Hachings Volleyballer: Kampf den Giganten
Der VfB Friedrichshafen ist das Nonplusultra des deutschen Volleyballs. Ab Sonntag will Haching den übermächtigen Titelverteidiger entthronen.
UNTERHACHING Außenseiter sind die Hachinger im Finale nicht. Schließlich haben die Generali-Volleyballer den Giganten vom Bodensee in dieser Saison bereits zwei schmerzhafte Niederlagen beigebracht – mit 3:1 wurde der VfB Friedrichshafen vom späteren Pokalsieger im Halbfinale aus dem Cup befördert. Auch das Liga-Heimspiel gewann das Team von Mihai Paduretu souverän mit 3:0.
Dennoch beginnt am Sonntag mit der Finalserie ein ungleiches Duell: Die Oberschwaben sind quasi der FC Bayern des Volleyballs, holten in den vergangenen vier Spielzeiten jeweils das Double. Vom ersten Double träumen sie nun in Unterhaching. Am Sonntag (15 Uhr) steigt in der Generali Sportarena das erste Finale um die Meisterschaft. Die AZ vergleicht die Kontrahenten.
DIE TRAINER
Mihai Paduretu (42) und Stelian Moculescu (58) stammen beide aus Rumänien und verstehen sich blendend. Friedrichshafens Moculescu – einst erfolgreich bei der (längst aufgelösten) Volleyball-Abteilung des TSV 1860 und in Dachau – war 1997 der erste Trainer Paduretus in Deutschland. „Wir haben uns in der Zeit in Dachau sehr gut verstanden“, sagt Paduretu, „und bis heute haben wir viel Kontakt.“ Beide gelten als Volleyball-Besessene. Allerdings hat der Friedrichshafener dem Generali-Coach 30 Titel voraus. Der Pokalsieg 2009 mit Generali war für Paduretu der erste, Moculescu hat als Trainer einmal die Champions League gewonnen, 14 Mal die Meisterschaft und 16 Mal den DVV-Pokal. Paduretu sagt über Moculescu: „Er ist einer der besten, wenn nicht der beste Trainer Europas. Ich habe sechs Jahre bei ihm trainiert und ihm viel zu verdanken. Ich habe sehr viel von ihm gelernt.“ Nun fordert der Lehrling den Meister heraus.
DIE ERFOLGE
Auch hier hinkt Generali hinterher. Die Oberschwaben holten bereits achtmal das Double, der VfB gilt als das Nonplusultra im Volleyball. Seit 2005 hat das Team viermal in Serie das Double gewonnen, 2007 sogar das Triple – inklusive der Champions League. Für Pokalsieger Haching hingegen wäre der Gewinn der Meisterschaft der zweite Titel in dieser Saison – und der zweite überhaupt.
DIE STIMMUNG
Auch hier ist es schwierig, die „Häfler“ zu toppen. In der ZF-Arena feiern regelmäßig 3000 Fans ihre Helden auf dem Center Court – Liga-Bestmarke. Dennoch muss sich Haching nicht verstecken. Zwar kommen in die Generali Sportarena am Utzweg im Schnitt nur rund 1000 Anhänger (für Haching ist dies übrigens ein Rekord-Besuch), doch die sorgen auch dank Hallensprecher Sven Rautenberg – er war früher die Stimme in Friedrichshafen – für Riesenstimmung, zum Beispiel wenn Sidos „Mein Block“ erschallt. „Das Spiel am Sonntag ist mit 1500 Zuschauern ausverkauft“, sagt Paduretu, „immer mehr Jugendliche kommen wegen der tollen Stimmung zu uns."
DIE FINANZEN
Friedrichshafen ist seit Jahren Ligakrösus. Der Verein hat einen Saisonetat von 2,5 Millionen Euro und 21 Sponsoren. Wie Fußball-Rekordmeister FC Bayern hat Friedrichshafen ein Leistungszentrum. Dort ist auch das Zweitliga-Projekt, die „Volley YoungStars“, zu Hause. Haching mit seinen 20 Sponsoren hat einen Etat von 800000 Euro, wovon Hauptsponsor Generali 700000 Euro trägt. Paduretu: „Friedrichshafen hat eine dreimal so teure Mannschaft wie wir. Wenn die keinen Titel holen sollte, werden sie das ganze Team austauschen.“
DIE STARS
Bei Generali Haching ist Marco Liefke der Star. Er kam vor der Saison aus Polen, hat als einziger Hachinger schon Champions League gespielt. „Marco war unser bester Spieler in den beiden Spielen im Halbfinale. Er ist mit seiner Erfahrung sehr wichtig, hat viel gesehen, viel erlebt und überall gespielt“, lobt Paduretu seinen Kapitän. Der Star bei Friedrichshafen? Trainer Moculescu! Fanliebling ist Angreifer Sung-Min Moon. „Die Fans fahren völlig auf Sung-Min ab. Sie lieben ihn", so Moculescu. Ein weiterer großer Star ist der Portugiese Joao José. Der Mittelblocker wurde in seiner Heimat 2007 zum „Sportler des Jahres“ gewählt – gemeinsam mit Fußball-Weltstar Cristiano Ronaldo. Generali-Kapitän Liefke jedoch ist dies alles egal. „Im Finale geht es bei Null los“, sagt er. „Wir sind keinesfalls chancenlos.“ Ab Sonntag wollen die Hachinger das beweisen.Reinhard Franke