Gefeuerter Copado: „Für mich ist Schluss“
Warum Francisco Copado (34) nach dem Aus in Unterhaching seine Karriere beendet.
AZ: Herr Copado, wo erreichen wir Sie gerade? Wollten Sie nach Ihrem Rauswurf in Haching einfach nur weg?
FRANCISCO COPADO: Ich bin gerade bei meinen Eltern in Sevilla und habe Zeit zum Nachdenken. Die Entscheidung ist ja nicht von heute auf morgen gefallen. Ich habe mir lange vorher überlegt, ob es noch einen Sinn macht, weiter Fußball zu spielen. Es war sehr schwer für mich und nicht einfach sich einzugestehen, dass jetzt Schluss ist mit Fußball.
Aber das Aus in Haching kam ja nicht, weil Sie mit Fußball aufhören wollten. Hauptgründe waren Ihre Eskapaden und Ihr Zerwürfnis mit Trainer Hasenhüttl. Präsident Kupka sprach von einer inakzeptablen Haltung Ihrerseits.
Ich war gefrustet, dass ich nicht helfen kann. Deshalb bin ich ja nach Haching zurück. Ich merkte schon seit langem, dass Schluss ist. Mir tat morgens beim Aufstehen alles weh, und es fiel mir immer schwerer, mich zu motivieren. Dann haben die Resultate auch nicht gestimmt. Es war verdammt hart. Daher wollte ich keinem mehr im Weg stehen und sagte zu mir, dass ich aufhöre mit Fußball.
Sie mussten vor Wochen schon eine Geldstrafe zahlen. Haben Sie den Rauswurf provoziert durch ihren Machtkampf mit dem Trainer?
Nein. Ich wollte nie einen Machtkampf mit dem Trainer. Ich wollte von Anfang an nur helfen. Ich hab hier für null Euro gespielt und war keine finanzielle Belastung für den Verein. Jetzt lasse ich der Mannschaft und dem Trainer freien Lauf, dass sie den maximalen Erfolg haben.
Warum hat es nicht gepasst zwischen Ihnen und Cheftrainer Ralph Hasenhüttl?
Die Chemie war einfach nicht hundertprozentig da. Es gibt die Momente, wo es zwischen einem älteren Spieler und dem Trainer nicht passt. Gott sei Dank muss ich nicht mehr Fußball spielen, muss keinem mehr etwas beweisen. Ich stehe zu den Dingen, die ich gesagt habe, auch wenn mir manches leid tut. Da habe ich auch mal was Falsches gesagt. Ich hatte kein Problem mit Ralph Hasenhüttl. Ich wünsche ihm wirklich von Herzen, dass er das Maximum aus der Mannschaft rausholt und der Aufstieg gelingt.
Tut es Ihnen im Nachhinein leid, wie alles gelaufen ist?
Ein bisschen schon. Ich war erstaunt, dass es so schnell hoch kam. Ich habe mit meinem Schwiegervater (SpVgg-Schatzmeister Anton Schrobenhauser, die Red.) oft geredet. Er wusste Bescheid, dass ich aufhören will mit Fußball. Dass es jetzt so negativ auf meine Person abzielt, tut schon weh. Ich hoffe, dass die Leute in Haching wissen, was ich für den Verein getan habe. Ich hänge an Haching und wünsche ihnen von ganzem Herzen, dass sie Erfolg haben und aufsteigen. Für mich ist definitiv Schluss, und ich kann jetzt nach 16 Jahren Profifußball endlich das machen, worauf ich Lust habe.
Das wäre?
Familie, Urlaub, Golf spielen und an Orte reisen, an denen ich noch nicht war. Ich werde außerdem meinen Schwager (Ex-Bayer Hasan Salihamidzic, d. Red.) in Turin besuchen und mit der Familie nach Ibiza fahren.
Und danach?
Darüber mache ich mir jetzt keine Gedanken. Es muss erstmal ein bisschen Zeit vergehen und Gras über die ganze Sache wachsen. 16 Jahre Profi ist hart. Ich werde ein Jahr gar nichts machen, will vom Fußball Abstand gewinnen. Irgendwann wird das Feuer wieder in mir brennen.
Präsident Engelbert Kupka hat erklärt, für Sie werde es – anders als zunächst wohl mal angedacht – keinen Job bei der Spielvereinigung geben. Wie sehen Ihre Zukunftspläne also aus?
Ich weiß noch nicht. Wir möchten in München bleiben. Trainer ist nicht mein Ding. Ich werde zwar nebenbei meine Trainerscheine machen, aber als Trainer hast du das gleiche Vagabundenleben wie als Spieler. Ich würde gern Sportdirektor werden.
Präsident Kupka sagte auch, wenn Sie sein Sohn wären, hätte er Sie „am liebsten übers Knie gelegt". Werden sie ihn vermissen?
Ja. Aber das zeigt, dass ich immer alles geradeaus gesagt habe. Ich hatte immer den Ehrgeiz für das Maximum. Ich war manchmal zu schnell, aber jeder wusste bei mir, woran er war. Ich kann in den Spiegel schauen. Ich werde weiter in den Sportpark gehen und mitfiebern. Das einzige, was mir wirklich fehlen wird, ist die runde Kugel, die mich mein Leben lang begleitet hat.
Interview: Reinhard Franke
- Themen:
- Hasan Salihamidzic