auch mit einer Reservistenrolle begnügen: „Ich will definitiv hier in München bleiben, wenn nötig auch als Backup.” Ob ihm der Verein diesen Wunsch erfüllt, ist bis dato ungewiss – zumal mit Robert Maras ein jüngerer deutscher Center für die Ersatz-Rolle ebenfalls in Frage kommt.
Realistischer scheint eine Lösung mit Hall als Nachwuchstrainer und Stand-By-Profi. „Man müsste ein Unmensch sein, wenn man ihn wieder gehen ließe”, sagte Vizepräsident Bernd Rauch der AZ.
Trotzdem bleibt bei den Fans – und Darius Hall selbst – die Unsicherheit: dass der FC Bayern seinen absoluten Sympathieträger verlieren könnte.