„Garmisch ist eingeknickt“

Audio von Carbonatix
Die Ski-WM ist gerettet: Der Bauer Max Buchwieser stellt sein Grundstück für den Zieleinlauf der Kandahar 23 Jahre lang zur Verfügung – nicht jedoch für Olympia 2018.
GARMISCH Der Gemeindeverwaltung konnte es am Ende gar nicht schnell genug gehen. Binnen drei Stunden sollte Grundstücksbesitzer Max Buchwieser schon am Mittwoch einen Vertrag unterschreiben. „Danach erlischt unser Angebot“, hieß es im Schreiben der Marktgemeinde. Der Landwirt unterzeichnete den Vertrag - allerdings erst am Freitagabend. So viel Zeit musste dann doch noch sein.
Jahrelang lag Buchwieser mit Garmisch-Partenkirchen, insbesondere mit Bürgermeister Thomas Schmid, im Clinch. Dem alteingesessenen Bauern gehört der Grund, auf dem die Zieleinfahrt der berühmten Kandahar-Abfahrt liegt. Eine Hochgeschwindigeitsstrecke, welche die Gemeinde für die Ski-WM im Februar unbedingt braucht. Bis zuletzt ließ der knallharte Olympia-Gegner die Pistenraupen nicht auf sein Areal. Im Ausgleich für die Überlassung der Piste stellte Buchwieser Forderungen - und bewies unglaubliches Sitzfleisch.
„Wir lassen uns nicht erpressen“, hatte die Gemeinde noch im Februar getönt. Das hört sich inzwischen freilich anders an. „Sämtliche Forderungen aus der Vergangenheit“ seien im neuen Vertrag enthalten. Mehr noch: „Wir weisen darauf hin, dass dies das Drei- bis Vierfache darstellt, was der Markt im Falle einer Besitzeinweisung (Enteignung) zahlen müsste“, steht im anwaltlichen Fax der Gemeinde. „Die sind total eingeknickt“, sagt Buchwiesers Anwalt Ludwig Seitz der AZ, dessen Honorar Garmisch Partenkirchen ebenfalls übernimmt. „In der vierfachen Höhe“ des bei Enteignung geschuldeten Satzes, wie das Schreiben der Gemeinde konkretisiert.
Im Gegenzug verpflichtet sich Max Buchwieser, seinen 4000 Quadratmeter großen Grund für 23 Jahre jeweils zwischen 1. November und 30.April als Skipiste zur Verfügung zu stellen. Ausgenommen von dieser Regelung sind allerdings die Olympischen Spiele 2018. Ein Passus, den Seitz quasi in letzter Minute in das Vertragswerk hat einfügen lassen. Die Gemeinde hatte ausgerechnet diesen Absatz vorsorglich geschwärzt gehabt.
„Mein Mandant erhält einen bescheidenen Geldbetrag als Entschädigung für 6000 Kubikmeter Hügel, welche Garmisch von seinem Grund hat abtragen lassen“, erklärt Seitz. Außerdem befreite der Ort das Anwesen des Landwirts von einer Anschlusspflicht an den Kanal bis ins Jahr 2020. „Herr Buchwieser hat ohnehin eine Kleinkläranlage“, sagt der Rechtsanwalt.
Auf zwei weitere Forderungen, etwa die schriftliche Genehmigung einer bislang nur mündlich erteilten Baugenehmigung, und die Umnutzung einer Garage in Wohnraum, verzichtet Buchwieser vorerst. Somit ist der Kandahar-Streit um die Ski-WM zwar beigelegt. Das Gezerre um Olympia 2018 geht aber erst noch los.
Christoph Maier
- Themen: