Haching: Copado vor dem Aus?

Beim 4:0 gegen Erfurt sitzt der Star der SpVgg Unterhaching nur auf der Bank. Danach spottet er über Coach Ralph Hasenhüttl.
UNTERHACHING Es hätte so schön sein können. Doch richtig Freude über das 4:0 gegen Erfurt konnten sie sich am Samstag nicht bei der SpVgg Unterhaching. Zwar hat man als Fünfter nur noch drei Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz, doch der Ärger um Francisco Copado überlagerte die Freude. Dem Star droht das Aus bei der SpVgg.
Tatsächlich war der Deutsch-Spanier bereits auf dem Weg nach Hause, als viele der 3500 Zuschauer im Sportpark noch feierten. Ein Affront – und eine weitere Eskapade des 34-Jährigen, der erst im Winter von Bundesligist Hoffenheim nach Haching zurückgekehrt war. Erst sein Spruch, die Mannschaft habe gespielt wie „Mädchen“ samt Geldstrafe, dann der Bruch mit den Fans (AZ berichtete) – und jetzt auch noch der Bruch mit Trainer Ralph Hasenhüttl?
Der Chefcoach hatte Copado erst kurz vor dem Spiel aus der ersten Elf gestrichen. Der machte sich darüber bereits auf dem Weg zur Ersatzbank lustig und zeigte das Victory-Zeichen. Auf der Bank verbrachte er die kompletten 90 Minuten und musste mit ansehen, wie seine Kollegen auf dem Platz die „beste Saisonleistung" (Hasenhüttl) zeigten. Ohne ihn.
Ein Gefühl, dass Copado bislang nur aus Hoffenheim kannte. Aber Bankdrücker in Liga drei? Eine Demütigung. Zwei Stunden nach dem Spiel erreichte ihn die AZ bei seinem Schwiegervater, Hachings Mäzen Anton Schrobenhauser. „Ich bin sauer und es wird mit Sicherheit ein Gespräch zwischen dem Trainer und mir geben. Dann werden wir sehen, was passiert. So geht's nicht", polterte Copado und wurde ironisch: „Die Jungs haben 4:0 gewonnen. Der Trainer hat heute das Glück gehabt. Vielleicht kommen nun bessere Zeiten auf die Spielvereinigung zu. Vielleicht war ich ja das Problem – und das hat sich jetzt bestätigt. Für heute werde ich kein Öl ins Feuer gießen.“ Sprach’s und polterte dennoch weiter.
"Wahrscheinlich hat dem Trainer eine Fee nachts etwas ins Ohr geflüstert"
„Am Tag vor dem Spiel haben der Trainer und ich 10 Minuten gesprochen. Ich war fest eingeplant – und mittags war ich raus“, sagte Copado, „wahrscheinlich hat dem Trainer eine Fee nachts etwas ins Ohr geflüstert. Ich bin das schwarze Schaf für den Trainer. Ich werde mit den entsprechenden Leuten Gespräche führen und ich weiß, wer wichtig ist für den Verein."
Eine Drohung in Richtung Hasenhüttl? Der Österreicher setzt im Sturm auf das Duo Fink/Rathgeber. „Die beiden verstehen sich gut. Copado und Fink – das passt vorne nicht", so der Coach. Auch Toptorjäger Anton Fink (16 Saisontore) selbst sagte: „Ich fühle mich vorne im Sturm wohler neben Thomas." Über Copados Zukunft will Hasenhüttl „in den nächsten Tagen entscheiden“.
Der Star selbst zieht die Trennung in Erwägung: „Normalerweise würde ich ausrasten, aber es geht um den Verein meines Schwiegervaters. Wie es mit Hasenhüttl-Copado weitergeht, ist eine andere Sache. Es wird ein Gespräch geben, da wird es vielleicht auch richtig auseinander gehen." Ob er glaube, nochmals unter Hasenhüttl zu spielen? „Ich sitze gerade bei meinem Schwiegervater – und er hat dazu nur gegrinst.“
Tatsächlich ist auch Klub-Chef Engelbert Kupka schlecht zu sprechen auf Copado. „Er hatte zugesagt, dass er sich einordnen will“, sagte er zur AZ, „dazu gehört auch eine gewisse Selbstbeschränkung nach außen. Wir können uns nicht gegenseitig kaputt machen. Kritik nach außen zu tragen, ohne mit uns gesprochen zu haben, ist völlig inakzeptabel. Wir werden uns darüber unterhalten, wie es weitergeht.“ Und weiter: „Diese Haltung ist für mich und auch für das Präsidium nicht akzeptabel ist."
Reinhard Franke