Haching sucht den Ribéry
"Wir haben keinen, der uns Siege garantiert, auch wenn wir schlecht spielen." - Hachings Volleyball-Coach Paduretu über Schlüsselspieler, Geld und die Duelle mit Friedrichshafen.
AZ: Mihai Paduretu, die Hachinger Reise im Halbfinale der Volleyball-Playoffs am Mittwoch, 20 Uhr, geht nach Friedrichshafen, weil Sie das letzte Punktspiel gegen Eltmann unerwartet verloren haben. Ärgerlich, oder?
MIHAI PADURETU (41): Ja, ich bin auch immer noch verärgert über Eltmann. Ich kann so etwas nicht vergessen. Hätten wir gewonnen, hätten wir jetzt nicht Friedrichshafen. Aber wir haben eben keinen Ribéry.
Ribéry? Wieso den?
Wir haben keinen, der uns Siege garantiert, auch wenn wir schlecht spielen. Mit einem Ribéry hätten wir nicht verloren, aber den können wir uns nicht leisten. Vielleicht wird einer unserer Jungen ja einer.
Wer denn?
Ich möchte da niemanden nervös machen, schon gar nicht vor diesem Spiel. Aber wir haben zwei, drei mit Talent und Ehrgeiz.
Wie viele Ribérys gibt es denn im Volleyball?
Auf der Welt viele, in Deutschland auch welche. Aber die sind alle in Friedrichshafen. Die haben gleich drei oder vier. Sonst hätten die vergangene Saison nicht die Champions League gewonnen.
Sie sind also chancenlos. Dann könnten Sie sich die 200 Kilometer Anreise an den Bodensee getrost sparen.
Das ist zwar beeindruckend, aber das interessiert uns recht wenig. Friedrichshafen dominiert seit zehn Jahren alles. Irgendwann wird die Dominanz beendet sein. Der Tag kommt. Vielleicht ja schon jetzt. Oder am Sonntag (Rückspiel um 17.30 Uhr in Haching, d. Red.).
Sie als Trainer der Ribérys in Friedrichshafen, darauf haben Sie mit „niemals“ geantwortet. Warum?
Ist Geld alles?
Nein, sicher nicht.
Dann haben Sie die Antwort.
Aber der Mensch strebt immer nach Höherem.
Wir sind ja hier in Haching noch nicht bei der Hälfte von dem, was wir erreichen können. Friedrichshafen spielt seit 30 Jahren Bundesliga, wir seit sieben. Wir sind noch am Anfang. Irgendwann werden wir einen Titel holen, das weiß ich.
Die Resonanz ist schon jetzt erfreulich. Zuletzt kamen meist über 1000 Zuschauer zu Hachings Heimspielen.
Und das ohne Werbung! Wir haben diese Saison ja nur 20 Plakate aufgehängt. Wenn im Europapokal im Herbst ein italienischer Spitzenklub kommt, sollte man darüber nachdenken, in die Olympiahalle umzuziehen. Dann hast du locker 4000 bis 5000 Zuschauer. Mit Werbung vielleicht 10 000 oder 20 000. Überlegen Sie sich das mal!
Sie sind seit 1997 im Amt, haben diese Saison erstmals fünf Profis im Kader. Werden es noch mehr?
Das kann ich nicht sagen. Man kann nicht erwarten, dass Generali alles bezahlt. Wir bräuchten noch zwei, drei Großsponsoren.
Karl Pfister, Vorstandmitglied bei Hauptsponsor Generali, will mit Haching Meister sogar werden.
Das wollen wir doch alle.
Aber?
Zwischen Friedrichshafen und uns, da ist noch mindestens eine Liga dazwischen. Wir haben nur eine Chance: Wenn die einen ganz schlechten und wir einen sehr guten Tag haben. So wie in der Hinrunde im November: So schlecht habe ich Friedrichshafen noch nicht gesehen.
Sie haben das Spiel trotzdem 1:3 verloren.
Ja, die haben dann ja noch diese Ribérys.
Interview: Thorsten Klein
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