Haching vor Spitzenspiel: "Mit Fleiß und Hirn"

Vor dem Spitzenspiel gegen Haching lobt Friedrichhafens Trainer Stelian Moculescu seinen Ziehsohn, Generali-Coach Paduretu: „Mihai ist der kommende Mann im deutschen Volleyball”
AZ: Herr Moculescu, am Samstag (19.30 Uhr) kommt es zum großen Volleyball-Duell zwischen Ihrem Team, dem Rekordmeister VfB Friedrichshafen, und dem aktuellen Bundesliga- Spitzenreiter Generali Haching.
STELIAN MOCULESCU: Wir Freude uns sehr. Die Hachinger kommen als Tabellenführer mit breiter Brust zu uns. In Haching wird seit Jahren schon sehr gute Arbeit abgeliefert. Wenn man es genau nimmt, seitdem Mihai (Haching-Coach Mihai Paduretu, d. Red.) dort ist. Konzeptionell und fachlich ist da alles bestens. Es gibt wenig Spiele, die so viel Spannung versprechen.
Sie sind mit 22 Titeln der erfolgreichste Volleyball-Trainer Deutschlands. Und treffen nun auf eine Mannschaft, die in dieser Saison noch kein Spiel verloren hat. Wie gehen Sie das Spitzenspiel an?
Nachdem wir am Anfang der Saison ein paar Probleme hatten, kommen wir langsam immer besser in Tritt, die Truppe wächst zusammen. Alle bei uns sind heiß auf ein echtes Süd-Derby.
Ihre Mannschaft war jahrelang der FC Bayern des Volleyball, Haching holte immer mehr auf. Ist es am Samstag ein Duell auf Augenhöhe?
Der große Favorit vor der Saison war Berlin, aber Haching hat eine sehr gute Mannschaft, ist jetzt nicht nur wegen Tabellenplatz eins der Favorit. Aber im Sport geht es schnell. Wir wollen am Samstag gewinnen – und dann kann sich alles wieder drehen.
Haben Sie heuer ein bisschen Angst vor Haching?
Ich habe noch nie Angst in meinem Leben gehabt, weder als ich aus Rumänien geflüchtet bin, noch in einer anderen Situation. Angst ist nicht das, was mich umgibt. Es ist ein gesunder Respekt da und das ist immer so, wenn man gegen gute Leute spielt, die auf Augenhöhe sind. Es ist eine gewisse Spannung da, das ist auch gut, weil man dann sieht, dass man lebt. Es wäre schön, wenn wir solche Situationen öfter hätten, weil das hält einen jung.
Apropos jung. Hachings Trainer Mihai Paduretu ist quasi Ihr Ziehsohn. Sie haben ihn 1994 aus Rumänien nach Deutschland mitgebracht.
Ich habe ihn damals zum ASV Dachau geholt. Er ist ja eine ganze Generation jünger als ich. Mihai ist der kommende Mann im deutschen Volleyball. Er zeigt, dass man mit Fleiß, mit Hirn und Volleyball-Sachverstand sehr viel erreichen kann. Er müsste nur ein bisschen lauter werden und seine Meinung mehr in der Öffentlichkeit sagen und nicht nur mir privat (lacht). Aber hohen Respekt vor dem, was er da in Haching aufgebaut hat. Wenn ich in München bin, dann treffen wir uns immer und telefonieren regelmäßig. Wenn ich jemand Erfolg wünsche, dann Mihai.
Paduretu wirkte zuletzt mit wachsendem Erfolg dünnhäutiger. Wie war das bei Ihnen, als Sie groß rauskamen?
Ich habe am Anfang meine Seele auf der Zunge getragen. Ich habe gedacht, dass ich das irgendwann zurückbekomme, aber ich habe immer deutlich sagt, dass, wenn ich etwas sage, dass das nur für den Augenblick ist. Ich wurde ruhiger. Von mir hat man die letzten vier Jahre nichts Lautes mehr gehört. Man wird ruhiger, weil man das alles nicht mehr braucht.
Sie kennen Herrn Paduretu wie kein anderer. Hat ihn der große Erfolg verändert?
Er ist sicher bissiger geworden. Sein oberstes Ziel ist es, endlich Deutscher Meister zu werden. Das ist das, was Unterhaching noch fehlt. Da sind wir denen um den ein oder anderen Titel voraus. Der Meistertitel ist die Krönung, das will Mihai. Er ist hungrig darauf und Erfolg macht süchtig.