Zu viel der Ehre?

Lob und Lorbeer vor dem Türkei-Spiel. Doch Bundestrainer Joachim Löw will endlich wieder die WM-Form sehen.
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Hochzufrieden mit der "nicht einfachen Situation" - Bundestrainer Joachim Löw.
dpa Hochzufrieden mit der "nicht einfachen Situation" - Bundestrainer Joachim Löw.

Lob und Lorbeer vor dem Türkei-Spiel. Doch Bundestrainer Joachim Löw will endlich wieder die WM-Form sehen.

BERLIN Wer behauptet, eine Weltmeisterschaft dauere nur etwas mehr als vier Wochen, der irrt. Es ist lediglich der Spielplan, der diesen Zeitraum vorgibt. Denn in den Köpfen der Menschen, der Fans wie der Spieler, dauert eine WM viel länger. Die Erinnerungen an das Sommermärchen 2006 gehen nun schon in die fünfte Saison.

Die Nationalspieler, die den WM-Rausch damals erst auslösten und dann aufsaugen durften, bekommen dieser Tage eine Runde Flashbacks, sie sind seit Montagabend in der Hauptstadt.

Dort, im Berliner Olympiastadion, findet am Freitag das EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei (20.45 Uhr, ZDF live) statt. Und worüber wird geredet? Über die WM 2010 in Südafrika. Über die Geburt neuer, junger Helden, über einen neuen Spielstil, über grandiose Spiele, über Rang 3 – einerseits. Andererseits ist es: Vergangenheit. Und genau das ist das Problem.

Sie kommen ihr nicht aus. Südafrika ist überall. Und die meisten Spieler sind im Loch, körperlich wie psychisch. Als hätte das Turnier am Kap die Nationalkicker einem Sog ähnlich in einen Krater gezogen – irgendwo dort unten liegt es, das maximale Leistungspotenzial, die Form der WM eben.

Immer wieder bemühten sich Verantwortliche wie Spieler in den Tagen vor Berlin das Sommerturnier für beendet zu erklären, vergeblich. „Sicherlich war die Belastung groß. Aber die WM darf keine Ausrede mehr sein, ist als Erklärung für schlechte Leistungen zu einfach und falsch. Die WM ist abgeschlossen, davon können wir nicht mehr zehren", erklärte Teammanager Oliver Bierhoff. Am selben Tag jedoch referierte er vor der Presse über Ergebnisse einer Umfrage eines Meinungsforschungsinstituts, schwärmte von „wahren Wunderwerten“. Thema: die WM und der Bekanntheits- wie Beliebtheitsgrad der Nationalspieler. Ja, hört das denn nie auf?

Wie denn auch? Ein Großteil der für das Türkei-Spiel berufenen Profis hat in seinem Zimmer des Hotels Grand Hyatt nun ein Silbernes Lorbeerblatt samt Urkunde liegen, ein gemeinsames Foto mit der Kanzlerin und dem Bundespräsidenten werden die Eltern sicher geschickt bekommen. Am Dienstag wurden die WM-Helden im Schloss Bellevue geehrt. Eine feine Sache. oder zu viel der Ehre?

Selbst der frisch dekorierte Bundesverdienstkreuzträger Joachim Löw sagte nun: „Ich hätte natürlich lieber eine Trainingseinheit absolviert." Ganz pragmatisch, ganz realistisch. So waren es nur zwei Übungseinheiten, der Rest war Liga-Reha im Hotel. „Wir sind ja eingespielt, die Spieler kennen sich von der Zeit bei der WM", sagte Löw.

Für die Nationalelf wird das Türkei-Spiel zum Spagat zwischen Après-WM-Schulterklopfen, aktuellen Sorgen (die sechs Bayern) und der Pflichtnummer EM-Qualifikation. „Wir müssen Dominanz zeigen, das spielerische Element", forderte Löw nun, „all das, was wir bei der WM gezeigt haben.“ Die Türken werden ob der erworbenen Verdienste nicht Spalier stehen.

Patrick Strasser

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