Zu grün! Torwart-Fehler schockt England
Und wieder patzt ein englischer Nationalkeeper: Robert Green macht sich beim Ausgleichstreffer der USA zum 1:1 lächerlich – und wird danach zu allem Überfluss von Ersatzkeeper James verhöhnt
Der Torwart gab ein Interview nach dem anderen. „Ich habe die Nummer 1 auf dem Trikot und ich bin immer noch die Nummer 1 – ich habe nur nicht gespielt", sagte David James. Englands Ersatzkeeper, den die Fans „Calamity-James“, also Katastrophen-James, nennen, war obenauf. James sprach permanent über seinen Kollegen und Konkurrenten Robert Green. Dem Mann mit der Nummer 12, dem beim 1:1 gegen die USA die bislang größte Panne der WM passiert war.
Green hatte in Minute 40 einem harmlosen 20-Meter-Schuss von Clint Dempsey in Slapstick-Manier ins eigene Tor verholfen – und England in eine Krise gestürzt. Der verletzte Superstar David Beckham erstarrte im feinen Anzug vor der Ersatzbank. Trainer Fabio Capello wendete sich mit Grausen ab. Und was sagte „Calamity-James“? „In der zweiten Halbzeit hat Rob doch einen Ball gut gehalten."
Pechvogel Green selbst suchte sofort das Weite. Die ewige Geschichte mit dem Titel „England und seine Torhüter“ wollte der 30-Jährige von West Ham United nicht mit seinen Stellungnahmen garnieren. Das erledigte für ihn ja schließlich der eitle James.
Die Schlagzeilen in der Heimat waren für Green ohnehin bitter genug. „Rob ist zu grün für England" schrieb „News of the World". „Über dieses fürchterliche Leck werden die Yankees sich nicht beschweren“, schrieb die „Sunday Times“ in Anspielung auf die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko. Und der „Sunday Mirror“ machte aus der Nationalhymne „God save the Queen“ prompt „God save our Green“.
Ob Green noch zu retten ist? England-Coach Capello hält sich jedenfalls die Option offen, den Torwart zu wechseln. Der Italiener hatte zwar Green (30) den Vorzug vor Joe Hart (23) und James (39) gegeben. Nach dem Spiel jedoch meinte er: „Das Resultat war nicht gut. Man muss die Fehler eines Torhüters akzeptieren, das ist Fußball." Doch er sagte auch: „Ich werde mit Robert Green reden und dann entscheiden."
David Seaman, David James, Paul Robinson und nun Green – das sind Mitglieder einer unfreiwillig komischen Torhüter-Reihe, die mit ihren Flops Englands Fußball-Fans seit zehn Jahren zur Verzweiflung treiben. ARD-Experte Günter Netzer stellte lapidar fest: „Sie bleiben ihrer Tradition treu.“ Seit Peter Shilton hat das Mutterland des Fußballs keinen verlässlichen Torwart mehr.
So feierten am Ende die Amerikaner. „Wir haben sechs Monate lang über England geredet. Es wurde ein Hype um das Spiel gemacht, wir hatten viel Druck. Jetzt haben wir den Punkt geholt, den wir wollten", sagte US-Keeper Tim Howard. Der spielte grandios – und eigentlich in England. Beim FC Everton.
Gregor Derichs
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