Haching: Zumachen - oder 2. Liga?
Die Hachinger Volleyballer stehen vor dem wohl letzten Heimspiel der Saison. Weil es auf der Suche nach einem neuen Hauptsponsor keine Erfolge gibt, erwägen sie nun einen freiwilligen Abstieg.
Unterhaching - Eine kleine, aber nicht unerhebliche gute Nachricht durfte Josef Köck schon am Dienstagmittag verkünden: „Wir werden die Halle voll kriegen“, sagt der Manager von Generali Haching vor dem vierten Playoff-Halbfinale gegen den VfB Friedrichshafen (19.30 Uhr, Arena am Utzweg). Und das, obwohl die Volleyballer an diesem Abend mit dem FC Bayern und dessen Pokal-Halbfinale konkurrieren.
„Die Stimmung wird wieder grandios sein“, sagt Köck. 1500 Zuschauer werden kommen, mehr passen nicht in die Halle. Klar, schließlich geht es für Haching um nicht weniger als: Alles. Hauptsponsor Generali zieht sich nach der Saison zurück, wenn die Mannschaft von Trainer Mihai Paduretu am Mittwoch verliert, dann steht es in der Best-of-five-Serie gegen den Serienmeister 1:3 – und das Kapitel Profi-Volleyball in Haching ist beendet. Oder?
„Wir haben hier so viel Herzblut hineingesteckt“, sagt Köck. „Es geht hier nicht nur um die Profimannschaft, sondern um den Sport an sich, um den Nachwuchs, um die Fans.“ Und um das Lebenswerk von Paduretu, der aus einem kleinen Vorstadtverein eine europäische Spitzenmannschaft geformt hat. Eigentlich wollten Paduretu und Köck schon Ende 2013 das Aus besiegeln, sollte kein Sponsor gefunden werden.
Aber sie hängen zu sehr an diesem Verein, an ihrem Verein. Deshalb haben sie fristgerecht zum 15. April alle Unterlagen für eine neue Erstliga-Lizenz eingereicht, auch die verpflichtend nachzuweisenden gesicherten 25 Prozent des Minimum-Budgets von 200000 Euro – also 50000. Die nächste Deadline: der 31. Mai. „Dann müssen wir 50 Prozent des Etats nachweisen“, sagt Köck, „oder 5500 Euro Strafe zahlen.“ Um etwa eine Million geht es für gehobenen europäischen Spielbetrieb. „Das könnten sich auch vier oder fünf Unternehmen aufteilen“, sagt Köck. Gespräche laufen weiter, die Erfolgsaussichten sind offenbar eher gering.
Daher haben sie in Haching nun auch ein vormals undenkbares Szenario durchgeplant: in die zweite Liga zu gehen. Um nicht ganz aufhören zu müssen. „Die Frage ist, wie attraktiv das dann noch für die Sponsoren ist“, sagt Köck. Mit dem jetzigen Hachinger Spektakel hätte der Spielbetrieb dann nicht mehr viel zu tun – internationale Stars ließen sich nicht mehr locken. „Das Beste ist, alle Interessenten kommen gegen Friedrichshafen in die Halle.“ Zur wohl letzten Verkaufsveranstaltung für Spitzenvolleyball in Haching. „Was die Mannschaft derzeit zeigt, ist der Wahnsinn. Die Spieler sind hochmotiviert – obwohl sie die Situation natürlich genau kennen“, sagt Köck. Schon am vergangenen Donnerstag gelang den Hachingern ein Heimsieg gegen die favorisierten Häfler. Noch einer, und es käme am Samstag (19.30 Uhr) in Friedrichshafen zum Entscheidungsspiel um den Finaleinzug.
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