Gervacio „Jay-Jay” Madja: Unser Mann für Togo

Ein Münchner Software-Entwickler tritt bei der Langlauf-WM an. Irre: Der Togolese stand vor acht Wochen das erste Mal auf Skiern! In seiner Heimat ist er schon ein Star, auch der König guckt zu
MÜNCHEN Der 27-jährige Togolese Gervacio „Jay-Jay” Madja lebt seit 15 Jahren in München und arbeitet als Softwareentwickler. Jetzt tritt er bei der Nordischen Ski-WM in Italien für sein Heimatland Togo an. Das Verrückte: Bis vor acht Wochen stand er noch nie auf Skiern! In der AZ erklärt er seine total verrückte Aktion.
AZ: Herr Madja, wie kommt man als Bürohengst auf die verwegene Idee, bei einer Nordischen Ski-WM zu starten?
GERVACIO MADJA: Das war kurios. Ich lag nachts im Bett und bekam eine SMS von meinem Fußball-Spezl Toni. Da stand drin, dass ich meine Fußballschuhe an den Nagel hängen sollte und bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi als Langläufer teilnehmen werde.
Sie dachten, alles wäre ein Scherz?
Ja klar. Ich habe kurz geschmunzelt und mich gefragt, ob er mich verarschen will. Hätte ja sein können, dass er betrunken war und sich einen Spaß erlaubt hat.
Wie hat sich Ihr erstes Mal auf Skiern angefühlt?
Das war vor gut acht Wochen. Der Sponsor hat das organisiert. Ich habe denen gesagt, dass ich mit Wintersport nichts am Hut habe und noch nie auf Skiern stand. Das hat denen natürlich gefallen. Sie haben mir eine Trainerin organisiert und mich auf die Skier gestellt.
Sie sind eigentlich Softwareentwickler. Was sagt Ihr Chef zu Ihrer Sportler-Karriere?
Der ist euphorisch dabei und unterstützt mich. Ich habe zehn Tage frei bekommen.
Im Moment sind Sie im Trainingslager in Südtirol. Machen Sie Fortschritte?
Das kann ich nicht so wirklich beurteilen. Ich bin ja eine Langlauf-Jungfrau. Die ersten Male bin ich fast verzweifelt, aber mittlerweile falle ich nicht mehr so oft auf die Schnauze.
Nicht mehr so oft?
(lacht) Fast gar nicht mehr!
Ganz ehrlich: Haben Sie Angst, sich zu blamieren?
Blamieren würde ich mich nur, wenn ich vorher gesagt hätte, dass ich den Jungs da den Hintern versohlen werde.
Was haben Sie sich für die WM vorgenommen?
Das Ziel kann nur sein: Durchkommen. Letzte Woche habe ich zum ersten Mal zehn Kilometer am Stück geschafft. An eine bestimmte Zeit möchte ich noch nicht einmal denken.
Was wäre schlimmer: Letzter werden oder ausscheiden?
(lacht) Wen soll ich denn schlagen? Wenn es da einen gibt, der in der gleichen Verfassung ist wie ich, vielleicht. Aber wenn ich Letzter werde, wird man mich auch nicht in die Psychiatrie einweisen müssen.
Wer sind Ihre Favoriten?
(lacht laut) Ganz ehrlich? Ich kenne die Namen nicht mal.
Togo ist nicht gerade als Wintersport-Eldorado bekannt. Wie reagierten Ihre togolesischen Verwandten?
Anfangs waren Sie skeptisch, haben gefragt, was so ein exotisches Land mit Schnee soll. Hier wird es nie schneien, außer die Welt geht mal unter.
Wie haben Sie den Togolesen erklärt, was genau Sie tun?
Die mussten sich das auf YouTube anschauen!
Sie sind ein Star in Togo. Waren im Staatsfernsehen zu sehen und hatten eine Audienz beim togolesischen König. Kommt er?
Er besucht mich nach der WM in Deutschland und freut sich drauf. Er meint, er würde sich das auch zutrauen. Mal sehen, ob er hinterher noch stehen kann!
Überträgt das togolesische Fernsehen die WM?
Ja, das Fernsehen überträgt und über fünf Millionen werden die Daumen drücken!