Wolfsburg: Abrechnung mit dem Ex
DÜSSELDORF Die Worte „Felix Magath” vermied Diego – und zeigte, wie man einen Menschen kritisiert, indem man dessen Nachfolger in den Himmel lobt. „Lorenz ist sehr intelligent und respektvoll”, sagte der brasilianische Spielmacher nach dem 4:1-Erfolg in Düsseldorf über Interimstrainer Lorenz-Günther Köstner. Noch bezeichnender war sein nächster Satz: „Wir hatten hier keine Angst, Fehler zu machen – das war wunderbar.” Die Einstellung, der Geist, alles sei völlig anders gewesen als unter „dem früheren Trainer”, das sei „überragend”.
„Ich habe der Mannschaft gesagt: Wenn ihr einen Neuanfang machen wollt, wartet damit nicht bis zum nächsten Spiel”, sagte Köstner. Es folgten vier Volltreffer gegen Magath, das 4:1 der Wolfsburger war eine Abrechnung mit dem Ex. Nach dem 2:0 sei „von vielen eine riesige Last gefallen”, sagte Köstner, „man hat eine Befreiung gesehen”. Köstner schwieg sekundenlang, als er gefragt wurde, ob er nicht weitermachen wolle. Dann atmete der 60-Jährige tief durch, schüttelte den Kopf und sagte: „Was soll’s? Lügen darf man nicht. Selbstverständlich ist es das Größte, in der Bundesliga zu trainieren.” Er will also weitermachen – und bekommt Unterstützung. „Wir müssen jetzt zusammen die Punkte holen, dann wäre es normal, dass er bleibt. Ich hoffe es”, sagte Diego. Und Marcel Schäfer erinnerte an Köstners erste Amtszeit als Wolfsburger Chefcoach, als er nach der Entlassung von Armin Veh acht von 15 Spielen gewann: „Er hat es damals schon gut gemacht. Und wenn wir weiter mit ihm gewinnen, ist nicht auszuschließen, dass wir mit ihm weitermachen.”
„Natürlich freut einen das. Aber ich lasse mich davon nicht beeinflussen”, sagte Köstner zur Unterstützung. Und bemerkte auf die Frage, ob er Cheftrainer werden will: „Ich bin im Augenblick Cheftrainer.”
Doch über das Schicksal des Trainers wird in der Zentrale eines Weltkonzerns entschieden. Da bringt es nichts, dass die VfL-Ultras ein Pro-Köstner-Transparent („Mehr als eine Interimslösung”) entrollten. Am Ende entscheiden Francisco Garcia Sanz, VW-Vorstand und Vorsitzender des VfL-Aufsichtsrates, und der mächtige VW-Vorstandsboss Martin Winterkorn, das weiß auch Köstner. Ganz ergebener Mitarbeiter eines Großkonzerns versicherte er, er habe „überhaupt kein Problem”, wieder ins zweite Glied zu rücken, „wenn VW andere Ziele verfolgt”.
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