"Gladiatoren am Werk"

FRANZ KLAMMER: Das hab' ich leider schon befürchtet. Die waren schon die ganze Woche im Training nicht so drauf, wie sie drauf sein sollten. Romed Baumann hat einen Riesen-Fehler gemacht, ist Vierter geworden: Das ist okay. Aber wir haben leider keine Rolle gespielt.
Und ein eher trauriges WM-Ende für Ex-Weltmeister Michael Walchhofer, der nach dieser Saison seine Karriere beendet...
Kann man so sehen. Ich glaube, dass das nicht seine Strecke war. Er hat gekämpft, sich schwer getan mit den Verhältnissen.
Was sagen Sie zur viel diskutierten Kandahar?
Das war eine sensationelle Werbung für den Skisport. So wollen wir das sehen. Da waren richtige Gladiatoren am Werk...
...die im Ziel allesamt ganz schön gepumpt haben.
Diese Anforderungen haben sie selten im Weltcup. Dort fahren sie oft auf brettlebenen Pisten - und kommen jetzt auf eine anspruchsvolle Piste, auf der man extrem aktiv sein muss.
Ist die Kritik an der Kandahar also berechtigt?
Sie ist wie gesagt extrem anspruchvoll, aber es gab nur zwei Stürze. Eigentlich hat das jeder gemeistert. Die Geschwindigkeit ist ja nicht allzu hoch. Und das ist das, was man ja immer fordert.
Haben die schlimmen Stürze der beiden Österreicher Hans Grugger und Mario Scheiber dem ÖSV-Team einen Knacks gegeben?
Das mag sein. Aber wenn man sich die Kanadier anschaut: Da sind auch fünf verletzt. Unfälle wie der vom Grugger Hans werden nie zu vermeiden sein, egal wie man die Abfahrt herrichtet. Heute hat man gesehen: Jeder weiß, dass es gefährlich ist, dass es kritisch wird, wenn er einen Fehler macht, und jeder hat sich mit Bravour durchgebissen, auch wenn es an der Grenze war.
Der Weltmeister heißt Erik Guay und kommt – wie sein direkter Vorgänger John Kucera – wieder einmal aus Kanada. Eine Überraschung?
Der hatte mir im Training schon gefallen. Ich will seine Leistung nicht schmälern, aber es war ja ein bisschen ein Startnummern-Rennen. Er hat seine Nummer optimal genutzt. Didier Cuche hatte zum Beispiel Pech, weil vor seinem Start für ein paar Minuten unterbrochen werden musste. In dieser Zeit bildet sich ein dünner Film auf dem Schnee – und der bremst. Insofern ist Cuches Leistung noch höher einzuschätzen.
Wie haben Sie die beiden deutschen Läufer wahrgenommen?
Den Sturz von dem einen (Sander, d. Red.) hab' ich gesehen, den anderen (Stechert, d.Red.) gar nicht mitbekommen. Nach der Verletzung von dem einen, wie heißt der nochmal?
Stephan Keppler.
Genau. Ohne den ist halt noch nicht viel da. Aber dazu ist ja auch eine WM da, damit man ein bissl was aufbauen kann, um überhaupt wieder eine Awareness zu schaffen.
Wie erleben Sie generell die Weltmeisterschaft in Garmisch?
Super-Atmosphäre! Alles wunderbar organisiert. Die Strecken sind absolut WM-würdig. Da werden die Besten gekürt, nicht irgendein Zufalls-Sieger.
Könnte Garmisch 2018 also auch Olympia ausrichten?
Garmisch wäre gerüstet. Meistens vergisst man bei Olympia-Bewerbungen ja den Sport. Da gibt es schon mal fade Abfahrten. Nicht so in Garmisch: Da wird richtig Tacheles geredet, da geht's zur Sache, und nur die Besten gewinnen – so wie es sein soll.