Haching: „Wir wollen Meister werden“
Wie Haching-Coach Mihai Paduretu seine Spieler zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte führen will: zehn Stunden Schlaf pro Tag, wenig Internet, weg vom Computer – und natürlich mehr Training.
AZ: Herr Paduretu, am Sonntag um 16 Uhr geht's wieder los. Generali Haching startet zu Hause gegen Aufsteiger TV Bühl in die neue Saison. Wie sehr Freude Sie sich, dass die volleyballfreie Zeit vorbei ist?
MIHAI PADURETU: Ich bin froh, dass es wieder losgeht. Das letzte Spiel war im Mai. Wir trainieren zwar schon seit einem Monat, aber durch die EM-Abstellungen konnten wir oft nur mit fünf, sechs Spielern trainieren.
Was haben Sie in Ihrem Urlaub gemacht?
Ich war Anfang August 14 Tage mit der ganzen Familie, insgesamt 20 Leuten, in Bukarest und im Donaudelta. Wir waren angeln, sind dort mit dem Boot durch die Kanäle gefahren und waren auf einer Insel. Es war sehr schön.
Sie nannten sich selber mal einen Workaholic. Konnten Sie denn richtig abschalten?
Nein! Ich müsste lügen, wenn es anders wäre. Das geht nicht. Du musst ab und zu ins Internet und mit Spielern telefonieren. An der Donau hatten wir mal kein Internet, da war ich ganz für die Familie da.
Als Trainer und Geschäftsführer mussten Sie schließlich auch alle Vertragsverhandlungen führen. Es ist Ihnen geglückt, den Stamm der Mannschaft zu halten. Das ist Premiere in der Klubgeschichte.
Ja, aber das Lob gebe ich an unseren neuen Manager (Josef Köck, d. Red.) weiter. Er hat die finanziellen Voraussetzungen geschaffen, dass ein Bakumovski, ein Steuerwald oder ein Günthör weiter hier spielen, und wir den Kader noch mit vier sehr guten Spielern verstärken konnten: den Boer, Friedrich, Andel, Kaliberda.
Mussten Sie die Verträge verbessern? Eugen Bakumovski zum Beispiel hatte gute Angebote aus dem Ausland.
Die Jungs haben keine utopischen Forderungen gestellt. Sie wissen, was sie an Haching und am Verein haben. Außerdem will ich keinen überzeugen müssen, hier zu bleiben. Wir zahlen nicht so viel wie in Polen oder in Italien. Wir zahlen dafür überpünktlich.
Vorbild FC Bayern?
Ja, auch bei uns können sich die Spieler voll auf das Sportliche konzentrieren. Das ist einer der Gründe, warum alle Leistungsträger hier bei uns geblieben sind.
Aber das kann nicht der einzige Grund sein... Gibt es weitere Ursachen?
München! Du bist hier in einer der schönsten Städte Europas. Die Spieler müssen selber wissen, ob sie für 30000 Euro hier spielen wollen oder für 50000 in einer kleinen Stadt in Polen. Jeder muss das für sich entscheiden. Ich bin auch nicht beleidigt, wenn einer weg will. Im Gegenteil: Ich unterstütze ihn.
Wie bitte? Sie haben nicht versucht, die Leistungsträger zum Bleiben zu bewegen?
Doch natürlich habe ich mit ihnen geredet, weil ich auch weiß, wie manche Spieleragenten arbeiten. Die Jungs sind aber alle intelligent und haben die richtige Entscheidung getroffen.
Sie haben ganz mutig die Deutsche Meisterschaft als Ziel ausgegeben.
Der zweite Platz würde doch keinen motivieren. Das Ziel Meisterschaft wurde nicht vom Hauptsponsor ausgegeben. Ich bin bereit dieses Risiko einzugehen, indem ich sage: Wir wollen Meister werden! Ich weiß, dass die Mannschaft das auch will und bereit ist, alles dafür zu tun. Der Wunsch kommt von innen. Wir können es schaffen – und das motiviert uns.
Wird es die wichtigste Saison für Sie in Haching?
Daran arbeiten wir. Der Verein wird nächstes Jahr 100 Jahre alt. Es wäre sensationell, wenn wir dann Deutscher Meister werden.
Ist Friedrichshafen wieder der härteste Konkurrent?
Wir haben keine Angst vor Friedrichshafen, obwohl der VfB acht gute Spieler verpflichtet und einen 15er-Kader hat. Wir werden stärker sein als vergangene Saison.
Der Etat in Haching liegt immerhin bei knapp unter einer Million Euro. Auch sonst wirkt alles größer und professioneller...
Wir trainieren mehr und beginnen nicht mehr um sechs, sondern um fünf Uhr. Das wollten die Spieler so. Außerdem haben wir jetzt drei Mitarbeiter, die für das Scouting zuständig sind, Ernährungsberater und Sportwissenschaftler.
Neu sind auch die Verhaltensregeln für die Spieler.
Ja, die Jungs müssen zehn Stunden am Tag schlafen, sollen nicht zu lange im Internet sein und am Computer spielen, auf die Ernährung achten und abends nicht zu lange um die Häuser ziehen.
Gibt's Kontrollen vom Trainer?
Wir vertrauen uns. Aber dass doch einer abends zu lange weg bleibt, ist unmöglich. Unterhaching ist zu klein, dass ich es nicht erfahre.
Interview: Reinhard Franke
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- FC Bayern München