Golubytskyis kleine Fecht-Rache an der Olympiasiegerin
Carolin Golubytskyi muss sich wie nach einem Zwölf-Runden-Fight im Boxring gefühlt haben. Der große rote Fleck auf der hübschen Nase war nicht zu übersehen, die Striemen auf der linken Hand ebenso nicht.
Budapest - Olympiasiegerin Elisa di Francisca hatte der Deutschen in der Budapester Syma-Halle mit Florett und körperlichen Attacken heftigst zugesetzt. Und wie in London ging Golubytskyi erst beinahe k.o. - diesmal aber nicht doppelt. Im olympischen Achtelfinale war sie von der kantigen Italienerin bei eigener hohen Führung von 7:2 und 8:3 wüst am Hals getroffen worden; am Ende standen Aus und Medaillenlosigkeit. "Ich war einfach nicht gemein genug", stellte sie damals unter Tränen fest.
In Ungarns Hauptstadt gab es nichts zu weinen für die Olympia-Zwölfte und EM-Dritte von Zagreb 2013. Der "plötzliche Tod" der Fechter, also die Verlängerung bei Gleichstand nach Zeitablauf, erwischte die Italienerin, die nach Golubytskyis Einschätzung "Schwarz" hätte sehen müssen wegen ihrer rüden Vorgehensweise im dramatischen WM-Halbfinale.
"Seit Olympia hat sie einen Kick auf mich", erläuterte die für den FC Tauberbischofsheim startende viermalige deutsche Meisterin. Warum eigentlich? Na, weil Golubytskyi eigentlich ganz gut kann gegen die ehemalige Weltmeisterin di Francisca: "Sie wird aggressiv, wenn's bei ihr nicht gut läuft. Normalerweise ist sie okay", schilderte die neue WM-Zweite von der Tauber das Verhalten ihrer Konkurrentin auf Planche und im Alltag. Mehr als ein "Hallo" würde man sich aber auch nicht zurufen.
Den Fausthieb indes wollte Carolin Golubytskyi der Olympiasiegerin nicht so schnell verzeihen. "Niemand macht etwas dagegen", grollte Deutschlands Vorzeige-Florettfrau mit Kampfgericht und Obleuten. Ein derart rüdes Attackieren hätte für Golubytskyi die Disqualifikation nach sich ziehen müssen - aber "es ist ja nochmal gut gegangen". Zum ganz großen Coup reichte es aber nicht. Im Finale siegte di Franciscas Teamkollegin und Weltranglistenerste Arianna Errigo mit 15:8.
Trotzdem stand nach Silber ein Glas Champagner auf Golubytskyis Plan. Und sie fand schnell gedankliche Anlässe, künftig mehr von diesem prickelnden Getränk zu sich nehmen zu dürfen: "Eine Olympia-Medaille ist mein großes Ziel." Bei kontinentalen Titelkämpfen sind es im Einzel zwei (Bronze 2008 und 2013), bei einer WM ist das Soll nach häufigen Beratungs-Telefonaten aus Ungarn mit ihrem Mann und Trainer Sergej in Kalifornien seit Mittwochabend erfüllt: "Endlich - das hat lange gedauert." Jetzt kommt Rio 2016.
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